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Winterhausen
Fast blind, aber nicht unterzukriegen: Theater Sommerhaus zeigt beeindruckende Lebensgeschichte von Saliya Kahawatte
Trotz vieler Rückschläge gelingt es dem Deutsch-Singhalesen seinen Traum zu leben. Seine Geschichte gibt es in Winterhausen jetzt als Bühnenversion zu sehen.
'Mein Blind Date mit dem Leben': Das Theaterstück nach dem Buch von Saliya Kahawatte steht auf dem Programm im Theater Sommerhaus in Winterhausen.
Foto: Andrea Wurmbäck | "Mein Blind Date mit dem Leben": Das Theaterstück nach dem Buch von Saliya Kahawatte steht auf dem Programm im Theater Sommerhaus in Winterhausen.
Manfred Kunz
 |  aktualisiert: 14.04.2023 02:30 Uhr

Wäre die Geschichte von "Mein Blind Date mit dem Leben" erfunden, würde man mit dem Urteil "Das ist ganz schön kitschig" wohl wenig Widerspruch erfahren. Aber die Geschichte, die Theater Sommerhaus-Leiterin Brigitte Obermeier mit ihrem Team nun zur Premiere brachte, erzählt eine tatsächlich wahre Begebenheit aus dem echten Leben des Saliya Kahawatte. Der Deutsch-Singhalese wird im Alter von 15 Jahren mit der Diagnose konfrontiert, dass er unter akuter Netzhautablösung leidet und sein Sehvermögen fast vollständig verlieren wird.

Weigerung, die Schule zu verlassen

In rund 20 kurzen Spiel-Szenen, die durch perfekt ausgewählte musikalische Überleitungen und eine die Handlung vorantreibende Erzählerstimme aus dem Off verknüpft werden, werden wir Zeugen von Saliyas unglaublich anmutender Lebensgeschichte. Er weigert sich, die Schule zu verlassen und in einer Behinderten-Werkstatt zu arbeiten. Stattdessen schafft er mit Hilfe seiner Schwester das Abitur auf "seiner" Schule.

Nach etlichen Absagen erfüllt sich doch sein Traum von einer Ausbildung zum Hotelkaufmann, auch weil er bei der Bewerbung seine Sehbehinderung verschweigt. Fingerspitzen, Ohren, Intuition und die Hilfe seiner Kollegen Robert und Sara ersetzen seine Augen. Doch obwohl sein Geheimnis eines Tages von den strengen Ausbildern entdeckt wird, besteht er die Abschlussprüfung trotz der Patzer im praktischen Teil mit der Gesamtnote befriedigend.

Neuer Schicksalsschlag

Gemeinsam mit seiner Ex-Kollegin Sara, die inzwischen seine Frau geworden ist, eröffnet Saliya ein Bistro in bester Lage und avanciert nach anfänglichen Pannen zum überaus erfolgreichen Gastronomen. Sein Traum ist wahr geworden und trotz seines Handicaps führt er ein gutes Leben.

Da trifft ihn ein neuer Schicksalsschlag - beim ihm wird Hodenkrebs diagnostiziert. Es folgt der nicht enden wollende Kreislauf aus Krankenhausaufenthalten, Chemo-Therapien und Reha-Maßnahmen, der ihn in eine immer schneller drehende Abwärtsspirale aus Depression und Alkoholsucht treibt. Gefangen in einem "Netz schlechter Gedanken" verprellt er seinen Freund Robert und verlässt sogar seine Frau Sara. Ein Studium der Hotelbetriebswirtschaft könnte der rettende Ausweg sein, doch die Behörden verweigern ihm mit Verweis auf seine "Behinderung" die finanzielle Unterstützung.

Kahawatte steht am "Tor zur Hölle". Da rät ihm der treue Freund Robert, in die Öffentlichkeit zu gehen und seine Geschichte ins Fernsehen zu bringen. Saliya rafft sich auf - und wird mit seiner Lebenserzählung zum Medienstar. Er wird von einer Talkshow zur nächsten weitergereicht: sein Lebensmut, allen Rückschlägen zu trotzen und seine Träume nie aufzugeben, verschafft ihm Anfragen nach seiner Coaching-Methode. Er entwickelt das "auditive Coaching" zu seinem Markenzeichen, hält Vorträge vor über 1000 Leuten und wird zum erfolgreichen Unternehmer. Nach der Versöhnung mit Sara und der Geburt des gemeinsamen Kindes findet er auch im Privaten sein Glück wieder.

Ein berührendes "Feelgood"-Stück

Brigitte Obermeier inszeniert die herzergreifende Geschichte in ihrem Theater in Winterhausen (Lkr. Würzburg) angenehm nüchtern und mit geradezu zurückhaltender Sachlichkeit. Die schnelle Szenenfolge ist eine echte Herausforderung für alle Darstellerinnen und Darsteller, die sie sämtlich mit großer Bravour meistern.

Allen voran Thomas Mangold, der nicht nur Saliyas Sehbehinderung perfekt zeigt, sondern auch dessen emotionale Achterbahnfahrt. Raoul Migliosi (als Robert), Heiko Schnierer, sowie Mascha und Brigitte Obermeier (alle in mehreren Rollen) komplettieren das harmonische Ensemble und bescheren dem Publikum ein berührendes "Feelgood"-Stück.

Weitere Spieltermine sind Mittwoch, 5., Donnerstag, 6., und Samstag, 8. April, jeweils um 20 Uhr.

 
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