Er habe am Nachmittag den Flaggenmast in seinem Garten, den der Frühlingssturm gekippt hatte, wieder aufgestellt und – nein: nicht etwa die Stadtfahne – die Europafahne gehisst, berichtete Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) als Grußredner beim Jahresempfang der Würzburg-FDP. Gut 120 Zuhörer kamen trotz Frühlingssonne am späten Sonntagnachmittag ins Vogel Convention Center (VCC), um die Rede von Nicola Beer, der liberalen Spitzenkandidatin für die Europawahl, zu hören.
Zuvor hatten Bundestagsabgeordneter Andrew Ullmann, der FDP-Kreisvorsitzende, und Joachim Spatz, Chef der FDP/Bürgerforum-Stadtratsfraktion, das Publikum auf die Kommunalwahl 2020 eingestimmt. Sie ließen durchklingen, dass Schuchardt, wie vor sechs Jahren, als OB-Kandidat wieder mit Unterstützung der Liberalen rechnen darf. Ihm sei zu verdanken, dass erstmals seit langem "Stillstand" kein Thema im Wahlkampf sein werde, so Spatz.
Neue Arena als Beispiel für Zusammenwirken mit Investoren
Der FDP-Stadtrat erinnerte an den Ausbau des Stadtteils Hubland, Fortschritt auf dem Mozart-Gelände sowie den Neubau von Nautiland und Mainfranken Theater. Ein weiterer Meilenstein sei der Bau der Multifunktionsarena am Bahnhof, "ein gutes Beispiel, wie private Investoren und die Stadt fair zusammenwirken". Mehr Einsatz forderte Spatz im Kampf gegen die Wohnungsnot. Das Oberflächenparken wolle auch die FDP eindämmen, sagte er, allerdings müssten dann alternativ Parkplätze in Parkhäusern und Tiefgaragen geschaffen werden, damit die Innenstadt auch für Auswärtige erreichbar bleibe.
Kritik an der CSU-Staatsregierung übte Andrew Ullmann. Es widerspreche dem Anspruch, Würzburg als Wissenschaftsstandort zu stärken, wenn dringende Sanierungsarbeiten am Uniklinikum verzögert und nicht ausreichend finanziert würden. Auch beim Ausbau der Forschung in Sachen künstlicher Intelligenz passiere weniger als die CSU versprochen habe.
Beer erinnert an Genscher, Kinkel und Westerwelle
FDP-Generalsekretärin Nicola Beer, die Spitzenkandidatin für Europa, plädierte in ihrer Rede für Reformen der Europäischen Union, um die "Gesprächs- und Handlungsfähigkeit" der Staatengemeinschaft wiederherzustellen. Gerade Deutschland habe mit "Alleingängen" in der Energie- oder der Migrationspolitik viele Partner verprellt. Sie erinnerte an "leidenschaftliche Europäer in der FDP" wie die Außenminister Hans-Dietrich Genscher, Klaus Kinkel und Guido Westerwelle, die sich immer bemüht hätten, sich auch in die Rolle der Partner zu versetzen.
Ein ausführliches Interview mit Nicola Beer zur Europapolitik folgt.