Mit professioneller Sachlichkeit hat das Schöffengericht um Christine Stoppel nach der Wahrheit im Erlabrunn-Prozess gesucht. Die gute Vorlage dafür hatte eine 30-köpfige Ermittlungskommission in monatelanger Feinarbeit geleistet. Die Sorgfalt, mit der das Gericht Indiz an Indiz reihte und würdigte, hat viele in Erlabrunn dazu gebracht, den Fall objektiver zu sehen als bisher.
Denn nun ist niemand mehr auf bruchstückhafte, von Eigeninteresse geprägte Informationen angewiesen, die Fakten liegen auf dem Tisch. Es wird Zeit, dass Erlabrunn zur Normalität zurückkehrt. Die Gemeinde, zerfallen in zwei Lager, hat besseres zu bieten als den Streit um einen Unfall. Da ist jetzt der Verurteilte gefragt – auch wenn es schwer fällt.
Er hat eine Verantwortung über das Wohl der eigenen Person hinaus, ist als Gemeinderat und führendes Mitglied der Feuerwehr dem Gemeinwohl verpflichtet. Wenn das nicht nur eine hohle Phrase ist, sollte er auf eine Berufung verzichten. Das würde helfen, die Gräben zuzuschütten, die in Erlabrunn aufgerissen wurden.
Gräben im Dorf eine andere Sache. Vielleicht hilft der Gefängnisaufenthalt des Täters zur
Einsicht zu kommen. Dazu brauchts freilich eine vernünftige Begleitung. Der
Gefängnispfarrer alleine kann das nicht leisten.