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Würzburg
Familie Knüpfing verlässt den Bratwurststand am Würzburger Marktplatz: Was wird aus der "Geknickten mit"?
Der Knüpfing-Bratwurststand gehört seit 50 Jahren zu Würzburg wie der Dom. Für die Familie ist jetzt Schluss. Wie es mit der Wurst am Marktplatz weitergeht.
So kennt man sie am Würzburger Marktplatz über viele Jahre: Silvia King (geb. Knüpfing) im Verkauf und ihre Tochter Charlene King-Demling als Metzgermeisterin haben die Familientradition lange fortgesetzt.
Foto: Silvia Gralla | So kennt man sie am Würzburger Marktplatz über viele Jahre: Silvia King (geb. Knüpfing) im Verkauf und ihre Tochter Charlene King-Demling als Metzgermeisterin haben die Familientradition lange fortgesetzt.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 19.09.2023 02:45 Uhr

Am Würzburger Marktplatz geht eine Ära zu Ende: Wie die Familie Knüpfing der Redaktion bestätigte, zieht sie sich aus ihrem legendären Bratwurststand zum 30. September zurück. Die "Geknickte mit" oder "ohne" (Senf) – hergestellt nach traditionellem Familienrezept – gehört seit über 50 Jahren als Institution zum Würzburger Stadtleben.

Der Bratwurststand ist bei Einheimischen wie Touristen eine beliebte Anlaufstelle. Selbst in Reiseführern über Würzburg ist er zu finden. Eröffnet hatten ihn das Estenfelder Ehepaar Karl und Hedwig Knüpfing 1970 zunächst als kleine Bude am Paradeplatz, schon ein Jahr später befand man sich fest installiert am Marktplatz, seit 2000 in den heutigen Räumlichkeiten.

Bratwurststand ist seit über 50 Jahren ein Magnet am Würzburger Marktplatz

Bis zuletzt führte Tochter Silvia King (63) den Betrieb und gab die Bratwurstbrötchen wie am Fließband aus – ein stressiger und anstrengender Job. Gerade zur Mittagszeit riss die Gästeschlange nur selten ab. Am 30. September wird sie zum letzten Mal im Stand stehen. Der Rückzug erfolge aus Respekt vor Alter und Gesundheit, sagt sie. Auch der um sich greifende Personalmangel spielt eine Rolle, dauerhafte Kräfte sind schwer zu finden.

Gewohntes Bild zur Mittagszeit: Am Bratwurststand der Familie Knüpfing in Würzburg bildet sich fast immer eine Warteschlange – lange stehen muss man trotzdem nicht.
Foto: Silvia Gralla | Gewohntes Bild zur Mittagszeit: Am Bratwurststand der Familie Knüpfing in Würzburg bildet sich fast immer eine Warteschlange – lange stehen muss man trotzdem nicht.

Kings eigene Tochter Charlene King-Demling übernahm als Metzgermeisterin 2005 schon in jungen Jahren die Küchenleitung und die Herstellung der Würste. Damals hatte ein schwerer Schicksalsschlag die Familie getroffen: Gründer Karl Knüpfing, der auch selbst im Verkaufsstand anpackte, kam im heimischen Betrieb durch ein tragisches Unglück ums Leben. Doch die Frauen aus drei Generationen – Witwe, Tochter und Enkelin – rückten zusammen und setzten das Lebenswerk fort.

Nachfolger will am Familienrezept für die Bratwurst festhalten

"Ich bin dankbar für diese lange, erfüllende Zeit", sagt die gelernte Erzieherin Silvia King rückblickend. "Dankbar vor allem unseren treuen Kunden und Bratwurstfans, ich werde sie bestimmt vermissen."

Für sie gibt es aber auch eine gute Nachricht: Es konnte ein Nachfolger für den Marktstand gefunden werden, der die Bratwurst weiterhin nach dem bewährten Familienrezept zubereiten will. "Die Wurst geht nicht verloren, das ist für uns das Wichtigste", sagt Silvia King. Details des Betriebsübergangs werden aktuell noch geklärt.

 
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  • Klaus Fiederling
    Schade auf jeden Fall, dass die Familie nun aufhört. Ich war auch gern dort und hab mir eine
    Bratwurscht geholt, mit Senf, meistens noch mit einem O-Saft. Ich hoffe, dass ein Nachpächter wieder den Stand übernimmt und genau soooo gute Würscht macht, wie es sie zur Zeit noch gibt. Wird eigentlich nur der Stand aufgegeben oder auch die Metzgerei?
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  • Hildegard Tutschku
    Gelegentlich kam ich abends dort am Stand vorbei. Oft sah ich innen jemand sehr, sehr sorgfältig alles putzen. Auch die Scheiben, die Ränder bis hoch oben hin. Bereiche, bei denen niemand gemerkt hätte, wenn sie nur einmal in der Woche überstrichen worden wären.
    Eine Hygiene die wirklich zu loben ist!
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  • Ralf Eberhardt
    Was dem Coburger seine Coburger ist dem Würzburger seine Geknickte(n)! Respekt für die lange Aufrechterhaltung der Tradition! Alles Gute für die Familie.
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  • Matthias Düchs
    Ich bedanke mich bei der Familie King-Demling. Bei der Bratwurst hat man immer geschmeckt, daß diese selbst, mit ehrlichem Handwerk und Überzeugung für das Produkt hergestellt wurde. Auch die Gelbwurst mit Petersilie war sehr lecker! grinsen

    Danke, daß ihr es trotz Personalmangel, fehlenden Metzgergesellen, steigenden Inflationsraten, Coronaregeln und anderen Widrigkeiten so lange für Eure Kunden "durchgehalten" habt. Der Würzburger Marktplatz verliert dadurch leider " 3 nette Damen vom Grill". Aber ich freue mich auch, daß für Euch die Familie und Gesundheit auf Platz 1 steht!

