Es war eigentlich ein ganz normaler Arbeitstag Anfang Dezember, nach dem Klaus Lehmann nach Hause kam und seine E-Mails durchsah. Doch an diesem Tag fand der 21-jährige darunter eine Einladung in das Berliner Congress Center. Die Jury der „Deutschen Meisterschaft im Handwerk – German Craft Skills“ (DMH) hatte ihn zum Bundessieger 2023 in seinem Handwerk als Büchsenmacher gekürt. Für den damals frisch ausgelernten Gesellen eine große Überraschung und Ehre.
Für die Ausbildung zieht das Ausnahmetalent knapp 800 Kilometer weg von Zuhause
Aufgewachsen ist Klaus Lehmann an der Ostseeküste, sein Abitur machte er in Mecklenburg-Vorpommern. Für seine Ausbildung zum Büchsenmacher verschlug es ihn dann aber bis nach Rottendorf im Landkreis Würzburg, in die Zentralwerkstatt der Frankonia Handels GmbH & Co. KG. Eine der wenigen Firmen bundesweit, die Möglichkeit bietet, diesen Beruf zu erlernen. "Mein Vater geht zur Jagd", erklärt Lehmann. Außerdem hätte er schon immer ein Händchen für das Heimwerken gehabt. Nun ist er seit Juni vorigen Jahres Büchsenmachergeselle. Und seit dem 9. Dezember offiziell der Beste in Deutschland seines Fachs.
Während seiner Ausbildung in der Rottendorfer Werkstatt besuchte er drei Jahre lang die Berufsschule in Ehingen an der Donau, einer 25.000-Einwohnerstadt nahe Ulm. Mit ihm taten dies weitere 20 Klassenkameraden, die seine Passion für dieses Handwerk teilten, berichtet er. In Rottendorf werden in der zentralen Büchsenmacherwerkstatt von Frankonia derzeit acht Auszubildende beschäftigt, fügt sein ehemaliger Ausbilder Alexander Bär im Gespräch hinzu. Und man könne sich vor Bewerbungen kaum retten.
Die Ausbildung zum Büchsenmacher beginnt mit der "Trockenarbeit"
Was macht ein Büchsenmacher? Der Beruf hat seinen Namen von der "Büchse", einem Gewehr aus dessen Lauf im Gegensatz zur Schrotflinte, die viele kleine Kügelchen verschießt, pro Schuss nur eine Kugel kommt. Die Büchse wird vor allem für die Jagd auf sogenanntes Schalenwild, wie Rehe oder Wildscheine, verwendet, erklärt Lehmann. Büchsenmacher fertigen aber beide Arten von Gewehren an.
Die theoretischen Fächer des des Handwerks beinhalten viel Maschinenbau
Die Ausbildung zum Büchsenmacher beginnt mit der "Trockenarbeit". Der angehende Büchsenmacher muss feilen, bohren und drehen lernen und verschiedene Metalle bearbeiten. Nur wer diese Fertigkeiten beherrscht, wird dann das erste Mal an ein echtes Gewehr heran gelassen, zu Beginn allerdings immer unter strenger Aufsicht. Die theoretischen Fächer des Handwerks beinhalten viel Maschinenbau, erzählt Bär. Erst dann folgt eine fachspezifische Bildung rund um die Materialkunde oder Ballistik sowie eine ausgiebige Behandlung der Thematik Jagd.
Alles rund um Reparatur, Neuanfertigung, das Einschießen bis hin zur Veredlung von Jagd- und Sportwaffen gehört zu Lehmanns Tagesgeschäft. Hier kann der zeitliche Arbeitsaufwand gewaltig variieren. Zwischen 45 Minuten und ein paar Tagen sei alles möglich, sagt er. "Für mich macht die Abwechslung meinen Beruf aus", erklärt der Büchsenmacher. Und auf das fertige Produkt, dass er am Ende in den Händen hält, will er stolz sein können.
Für sein Gesellenstück benötige Lehmann 35 Arbeitsstunden
Kammersieg, Landessieg und schließlich Bundessieg. In diesen Wettbewerben konnte sich Klaus Lehmann mit seinem Gesellenstück, einem "französischen Stecher", gegen eine Vielzahl von Mitwerbern aus ganz Deutschland durchsetzen. "Er ist der Beste - mit Herz dabei und zieht alles durch", lobt ihn Bär. Das Gesellenstück hatte Lehmann während der Gesellenprüfung in 35 Arbeitsstunden im Betrieb angefertigt.
Hinter einem "französischen Stecher" steckt eine Mechanik, die den Abzugswiderstand beim Schuss verringert. Der Abzug wird vorgedrückt und dadurch die Stecherfeder gespannt. Ein minimaler Rasteintritt sorgt dafür, dass der Abzug sich sehr leicht betätigen lässt. Das wiederum gilt als Hilfestellung zum präzisen Schießen, erklärt der Büchsenmacher.
Lehmann ist glücklich über seine Berufswahl und will nun noch Büchsenmachermeister werden
Lehmann und Bär sind sich einig: Wer das Büchsenmacherhandwerk erlernen möchte, der muss dafür brennen. "Man muss besonders genau arbeiten und ehrgeizig sein, um Erfolg zu haben", so Lehmann. Er halte sich auch nach der Arbeit in den sozialen Netzwerken und Fachzeitschriften über sein Handwerk auf dem laufenden. Ansonsten würde viel Wissen auf der Strecke bleiben oder gar verloren gehen, befürchtet er.
"Zu Ausbildungsbeginn schien mir die Zwischenprüfung unmöglich", erinnert er sich. Doch nachdem er diese bestanden hatte, sei für ihn klar gewesen: "Ich habe die richtige Wahl getroffen." Dieser Meinung ist er noch heute. Und sein nächstes Ziel? "Die Meisterprüfung", sagt er.
Ich finde das Artikel auch in der Monopol-Presse Mainpost aufs erste mal zu versteht sein sollten!
vielen Dank für Ihren Kommentar!
Herr Lehmann belegte bei der Deutschen Meisterschaft im Handwerk den 1. Platz für das Büchsenmacherhandwerk. Er ist aktuell Büchsenmachergeselle und plant in Zukunft seinen Büchsenmachermeister zu machen.
Mit freundlichen Grüßen
Lilli Pospischil