Wenn am Samstag um 11 Uhr im Innenhof des Rathauses der Startschuss zum Gedächtnislauf von Würzburg nach Gemünden fällt, dann ist das aus zwei Gründen ein besonderer Moment: Zum einen ist es die erste nicht-virtuelle Würzburger Laufveranstaltung seit dem Beginn der Corona-Pandemie vor zwei Jahren, zum anderen bekommt der Lauf durch den russischen Angriff auf die Ukraine und seine Folgen eine zusätzliche Bedeutung.
Eine der ersten Veranstaltungen, die Corona abgesagt werden musste
Es war das Jahr 1995, als Erich Kunkel mit einigen Laufbegeisterten am 50. Jahrestag des Bombenangriffs der Alliierten auf Würzburg vom 16. März 1945 zum ersten Gedächtnislauf Richtung Gemünden startete. In den folgenden zehn Jahren waren teilweise mehr als tausend Menschen am Start, um an die Toten in der zerstörten Stadt und an die Flucht der Würzburger Bevölkerung in die umliegenden Gemeinden zu erinnern.
In den vergangenen Jahren bis 2019 waren es regelmäßig noch zwischen 300 und 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die immer am Samstag nach dem 16. März auf die verschiedenen Distanzen bis Margetshöchheim (zehn Kilometer), Himmelstadt (21 Kilometer), Karlstadt (28 Kilometer) und Gemünden (44 Kilometer) gingen. 2020 war der Gedächtnislauf dann eine der ersten Veranstaltungen in Würzburg, die wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden musste.
Mehr als 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich bereits angemeldet
Zwei Jahre später ist die Verbindung von Ausdauersport und Gedenken wieder möglich, mehr als 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich bereits angemeldet. "Durch die Bilder von Krieg und Zerstörung aus der Ukraine erhält die Veranstaltung, die an die Zerstörung Würzburgs im Zweiten Weltkrieg erinnert, in diesem Jahr eine traurige Aktualität", schreiben die Veranstalter in ihrer aktuellen Pressemitteilung. Im Startbereich werden zwei Flaggen in den Farben der Ukraine hängen, vor dem Start kommt das Glockengeläut des Kiliansdoms vom Band.
Vor einigen Jahren haben die Veranstalter des Würzburg-Marathons zusammen mit der Johanniter Unfallhilfe und Kolping Mainfranken die Organisation des Gedächtnislaufs übernommen, seitdem gibt es keine Zeitmessung und keine Siegerehrung mehr. "Es soll kein sportlicher Wettbewerb sein, sondern wirklich ein Gedächtnislauf", betont Günter Herrmann, der Vorsitzende des Stadtmarathon-Vereins: "Wenn schönes Wetter ist, werden sicher viele Teilnehmer kommen."
Die Anmeldung und Teilnahme am Gedächtnislauf ist kostenlos
In diesem Jahr gibt es auch keine Startnummern, stattdessen steht der Name auf dem Dokument, dass nach der Anmeldung an Stelle der Startnummer Zuhause direkt ausgedruckt werden kann. Eine Nachmeldung ist in diesem Jahr vor Ort nicht möglich, weil es wegen Corona so wenig Kontakte wie möglich geben soll. Die Online-Anmeldung über die Marathon-Webseite "wird aber am Samstag bis kurz vor dem Start möglich sein", sagt Herrmann. Aus demselben Grund wird es Verpflegungsstände für die Läuferinnen und Läufer auch nur in Karlstadt und im Ziel in Gemünden geben.
Nach dem Lauf können die Teilnehmer dann ihre Zeiten selbstständig ins System eintragen und eine Urkunde ausdrucken. Die Anmeldung und Teilnahme am Gedächtnislauf ist kostenlos, die Veranstaltergemeinschaft bittet aber um eine Spende, die sozialen Projekten in der Region zugute kommt.
