Nur wenn mittelfristig eine neue Zufahrt zur Mainklinik gebaut und das Bärental somit vom Verkehr entlastet wird, wollen die Fraktionen im Ochsenfurter Stadtrat eine kurzfristige Verbesserung der Erschließung mittragen. Das wurde bei der Sitzung des Ochsenfurter Finanz-, Haushalts- und Stiftungsausschusses deutlich. Nach langer Diskussion fasste das Gremium den einstimmigen Beschluss, folgende Empfehlung an den Stadtrat zu geben: Eine Ersterschließung, entweder in der Variante Ostspange oder Bärengraben, soll geplant werden. Außerdem sollen mögliche Varianten für eine kurzfristige Verbesserung der Erschließung durch das Bärental abgewogen und das Ergebnis als Empfehlung an den Landkreis gegeben werden.
Ein Problem sahen dabei neben Wolfgang Karl (CSU) auch einige andere Ausschussmitglieder: Wie kann die Stadt sicherstellen, dass nach der kurzfristigen Verbesserung der Zufahrt die dringend gewünschte Entlastung des Bärentals nicht mehr für nötig erachtet wird und auf der Strecke bleibt?
Konkreter Vorschlag steht im Raum
Wie berichtet, steht derzeit der Vorschlag im Raum, einen Feldweg zur Straße auszubauen und den Verkehr zur Klinik und wieder zurück im Kreis zu führen. Die Baukosten von etwa 1,5 Millionen Euro würde der Landkreis zu 90 Prozent tragen. Die Stadt müsste zehn Prozent, also 150 000 Euro, aufbringen und würde nach Fertigstellung Eigentümerin der Erschließungsstraße.
Das Bärental wird durch diese Variante natürlich nicht entlastet. Deshalb will die Stadt mittelfristig eine neue Haupterschließung außerhalb des Bärentals. Derzeit scheint sich eine Mehrheit für die Variante „Ostspange“ abzuzeichnen, doch soll auch die neu ins Spiel gebrachte Variante „Bärengraben“ genauer beleuchtet werden.
Politischer Druck bringt nichts
Die Ostspange würde an der Polisina vorbei zunächst Richtung Gnodstadt führen und dann nach Westen zur Klinik abzweigen. Mit einem Planungszeitraum von acht bis zehn Jahren sei dabei zu rechnen, bestätigte Ingenieur Wilhelm Dellmann vom mit der Voruntersuchung beauftragten Büro Weimann. Unter anderem, weil die Bahnunterführung an der Polisina neu gebaut werden müsste.
Der ihm von etlichen Bürgern aus dem Bärental zu Ohren gekommenen Vermutung, mit politischem Druck könne die Arbeitsweise der Bahn beschleunigt werden, trat Gerold Hohe (UWG) sehr entschieden entgegen. Diese Vorstellung sei unrealistisch, wie das Beispiel Lärmschutz eindrucksvoll zeige.
West- und Südspange bringen keine Entlastung
Zwei weitere Varianten für eine mittelfristige Erschließung stellten sich bei der Untersuchung durch das Büro Weimann als wenig sinnvoll heraus: Die „Westspange“, die vom Industriepark Wolfgang per 200 Meter langer Brücke über das Bärental führen würde, wäre rund 20 Millionen Euro teuer. Eine „Südspange“ würde weiter Richtung Gnodstadt von der Bundesstraße abzweigen und das Bärental umfahren.
Eine nennenswerte Entlastung für das Bärental würde nach Einschätzung des Verkehrsplaners keine der beide Varianten bringen, weil rund 85 Prozent der Besucher der Mainklinik aus dem Maintal kommen, und die sicher keinen kilometerlangen Umweg in Kauf nehmen, weil die jetzige Zufahrt ja weiterhin erhalten bleibt.
Variante Bärengraben wäre sehr steil
Neu ist die Variante „Bärengraben“: Von der Südtangente aus könnte auf Höhe des Trimm-Dich-Pfads Richtung Süden durch den sogenannten Bärengraben eine Straße zur Mainklinik gebaut werden. Ingenieur Dellmann sieht diese Möglichkeit aber wegen der starken Steigung sehr kritisch. Streckenweise würde die Straße 15 Prozent aufweisen, im Mittel wären es 7,5 Prozent.
Zum Vergleich: Am Greinberg beträgt die durchschnittliche Steigung fünf Prozent, in den Kehren bis zu zehn. Für eine Klinikzufahrt seien noch steilere Straßen eigentlich nicht vertretbar, so Dellmann. Außerdem befindet sich im Bärengraben ein Biotop, in dem zum Beispiel der Schwarzmilan wohnhaft sein soll.
Geldgeber sollen Beteiligung zusichern
Bei Wolfgang Karls Frage, wie man sicherstellen könne, dass sich Landkreis und Staat am Bau der neuen Haupterschließung beteiligten, geriet die Diskussion in eine Henne-und-Ei-Situation: Karl möchte, dass der Landkreis nicht nur für die Greinberg-Ertüchtigung, sondern auch für die mittelfristige Erschließung eine Kostenbeteiligung zusichert. Vom Staat erwartet Karl eine solche Zusicherung ebenfalls.
Bürgermeister Peter Juks (UWG) ist der Ansicht, dass vorher zunächst die Stadt ihren politischen Willen ausdrücken müsse, den Weg über die kurzfristige wie auch die mittelfristige Erschließung mitzugehen. „Wenn das geschehen ist, kann der Kreistag darüber diskutieren“, so Juks. Auch er findet es wichtig, dass die beiden Vorhaben untrennbar zu einem Paket verbunden werden. „Das Schlimmste wäre, wenn die Stadt mitbaut und dann keine Ostspange bekommt“, sagte der Bürgermeister.
Verbesserungen am Kindergarten
Eine kurzfristige Verbesserung hält Juks für dringend notwendig, da damit auch die gefährliche Engstelle am Kindergarten St. Thekla etwa durch mehr Parkplätze und einen Gehweg entschärft würde. Mit der Empfehlung, die der Ausschuss nun dem Stadtrat gibt, wird der Wunsch nach der Koppelung beider Vorhaben berücksichtigt.