Verunsicherte Autobesitzer in Mainfranken treibt eine Frage um: Wann nimmt sich der perfide Ritzer mein Auto vor? Vielleicht ist es ein Täter, vielleicht gibt es auch schon Trittbrettfahrer. Sicher ist: Fast 600 Autos wurden bisher in einer unheimlichen Serie in der Region zerkratzt – erst jüngst war Würzburg wieder Schauplatz von Beschädigungen. Trotz intensiver Suche hat die Polizei keine heiße Spur. Nun wurde eine Belohnung für Hinweise ausgesetzt.
Polizei hat keine heiße Spur
Es ist rätselhaft, was den oder die Ritzer seit Wochen zu mehreren nächtlichen Zerstörungsserien durch Würzburger Stadtteile und weiter mainabwärts treibt - bis in die Landkreise Würzburg und Main-Spessart.
Wer schleicht unbemerkt nachts um geparkte Autos herum, stößt einen spitzen Gegenstand in den Lack und ritzt ein boshaftes Muster der Zerstörung hinein? „Inzwischen zählt die eingesetzte Ermittlungskommission 580 zerkratzte Fahrzeuge und einen Schaden von rund einer halben Million Euro“, sagt Michael Zimmer vom Polizeipräsidium Unterfranken. „Für Hinweise zur Aufklärung der Sachbeschädigungsserien hat das Landeskriminalamt eine Belohnung von 1.000 Euro ausgesetzt“, so der Pressesprecher.
Ermittler: Kein Schema zu erkennen
Bisher gab es laut Zimmer zahlreiche Spuren und wenige Hinweise. Ein zunächst Festgenommener konnte den Verdacht nach mehreren Wohnungsdurchsuchungen entkräften und wurde wieder freigelassen. Zähneknirschend muss Zimmer bilanzieren, „dass es momentan keine heiße Spur gibt“.
Der oder die Täter machen es den Ermittlern schwer: „Ein Schema ist nicht zu erkennen“, sagen sie auf Nachfrage. Mal ist der Kratzer an der Seitentür, mal auf der Motorhaube oder am Kotflügel. Den Täter treibt auch keine Wut auf eine bestimmte Automarke oder ein Modell. Er zerstört, wie ihm der Wagen gerade im Wege steht.
Was treibt den Täter an?
Was treibt ihn an? Wut auf seine Freundin – wie den jungen Lokführer, der 2010 und 2011 im Stadtteil Grombühl Autos anzündete und 270 Reifen zerstach, ehe er gefasst wurde? Auch, dass in Unterfranken mal ein Betrunkener auf dem Heimweg mehrere Autos zerkratzt, oder ein eigenwilliger Rentner aus Wut über Falschparker, ist keine Seltenheit, sagen Polizeibeamte. Es gab schon Fälle, in denen aus Eifersucht oder Groll auf den Nachbarn ein Dutzend Autos beschädigt wurden – oder einzelne wertvolle Wagen aus Neid. Aber die hohe Zahl der bis jetzt bekannt gewordenen Fälle, teilweise planlos quer durch den Ort statt entlang einer Straße, ist ungewöhnlich.
Auch die Lamdkreise Würzburg und Main-Spessart sind betroffen Bisher ist der Polizei nicht klar, ob es zwischen den jeweiligen Serien in Würzburg, Margetshöchheim, Thüngersheim, Erlabrunn oder Zellingen einen konkreten Tatzusammenhang gibt. „Offen ist auch, ob es sich um einen Einzeltäter oder um eine oder mehrere Gruppen gehandelt hat“, sagt Zimmer. „Es gibt bislang auch keine Hinweise auf das Alter der Schadensverursacher.“
In Kaiserslautern hatte die Polizei gerade mehr Glück als die unterfränkischen Ordnungshüter. Nach einer Serie von 150 zerkratzten Autos lief im September ein Verdächtiger ins Objektiv einer Überwachungskamera. Er wurde identifiziert und festgenommen. Offenbar hat die Polizei da den Richtigen. Seit seiner Festnahme hat es nach Angaben der Polizei keine weitere Serie von zerkratzten Autos gegeben.
Serien gibt es auch andernorts in Deutschland
Serien gab es auch in Stuttgart, Mainz, Osnabrück oder Recklinghausen. In Leipzig ärgerte sich ein Rentner über falsch parkende Autos und zog bei neun Fahrzeugen mit einem Schlüssel Kratzer in den Lack. Zum Gespött machte sich ein 31-Jähriger im Raum Bochum, der stets ein stilisiertes männliches Geschlechtsteil in den Lack ritzte – bei etwa 300 Fahrzeugen. Und in Delbrück in Westfalen fand die Polizei 2008 einen tierischen Autokratzer: Dort stellte sich als Täter ein Pfau heraus. Er hatte sein Spiegelbild im glänzenden Lack für einen Nebenbuhler gehalten, den es mit spitzer Kralle zu attackieren galt.
Für Aufsehen sorgte 2016 auch eine Autokratzerin in Graz: Jahrelang trieb sie ihr zerstörerisches Werk an über 1000 Autos – darunter auch Privatfahrzeugen von Polizisten. Die Ermittler kannten die Frau – konnten sie aber nicht aufhalten: Weil sie psychisch krank ist, galt sie als nicht schuldfähig. In die Psychiatrie konnte sie nach österreichischem Recht nicht einfach eingeliefert werden, solange sie nicht gefährlich für andere Personen war. Dietmar Jeglitsch, Polizei-Kommandant einer lokalen Polizeiinspektion sagte frustriert: „Uns sind die Hände gebunden, so lange die Gesetze so sind, wie sie sind.“
In Unterfranken bittet die Ermittlungskommission (EKO) die Bevölkerung nochmals um Mithilfe. Sie sucht Zeugen, die sachdienliche Hinweise zu den Taten an sich oder möglichen Verdächtigen geben können. „Wer Beobachtungen gemacht hat, kann sich an jede Polizeidienststelle im Bereich Mainfranken wenden“, betont Pressesprecher Zimmer.
zur Überwachung des Parkraums
mitlaufen lassen, weil es evtl.
Persönlichkeitsrechte verletzten könnte.
Solang wir solche Gesetze haben
brauchen wir uns nicht zu wundern
das die Verbrecher uns auslachen.
Diese Situation lässt sich ja
aufs ganze Land übertragen, traurig...