
Pünktlich um 6 Uhr morgens werden Rita Öhrlein, ihr Ehemann Klaus Öhrlein und deren Kinder am Faschingssonntag von dem Doppeldeckerbus abgeholt. Den hat ihr Verein, die "Narrenzunft Glatten 2002", extra angemietet. Gemeinsam mit rund 60 Vereinsmitgliedern wird die Familie die 230 Kilometer lange Fahrt auf sich nehmen, nur um am Würzburger Faschingszug teilzunehmen.
Das ist nicht das erste Mal. Bereits 2018 ist der Verein unter der Zuggruppe Güntersleben (Lkr. Würzburg) durch die Innenstadt gezogen. "Wir fanden das so klasse und haben gesagt, dass wir unbedingt wieder nach Würzburg kommen wollen", erinnert sich Rita Öhrlein. Als ihr Verein dann noch den zweiten Platz beim Kostümwettbewerb belegt hat, stand für die Vereinsmitglieder fest: "Wenn es zeitlich passt, nehmen wir wieder am Würzburger Faschingszug teil."
Klosterwaldhexen, Lotschmale und Hexentreiber: Das steckt hinter den Kostümen
Knapp sieben Jahre sind seit ihrer letzten Teilnahme vergangen. In diesem Jahr hätte es endlich zeitlich gepasst, sagt Öhrlein. Die rund dreieinhalb Stunden lange Busfahrt nehmen sie gern auf sich, sagt sie. "Auch wenn wir länger unterwegs sind, als beim Faschingszug selbst." Mit ihrer Verkleidung wollen sie auch in diesem Jahr wieder die Blicke der Würzburgerinnen und Würzburger auf sich ziehen. "Mit unseren echten Holzmasken fallen wir auf. Das kennen die Leute sonst nicht", sagt die 54-Jährige.

Die meisten der insgesamt 78 aktiven Vereinsmitglieder verkleiden sich als Klosterwaldhexe, die auf einer historischen Geschichte des Ortes Glatten beruht. Neben den auffälligen Masken tragen sie lange Haare - aus echtem Pferdehaar gemacht sind. Neben den Hexen gibt es sechs sogenannte "Lotschmale", die eine Art Heinzelmännchen darstellen sollen und auf eine Sage des Ortes zurückgehen. Klaus Öhrlein, Vorsitzender der Narrenzunft Glatten, wird das Kostüm des Hexentreibers tragen. "Das gibt es nur einmal. Er hält sozusagen die Hexen in Schacht", erklärt seine Frau.
Darum schmeißen die Hexen aus Glatten keine Süßigkeiten in die Menge
Aber wie kommt es eigentlich dazu, dass die Narrenzunft aus dem Schwarzwald am Würzburger Faschingszug teilnimmt? "Mein verstorbener Schwiegervater hat in Güntersleben gewohnt und wir haben dort noch Verwandtschaft, die wir regelmäßig besuchen", erklärt die Glattenerin. Eines Tages hätten ihre Verwandten sie gefragt, ob sie mit ihren ausgefallenen Kostümen nicht Lust hätten, am Faschingszug teilzunehmen und in der Zuggruppe Güntersleben teilzunehmen.
In diesem Jahr wird das erste Mal auch das jüngste Mitglied des 2002 gegründeten Vereins aus Baden-Württemberg teilnehmen. "Sie ist gerade einmal drei Jahre alt und wir haben extra eine Latex-Maske für sie anpassen lassen", sagt Öhrlein. Insgesamt würde der Verein dieses Jahr mit mehreren Kindern zwischen sechs und zehn Jahren nach Würzburg kommen.
Für den Faschingszug hat Öhrlein noch eine wichtige Info für alle Würzburgerinnen und Würzburger: "Bei uns ist es normal, dass wir den Leuten am Straßenrand immer nur ein Bonbon in die Hand drücken. Da haben die Menschen letztes Mal ganz komisch geschaut." Das massenweise Werfen von Süßigkeiten ist in ihrer Region nicht verbreitet.
Beim diesjährigen Faschingszug werden die Glattener im Zug von Maidbronn unter der Zugnummer 82 bis 84 teilnehmen.