Es schien unwahrscheinlich, dass der Würzburger Kreisvorsitzende der FDP Andrew Ullmann trotz des guten Abschneidens seiner Partei in den Bundestag gewählt wird. Er hatte Listenplatz 12 in Bayern. Doch das Unglaubliche geschah: Der Leiter der Infektiologie an der Universitätsklinik Würzburg zieht in das neu gewählte Parlament mit ein.
Keine Zitterpartie gab es für Karsten Klein (Aschaffenburg), der mit seinem Listenplatz 1 Spitzenkandidat der FDP war. So gehen zwei unterfränkische Liberale nach Berlin. Ullmann wird auch schon auf dem Portal des Deutschen Bundestages als neuer Abgeordneter geführt.
Viel Unterstützung im Wahlkampf
Ullmann musste bis in die frühen Morgenstunden des Montag um seinen Einzug zittern, teilten die Liberalen in einer Presseerklärung mit. Und wie hat der Kandidat selbst den unglaublichen Abend erlebt? Wann war er sich sicher, dass sein Weg ihn nach Berlin führen würde? Zwischen mehreren Terminen in der Hauptstadt telefoniert er mit der Redaktion.
„Es zeichnete sich schon im Laufe des Abends ab, wenn man den Mandatsrechner im Netz aufmachte. Um Mitternacht war ich mal drin und dann wieder draußen. Zwischen 1 und 2 Uhr gab es dann eine gewisse Stabilität. Als die endgültige Auszählung gegen 4 Uhr beendet war und ich immer noch dabei war, sagte ich mir, jetzt musst Du doch die Koffer packen. Dann kam noch die Einladung von der Bundesgeschäftsstelle in Berlin. Um 5.30 wusste ich es dann ganz sicher.“
Überhaupt nicht geschlafen
Wie verkraftet ein neugebackener Bundespolitiker so eine Nacht? „Naja, geschlafen hab ich überhaupt nicht. Ich war noch mit mehreren Mitstreitern in der Stadt unterwegs und wir hingen alle an unseren Handys und verfolgten die Auszählung.“
Ullmann freut sich, dass seine Partei in den letzten Wochen im Wahlkampf unglaublich viel Unterstützung erfahren hat. „Dass die Wähler uns ihr Vertrauen dann auch am Wahltag ausgesprochen haben, macht uns stolz und glücklich. Jetzt können wir auch im Deutschen Bundestag wieder liberale Politik gestalten.“
Sein Gemütszustand: Saugut
Wie fühlt man sich als frischgebackener Abgeordneter? Da muss er erst mal tief durchschnaufen. Nach einem kurzen Zögern dann die ehrliche Antwort: „Ich fühle mich einfach saugut. Ich freue mich, dass ich diese Verantwortung auch übernehmen darf.“ Dann eine kurze Pause und: „Es ist auch meiner Übermüdung geschuldet, dass ich so euphorisch bin.“
Und jetzt nimmt sich Ullmann erst einmal eine Auszeit und ruht sich aus, oder? „Nein, das ist ganz einfach zu erklären. Ich war gegen 5 Uhr zu Hause. Habe geduscht, Koffer gepackt und nahm den Zug um 6.30 Uhr nach Berlin. Pünktlich um 11 Uhr war ich dort bei der Bundesvorstandssitzung der FDP im Hans-Dietrich-Genscher-Haus. Um 14 Uhr war eine kurze Sitzung der FDP-Fraktion. Und morgen geht es nach München zur Vorstellung der Abgeordneten der Bayerischen FDP.“
Noch keine Wohnung in Berlin
Und wie geht es jetzt weiter mit seinem neuen Leben in der Hauptstadt? Eine Wohnung hat Ullmann jedenfalls noch nicht in Berlin. Aber die Suche geht jetzt ab sofort los, bestätigt der neue Parlamentarier.
Wie steht er zu einer Koalition zwischen Schwarz, Grün und Gelb? Das scheint ja derzeit die einzige Möglichkeit für eine Regierungsbildung zu sein. Kommt Jamaica für ihn in Frage? „Da wird der zweite Schritt vor dem ersten gemacht. Wir müssen als freie Demokraten erst einmal klären, welche Punkte wir politisch umgesetzt haben wollen in einer Koalition. Wir haben da schon einiges festgelegt. Und ob die dann Möglichkeiten für eine Koalition mit anderen Parteien bieten, muss man sehen. Die anderen müssen jedenfalls den ersten Schritt tun.
Ullmann ist 54 Jahre alt, verheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter. Er wurde in Los Angeles in den USA geboren. Er ist Facharzt für innere Medizin mit dem Schwerpunkt Hämatologie und internistische Onkologie und arbeitet an der Uniklinik Würzburg. Seit Mai 2016 führt er die Würzburger FDP.
Gesundheitspolitik und Bildung
In einem Gespräch mit dieser Redaktion hatte Ullmann noch im Wahlkampf gesagt: „Ich scheue keine neuen Herausforderungen. Wenn man von einer Sache überzeugt ist, sollte man sich auch einbringen.“ Seine Themen hat er so formuliert: Gesundheitspolitik und Bildung stehen für ihn in den nächsten vier Jahren als Abgeordneter im Vordergrund.