
Die Gefahr lauert in Gegenständen, die wir für völlig harmlos halten: Wenn der Akku leer ist – in der elektrischen Zahnbürste oder der singenden Grußkarte – denken viele Verbraucher: Ab in den Hausmüll damit! Wie gefährlich das sein kann, zeigten die Kriminalpolizei Würzburg und das Team Orange jetzt in eindrucksvollen Versuchen bei einer Vorführung in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg).
Wo sind die Akkus verbaut?
Dass Digitalkameras oder alte Handys nicht in den Hausmüll gehören, dürfte vielen klar sein. Die Akkus befinden sich aber auch in anderen Geräten: im blinkenden Kinderschuh, in der E-Zigarette, im kabellosen Lichtervorhang, in einigen Gesellschaftsspielen, beheizbarer Kleidung oder blinkenden Nikolausmützen.
Heiko Meyer, Brandermittler der Kriminalpolizei Würzburg, warnt auch vor Pedelec-Akkus. Sie können zur Gefahr werden, wenn das Rad zum Beispiel bei sengender Hitze auf dem Dachträger befestigt ist. Die Gefahr lauert auch in billig Nachbauten von Marken-Akkus.
Woher weiß ich, was nicht in den Hausmüll gehört?
"Erkennbar ist dies am Symbol der durchgestrichenen Mülltonne", erklärt das Bundesumweltministerium. Wenn sich die verbauten Batterien oder Akkus, ohne sie zu beschädigen, herausnehmen lassen, können die Einzelteile auch separat über den jeweiligen Abfallkreislauf entsorgt werden. Dies sollte etwa bei Teelichtern mit LED-Licht und Lithium-Ionen-Knopfzellen der Fall sein.
Was passiert, wenn die Batterien oder Akkus doch im Hausmüll entsorgt werden?
Im Müllauto wird der Akku zusammengepresst: Mit dem Druck steigt die Temperatur. Wird die Batterie beschädigt, können Temperaturen von über 1000 Grad Celsius entstehen. Dann explodiert der Akku regelrecht mit einem Knall und einer Stichflamme. Da hilft nur noch, die Flammen in riesigen Mengen Wasser regelrecht zu ersäufen, wie Mitarbeiter des Teams Orange berichteten.

"In Deutschland gibt es bei Entsorgungsbetrieben fast täglich einen Akkubrand", weiß Alexander Pfenning, Betriebsleiter des für den Landkreis Würzburg zuständigen Team Orange. In Erfurt sei beispielsweise ein Müllfahrzeug abgebrannt; Schaden: rund 300.000 Euro.
Wohin mit den alten Geräten?
In den letzten zwei Jahren hat sich die Menge an Geräten mit Lithium-Akkus versiebenfacht. "Sogar eine kleine Knopfzelle kann brandgefährlich werden, wenn sie nicht korrekt entsorgt wird", warnen Stadtwerke auf ihrer Homepage.
Brandermittler Meyer warnt daher vor gedankenlosem Wegwerfen. Seine klare Empfehlung - auch, wenn dies für den Verbraucher unbequem ist: alte Akkus zum Wertstoffhof bringen oder zum Händler. "Der Verkäufer muss die immer zurücknehmen", betont Betriebsleiter Pfenning.
Warum sind falsch entsorgte Lithium-Ionen-Batterien und -Akkus so brandgefährlich?
Lithium-Ionen-Batterien und -Akkus haben eine hohe Energiedichte und sind daher sehr leistungsfähig. Das erhöht auch das Brandrisiko im Vergleich zu "normalen Batterien". Brenzlig wird es, wenn die Lithium-Ionen-Batterien beschädigt werden und sie heiß laufen oder es zu Kurzschlüssen kommt, weil die Pole bei unsachgemäßer Lagerung mit leitfähigen Materialien verbunden werden. "Lithiumbatterien gelten seit einigen Jahren als Hauptursache für Brände im Restmüll", betont das Bayerische Landesamt für Umwelt.
Kommt es zu einem unkontrollierten Stromfluss, einem internen Kurzschluss, werde der Akku so heiß, dass der enthaltene organische Elektrolyt zu brennbaren Gasen verdampft und die Gase sich entzünden. "Dabei wird der in der Kathode von lithiumhaltigen Batterien enthaltende Sauerstoff freigesetzt und verstärkt die Erhitzung bis zum Brand oder Explosion", erklärt das Landesamt. Der dabei freigesetzte Sauerstoff erschwere dann die Löscharbeiten, weil er neuer Nährstoff für die Flammen ist. Die sich entwickelnden Gase stellen zudem ein hohes Gesundheitsrisiko dar.

Wie groß ist das Bewusstsein für die Gefahr in der Bevölkerung?
Gemessen an der geringen Rückgabequote entsprechender Teile: gering. Die Quote liegt laut Bundesumweltministerium bei deutlich weniger als 50 Prozent der Menge der durchschnittlich in den drei Vorjahren in Verkehr gebrachten Menge an neuen Elektrogeräten. So sind etwa 2021 von 637.961 Tonnen in Verkehr gebrachten Elektrokleingeräten nur rund 271.896 Tonnen wieder abgegeben worden.