Jaime Contreras Gonzalez sitzt mit seiner Partnerin Violeta Martin Gonzalez im Hotel "Zur Stadt Mainz" – ihrem neuen Arbeitsplatz. Die beiden sind im September aus Spanien nach Würzburg gekommen, um hier im Service und hinter der Bar zu arbeiten. "Die Stimmung ist gut", sagt die 29-jährige Violeta. "Und die Kollegen sind super."
Dass die beiden Spanier nun in Deutschland arbeiten, hängt einerseits mit den schlechten Bedingungen in ihrem Heimatland zusammen. Aufgrund der Corona-Pandemie seien gerade Jobs im Tourismus und in der Gastronomie rar geworden. Und auch in anderen Branchen sei die Lage sehr unsicher: "An einem Tag kannst du arbeiten", berichtet der 30-jährige Jaime. "Und am nächsten musst du zu Hause bleiben." Andererseits deckt das Paar Gonzalez den Bedarf, den ihr Chef Sven Warmuth derzeit an Mitarbeitenden hat.
IHK-Prognose: 2030 fehlen 52 000 Fachkräfte in Mainfranken
Das Hotel "Zur Stadt Mainz" ist nicht das einzige Unternehmen in Mainfranken, das auf ausländische Fachkräfte setzt. Denn viele können ihre freien Stellen längst nicht mehr nur mit heimischen Arbeiterinnen und Arbeitern besetzen. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt prognostiziert, dass im Jahr 2022 etwa 11 000 qualifizierte Arbeitskräfte in Mainfranken fehlen werden. Im Jahr 2030 sollen es 52 000 sein, fast jede sechste Stelle wäre damit unbesetzt.
Die Handwerkskammer für Unterfranken schätzt, dass etwa die Hälfte der rund 18 500 Handwerksbetriebe in der Region Schwierigkeiten hat, offene Stellen zu besetzen. In den vergangenen Jahren seien jährlich zudem etwa 1000 Ausbildungsplätze frei geblieben.
Im "Cup Vitalis" in Bad Kissingen arbeiten Menschen aus 28 Nationen
"Wenn wir uns ausschließlich auf Deutsche konzentrieren würden, wären wir nicht in der Lage, alle Positionen zu besetzen", sagt Pascal Muller. Der Operations Manager ist für die Arbeitsabläufe im Parkhotel "Cup Vitalis" in Bad Kissingen zuständig. Seiner Meinung nach führt heute kein Weg mehr an ausländischen Fachkräften vorbei.
Im "Cup Vitalis" sind Mitarbeitende aus dem Ausland keine Besonderheit mehr: 28 Nationen arbeiten hier, der Bar-Chef stammt aus Bulgarien, es gibt Auszubildende aus Marokko und Gambia, Mitarbeitende aus Frankreich, Italien, China. Im Juli kam eine Servicekraft aus Spanien dazu, ihr Mann folgte ihr im Oktober.
Neue Gesetze und einfachere Vorgänge für Fachkräfte aus dem Ausland
Menschen, die aus der EU nach Deutschland kommen, können aufgrund der Freizügigkeit in der Regel schnell anfangen, hier zu arbeiten. Lediglich ein paar Behördengänge wie zum Einwohnermeldeamt oder Finanzamt sind nötig.
Für Fachkräfte, die nicht aus der EU stammen, gehört etwas mehr Bürokratie dazu: Abschlüsse müssen anerkannt, Sprachkenntnisse nachgewiesen, ein Visum ausgestellt werden. Die Neuauflage des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes (FEG) im Frühjahr 2020 hat diese Bürokratie zumindest ein Stück weit vereinfacht.
"Wir machen uns die Mühe, alle zu begleiten", sagt Ute Trabert, die Direktorin des Parkhotels "Cup Vitalis" in Bad Kissingen. Trotz vorheriger Gespräche könnten sich viele, die zum Arbeiten nach Deutschland kommen, nicht vorstellen, was sie hier tatsächlich erwartet. Entsprechend schwer sei es, am Anfang alleine zurechtzukommen. Doch der Aufwand lohne sich. "Die meisten, die wir bisher aus dem Ausland eingestellt haben, sind auch bei uns geblieben", erzählt Trabert.
Wie Firmen ausländische Fachkräfte finden
Doch wie finden Unternehmen ausländische Fachkräfte? Neben eigenen Verbindungen in andere Länder, wie dies in der Hotellerie des Öfteren der Fall ist, können unter anderem die Arbeitsagentur oder Personalvermittler helfen.
Die Spanierin, die im Juli nach Bad Kissingen kam, haben Ute Trabert und Pasca Muller beispielsweise mithilfe der Arbeitsagentur Schweinfurt gefunden. Das Paar Gonzalez dagegen hat Stephan Behringer für das Hotel "Zur Stadt Mainz" gefunden. Der Inhaber der "POD Int. Personalberatung GmbH" in Würzburg vermittelt seit 2012 Fachkräfte.
Sowohl die Arbeitsagentur Schweinfurt als auch Behringer weisen darauf hin, dass es sehr wichtig sei, die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu integrieren. "Man bekommt nicht einfach nur Manpower", sagt Behringer. Viele seien zuvor noch nie in Deutschland gewesen. Abläufe, Behördengänge und weiteres seien ihnen in der Regel fremd. "Die Unternehmen müssen die Menschen an der Hand nehmen", so der Personalvermittler.
Für IT-Fachkräfte aus Indien ist Deutschland nicht attraktiv
Wie erfolgreich Vermittlungen sind, hängt jedoch auch von der Branche und dem Herkunftsland der Fachkraft ab. Rafiq Iqbal, Leiter der "German-Indian Round Table" Würzburg, beispielsweise hat sich aufgrund der Änderungen des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes intensiv dafür eingesetzt, IT-Fachkräfte aus Indien nach Deutschland zu holen.
Sein Projekt hat sich jedoch anders entwickelt als geplant: Einerseits seien viele Aufträge aufgrund der Corona-Pandemie seitens der Unternehmen wieder storniert worden. Andererseits habe sich gezeigt, dass Deutschland für hochqualifizierte indische Entwicklerinnen und Entwickler nicht so attraktiv ist wie die USA, Großbritannien oder die Niederlande.
"Die Situation hat jedoch einige Firmen dazu gebracht, einzelne Teilprojekte nach Indien zu verlegen", sagt Iqbal. Statt die Fachkräfte nach Deutschland zu holen, unterstütze er nun Unternehmen, die Software in Indien entwickeln zu lassen – und so zumindest kurzfristig dem Engpass entgegenzuwirken.
und ähnliches hier negative Schlagzeilen produzieren wird Deutschland kaum Chancen haben die besten Köpfe zu bekommen, da ja oft auch noch unsere Sprache als schwer erlernbar bezeichnet wird.
Andere sind ja trotz ihrer sehr hohen beruflichen und sozialen Kompetenzen weniger leicht integrierbar.
„ Andere sind ja trotz ihrer sehr hohen beruflichen und sozialen Kompetenzen weniger leicht integrierbar.“
Dieser Satz ist schlichtweg falsch, hat anscheinend etwas mit Ihrer Einstellung zu tun.
Integrierbar hat etwas mit dem „Menschen“ zu tun und nicht mit der Nationalität und schon gar nicht ob jemand aus „Europa“ oder EU kommt.
Gottseidank beurteilt das Ausland uns nicht nach Extremisten (links oder rechts), Rassisten oder Dummbatzen wie die AfD oder Fackelaufmärschen wie in Sachsen.
Und das sollten wir auch nicht machen.