Nach fast 16 Jahren ist Bewegung in die Ermittlungen zum gewaltsamen Tod der Touristin Simone Strobel aus Unterfranken gekommen. Hat das Ausrufen einer Belohnung von einer Million australischer Dollar neue Beweise geliefert? Und was weiß Jens M., damals einer der drei Mitreisenden, der plötzlich nicht mehr Verdächtiger ist, sondern Zeuge?
Präsentation aller Fakten: Anhörung am 15. Februar
Ermittler haben jetzt auf Anfrage eine bisher vertrauliche Planung bestätigt: Für den 15. Februar wurde in Australien eine gerichtliche Anhörung angesetzt, bei der alle Fakten der bisherigen Ermittlungen präsentiert werden sollen. Ohne Details zu nennen, sprechen die Ermittlungsbehörden von einer "explosiven neuen Entwicklung", bei der auch Fortschritte bei der Auswertung von DNA-Spuren eine Rolle spielen könnten.
Es gebe eine Reihe von "interessanten Personen", die im Visier der Ermittler seien, darunter Simones damaliger Freund Tobias, sagten Ermittler in Lismore und Würzburg. Man behalte aber auch andere Möglichkeiten im Auge, versichern australische Ermittler der Tageszeitung "Lismore Northern Star". Peter Auffermann, der deutsche Verteidiger von Tobias, hatte von Versäumnissen und Fehlern zu Beginn der Ermittlungen gesprochen, die den Fall möglicherweise in die falsche Richtung gelenkt hätten.
Leiche unter Palmzweigen versteckt
Die 25-jährige Kindergärtnerin Simone Strobel aus Rieden (Lkr. Würzburg) war im Februar 2005 nach einer Kneipentour mit ihren drei Mitreisenden nachts vom Campingplatz in Lismore verschwunden. Sechs Tage später fand man ihre Leiche nur wenige Meter entfernt, auf einem umzäunten Sportgelände neben dem Campingplatz, provisorisch versteckt unter hastig abgerissenen Palmzweigen.
Dass Simone mit einem Kissen erstickt worden sein soll, ist eine Annahme. Durch eine Obduktion völlig gesichert sei das angesichts der bereits stark verwesten Leiche nicht, sagte ein Ermittler dieser Redaktion. Der Bericht eines Profilers kam zu der Schlussfolgerung: Eine Person allein könne die tote Simone nicht über einen Zaun geschoben und auf das Sportgelände gebracht haben. Wahrscheinlich sei, dass sie von einer Person aus ihrem nahen Umfeld umgebracht wurde.
Eine erste Anhörung in Australien hatte 2007 die drei Mitreisenden als Verdächtige eingestuft. Damals konnten die Ermittler aber nicht genug Fakten präsentieren, die zu einer Anklage gereicht hätten. Tobias scheiterte später mit dem Versuch, ein Buch zu Simones Tod zu stoppen, in dem er als Hauptverdächtiger bezeichnet wurde. Er und seine in Unterfranken lebende Schwester lehnten bislang auf mehrfache Anfragen der Redaktion jede Auskunft ab.
Mitreisender erneut im Blickfeld
Beide hatten sich 2007 geweigert, zur Anhörung nach Australien zurückzukehren, um zu den Ermittlungen beizutragen. Jens M. stellte sich damals als einziger den Fragen.
Jetzt ist er wieder ins Blickfeld des Interesses gerückt. Die Ermittlungen gegen ihn waren in diesem Oktober erst - just bei der Ankündigung der Millionen-Belohnung - nach über 15 Jahren eingestellt worden. Die Ermittlungen gegen Simones Freund und dessen Schwester seien jedoch noch im Gange, bestätigt der Würzburger Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach.
Hat Jens M. noch immer nicht alles gesagt?
Nach seiner Rückkehr aus Australien 2005 hatte Jens M. bereits Würzburger Ermittlern gestanden, dass er in ersten Vernehmungen nach Simones Verschwinden die australische Polizei belogen habe. Angeblich auf Anweisung ihres Freundes, der einen vehementen Streit in der Tatnacht verschweigen wollte. Erst auf dem Rückflug - als Jens M. hörte, dass Simones Leiche gefunden worden war - seien ihm Bedenken gekommen. Tobias habe auch bei späteren Vernehmungen in Deutschland versucht, seine Aussagen zu kontrollieren.
Die Ermittler vermuten, dass Jens M. bis heute nicht vollständig enthüllt hat, was er weiß. Ob er im Februar erneut zu der Anhörung nach Australien fliegt, ist ungewiss. Sein Anwalt Reinhart Stumpf zweifelt daran, dass Jens mehr sagen kann. Er leide seit Jahren unter den Erinnerungen, die sein Leben geprägt hätten.