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WÜRZBURG
Experten einig: Roboter bleiben auf dem Vormarsch
Kuka       -  Messebesucher bei der Robotik-Messe Automatica in München. Am Stand des Ausstellers Kuka schenkt ein Roboter ein Glas Weißbier ein. Tobias Hase, dpa
Foto: Foto: | Messebesucher bei der Robotik-Messe Automatica in München. Am Stand des Ausstellers Kuka schenkt ein Roboter ein Glas Weißbier ein. Tobias Hase, dpa
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:02 Uhr

Die Digitalisierung unseres Lebens ist nicht mehr aufzuhalten, die Industrie 4.0 und der damit einhergehende Einsatz von Robotern erst recht nicht. Es werden deswegen Arbeitsplätze wegfallen, aber es werden auch neue entstehen. Und: Die Roboter können uns Menschen auch abseits der Fabriken jede Menge neue Vorteile bringen. All das waren Kernaussagen beim Zukunftsforum „Wie Robotik unser Leben und Arbeiten verändert“, zu dem die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft nach Würzburg eingeladen hatte.

Die Roboter werden Menschen immer ähnlicher

Vertreter von Firmen und Forschungseinrichtungen zeigten, dass Roboter längst in Bereichen eingesetzt werden, die einst allein dem Menschen vorenthalten waren. Mehr noch: Die Roboter von heute und morgen werden dem Menschen immer ähnlicher.

So arbeitet die Kuka AG in Augsburg nach Darstellung ihres Leiters der Konzernforschung, Rainer Bischoff, an Robotern, die alten Menschen in vielerlei Hinsicht helfen sollen. Das könne dadurch geschehen, dass sie ihnen das Essen reichen, dass sie auf sprachliche Aufforderung hin das Enkelkind anrufen oder dass sie auf dem Display die gewünschte Internetseite anzeigen.

Roboter fahren eigenständig in der Fabrik umher

Längst gibt es nach Bischoffs Worten zum Beispiel Roboter, die in Fabriken eigenständig zwischen Werkbänken hin und her fahren, um hier und dort Arbeiten auszuführen. Kameras prüfen ständig die Umgebung und sorgen so dafür, dass der Roboter nichts rammt und immer dahin fährt, wohin er auch fahren soll. Auch bei Operationen in Kliniken, in der Archäologie oder in der Kunst bekommen Roboter eine steigende Bedeutung, ergänzte Andreas Nüchter vom Lehrstuhl für Robotik und Telematik an der Universität Würzburg.

So werden immer häufiger 3D-Modelle von Bauwerken oder Ausgrabungsstätten gemacht. Wenn man diese Technik zum Beispiel auf Baustellen wie in der Würzburger Eichhornstraße einsetzt, wo Bauarbeiter auf historisch interessante Siedlungsreste stießen, „dann spart man da richtig Geld“, sagte Nüchter – und meinte damit die Tatsache, dass die Roboter schneller als Handarbeit seien und deshalb die Baustelle wegen der Archäologen nicht so lange Stillstand habe.

Auch Firmen in Mainfranken setzen auf 4.0

Längst machen auch in Mainfranken Firmen wie Bosch Rexroth, Wittenstein oder Schaeffler große Schritte in Sachen Industrie 4.0. Doch auch im Kleinen sind Ansätze da: So hat sich in Schweinfurt die „Wissenswerkstatt“ zur Aufgabe gemacht, Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren mit kostenlosen Kursen für Technik zu begeistern. Alles, was mit Robotern – zumindest im einfachen Sinne – zu tun hat, gehört dazu. Der Bezug zur Wirtschaft ist gegeben: Mitglieder des Trägervereins sind in Schweinfurt angesiedelte Firmen wie Schaeffler, SKF, ZF oder Fresenius.

Roboter auf dem Vormarsch: Längst kennt man selbstfahrende Rasenmäher oder Staubsauger. Microsoft-Gründer Bill Gates sagte einmal, dass jeder Haushalt bis 2025 einen Roboter haben werde. So weit wollte Kuka-Forscher Bischoff beim Forum in Würzburg nicht gehen: „Ich bin skeptisch, ob wir das schaffen.“ Dennoch sieht er schon heute den kognitiven Roboter kommen – also der, der selbständig denkt.

Gefragt sind Jobs im IT-Bereich Und wo bleibt da noch der Mensch? Gerd Hirzinger ist überzeugt, dass der Roboter ihn nicht vollständig verdrängen wird, bei der Arbeit schon gar nicht. Hirzinger ist ehemaliger Direktor des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (Köln/Oberpfaffenhofen) und ist seit Jahren im Bereich Robotik und Mechatronik unterwegs. Für ihn ist es keine Frage: Arbeitsplätze werden wegen Digitalisierung und Robotern hierzulande wegfallen. Aber es würden auch neue entstehen, sagte Hirzinger beim vbw-Forum in Würzburg. Arbeitsplätze, die dann aber vom Menschen technikorientiertes Handeln fordern. Handwerk wird profitieren

Das deckt sich mit der Einschätzung, die beim vergangenen Weltwirtschaftsforum in Davos gemacht wurde. Die Experten dort sagten voraus, dass in den kommenden fünf Jahren in den Industrieländern fünf bis sieben Millionen Jobs wegen der Digitalisierung wegfallen werden. Im Gegenzug werden zwei Millionen Jobs entstehen – vor allem in Bereichen, die irgendwie mit Informationstechnologie zu tun haben. Das klingt unterm Strich nicht besonders vielversprechend. Doch Robotik-Experte Hirzinger sieht beim Thema 4.0 einen Gewinner um die Ecke kommen, beim dem der Mensch mit seinen ihm eigenen Fähigkeiten deutlich gefragt bleibe: das Handwerk.

 
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