    Gerade bei einem Familienstadttag war die Bratwurst am Markt immer das Highlight in der Stadt. Meine 10 und 13 jährigen Kinder bedauern das sehr. Mein Sohn sagte: "Das können die doch nicht so einfach machen, den Döner mag ich nicht!"

    Nach dem Cafe Michel, einigen kleinen Metzgereien und Bäckereien verlässt Würzburg jetzt wieder eine gute alte, fränkische Handwerkskultur und Tradition, mit Wohlfühlcharakter !
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  • Klaus Fiederling
    Hut ab vor Ihrem Sohn, dass er mal eine Bratwurscht einen Döner vorzieht. Sieht man nicht alle Tage. Hat halt noch einen gscheiten Geschmack.
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  • Heribert Mennig
    Das ist natürlich sehr schade aber die fleißigen Hände haben sich den Ruhestand wirklich verdient. Was viele vergessen ist, dass nicht nur der Bratwurststand betrieben werden muss, sondern die Wurst muss auch hergestellt werden. Wenn man bedenkt wie viele Leute regelmäßig eine "Geknickte mit/ohne" kaufen, kann man sich vielleicht die Masse vorstellen, die hergestellt werden muss. Bei mir verging so gut wie kein Tag ohne die "Geknickte" in der Stadt. Den Begriff "Geknickte" habe ich schon immer benutzt. Auch heute wieder. Bei so manchen Touristen kann man da direkt die Fragezeichen im Kopf erkennen grinsen Auch die enttäuschten Gesichter der Leute, die eine Bratwurst mit Ketchup bestellen und keine bekommen sind lustig.
    Hoffentlich bietet auch der neue Betreiber kein Ketchup an, weil eine "Geknickte mit Ketchup" schon fast an Frevel grenzt. Jetzt bekomme ich bestimmt Schimpfe. Aber "Geknickte mit Ketchup" geht aus Sicht vieler Würzburger gar nicht.
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    "Warum soll immer alles verboten werden? Was die Menschen essen, sollen sie selber bestimmen", hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bei Twitter geschrieben, mit dem Nachsatz: "Wir leben in einer Demokratie."

    Und das, Herr Mennig, sollte doch auch für Ketchup gelten 😃

    Ansonsten wünsche ich einen frohen Ruhestand für die Betreiberinnen und den Nachfolgenden gute Geschäfte.
    Ein Bedarf an Bratwürsten ist ja in Würzburg zweifelsohne vorhanden.
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  • Heribert Mennig
    @Herrn GWM: Es liegt mir fern, irgendwen etwas zu verbieten. Ich finde es nur gut, dass der Bratwurststand am Markt kein Ketchup anbietet. Wer unbedingt Ketchup haben will, soll seine Bratwurst halt wo anders kaufen.
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  • Herbert Stapff
    Egal wo man hinkommt, eine Bratwurst muss lang und dünn sein und hinten und vorne aus dem Kipf herausschauen. Der Kipf ist doch nur dazu da, dass man die Wurst halten kann und sich dabei nicht die Finger fettig macht. Nur in Würzburg schaut die geknickte Wurst hinten und vorne nicht heraus genauso wie bei den Nürnbergern 3-im-Weckle, nur dass bei uns halt nur zwei halbe drin sind.
    Aber Kompliment an die Marketingleute, die mit Geknickte, Brückenschoppen, 3imWeckle und ähnlichen Schmankerln erfolgreich sind und Geschichte schreiben. Letztendlich sorgt dies für Umsatz und nur darum geht es doch.
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  • Fabian König
    Sehr schade! Ich habe immer gerne eine „Geknickte mit“ gegessen, schon als Kind und auch heute noch. Auch Besucher, denen ich die Stadt zeige, führe ich immer zum Bratwurststand als „Must do“, wenn man in Würzburg ist. Frau King und die anderen Mitarbeiter waren immer sehr freundlich - und die Akrobatik, mit der die Würste auf den Brötchen landeten, haben mich immer wieder zum Staunen gebracht.
    Ich wünsche Frau King alles Gute für ihren wohlverdienten Ruhestand! Und ich freue mich sehr, dass ein Nachfolger gefunden wurde, der die Tradition fortführen wird. Bravo! 👏🏻
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  • Alexandra Alin
    Hier geht es aber um diese Familie und nicht darum, ob sie die ersten waren.
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  • Günter Kaufmann
    Es liest sich aber so, Metzger Knüpfing hat den Bratwurst stand am Marktplatz nicht gegründet, sondern die kleine Bude übernommen und später vergrößert... 😊
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  • Felix Habermann
    Werde Euch vermissen ! ! !
    Alles erdenklich Gute für die Zukunft.
    Klaus Habermann , Estenfeld ! ! !
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  • Günter Kaufmann
    Einen Bratwurst stand gab es bereits bevor er vom Metzger Knüpfing übernommen wurde.. Damals ca. 1963 wurde der Stand von zwei Damen geführt. Es gab da eine " eine Wurst" mit Senf u. Brötchen und damals 80 Pfennig und dann die "Bratwurst" ca. 1,00 DM....
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  • Hans-Georg Heim
    Genau, ich kann mich sogar vor 1963 erinnern, habe dort als Kind aber auch gerne das Lachsbrötchen mit Zwiebeln gegessen . Die Geknickte ist eine erfolgreiche Erfindung vom Knüpfing. Der Nachfolger muss in große Fußstapfen treten.
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