- Was ist das für ein Stück? Es sind zwei Kurzopern, gemäßigte Moderne und Barock: Manuel de Fallas "El retablo de maese Pedro" (1923) und ″Don Quichotte chez la Duchesse″ (1743) von Josef Bodin de Boismortier.
- Worum geht's? Unter dem Titel "Donquichotterien" präsentieren Opernschule und Hochschulorchester Episoden aus dem bewegten Leben des verwirrten Landadeligen Don Quichote, der sich für einen ruhmreichen Ritter hält.
- Wie ist das umgesetzt? Konzentration und Begeisterung aller Beteiligten sind mit Händen zu greifen, die Aufführung in der Bibrastraße - im Hof und im Theater dort - wechselt in schnellem Rhythmus zwischen witzigen und anrührenden Momenten.
Der Don-Quichote-Stoff ist unzählige Male szenisch umgesetzt worden. Katharina Thoma, Regisseurin und Leiterin der Opernschule der Würzburger Musikhochschule, hat zwei Versionen zu einem Abend zusammengespannt, der am Freitag Premiere hatte (weitere Vorstellungen am 1., 3. und 4. Juli, 19.30 Uhr): Manuel de Fallas "El retablo de maese Pedro" ("Meister Pedros Puppenspiel", 1923) und ″Don Quichotte chez la Duchesse″ (1743) von Josef Bodin de Boismortier.
Im ersten Stück, gespielt im Innenhof des Gebäudes Bibrastraße, sprengt der verwirrte Möchtegernritter ein Marionettenstück, weil ihm die Rettung der Prinzessin zu lange dauert. Im zweiten, gespielt im Theater, lädt die Herzogin Altisidore den Helden auf ihr Schloss ein, damit die gepuderte Geckengesellschaft dort ihre Späße mit ihm treiben kann.
Genügend Material also, um alle Tugenden des Theaters und der Oper in Anschlag zu bringen: viel Effekt mit wenigen, clever eingesetzten Mitteln. Aus Marionetten werden Pantomimen mit grotesk großen Masken, mehrere Menschenrücken bilden ein Pferd, das zu Hufgeräuschen aus Kokosnüssen hereintrabt und zum Vergnügen des Publikums sogar einen Apfel absetzt. Die junge Bäuerin, in der Don Quichotte unbedingt die zu rettende Dulcinea sehen will, hat keine Zeit für ihn, weil sie ihre Kuh melken muss - einen kuhförmigen Heliumballon, wie man ihn auf Volksfesten gewinnen kann.
Witzige Regieeinfälle potenzieren die ohnehin absurd verwickelten Handlungsstränge
Hinzu kommen Regieeinfälle, die die ohnehin absurd verwickelten Handlungsstränge quasi potenzieren: Als auf der Marionettenbühne die "Mohren" bekämpft werden, unterbricht eine Darstellerin die Vorstellung und ruft: "Das ist der totale Rassismus - ,Mohr' kann man nicht mehr sagen!" Eine andere fragt schüchtern an: "Entschuldigung, ich wollte nur fragen, wann es weitergeht. Ich würde gerne meine Rolle spielen."
Und sie alle spielen und singen ihre Rollen zur Begleitung von Hochschulsinfonieorchester (Leitung Andreas Hotz) beziehungsweise Barockorchester (Paul Breyer) mit tiefer Hingabe: Sunghun Park und Oliver Kringel sind überzeugend verblendete und dennoch charismatische Don Quichottes, Adnan Barami ist ein Sancho Pansa mit komischem Talent und flexiblem lyrischem Tenor. Kyoungmin Choi gibt nach der Gräfin im "Figaro" die Herzogin mit berückend warmem und präzisem Sopran.
Die Besetzung bei de Falla ist deutlich kleiner als bei Boismortier, also treten die meisten Sängerinnen und Sänger zunächst pantomimisch auf und offenbaren erst in der griffig und spritzig musizierten Barockoper durchwegs vielversprechende Stimmen. Hier alle zu nennen, führte zu weit, stellvertretend erwähnt seien nur Amélie Fritz als Trujaman, Stella Ulrich als Bäuerin, Taehyeon Kim als Merlin und Jasmina Aboubakari als Japanerin. Sie alle stehen für ein sympathisches Ensemble, das begeistert miteinander und für ein amüsiertes und durchaus auch bewegtes Publikum spielt.
Weitere Vorstellungen: 1., 3. und 4. Juli, 19.30 Uhr. Karten in der Tourist-Info im Falkenhaus, Tel. (0931) 372398.