Beliebt bei ihren Schülern, geschätzt bei den Kollegen, nicht immer gern gesehen bei den amtierenden Bürgermeistern. Für die langjährige Rektorin der Maximilian-Kolbe-Schule Hannelore Mintzel war die Schule nie ein Elfenbeinturm. Ebenso engagiert wie sie die Schüler auf deren Weg ins Leben und den Beruf begleitet hat, gehört es zu ihrem Selbstverständnis als Pädagogin, sich für ihren Ort einzusetzen. Umso härter hat sie im vergangenen Jahr der Versuch der Marktgemeinde getroffen, die Jahrhunderte alte Rimparer Synagoge abzubauen und an ein Freilandmuseum abzugeben. Vor Kurzem hat Hannelore Mintzel ihren 80. Geburtstag gefeiert.
Eine engagierte Verfechterin der Hauptschule
Auch nach knapp 15 Jahren im Ruhestand ist an dem klaren Ton durchs Telefon die Pädagogin zu spüren. Den hat sie als engagierte Verfechterin der Hauptschule als Schulart gebraucht, denn deren Aufgabe ist es, nicht immer einfache junge Menschen auszubilden. Zugleich schwingt bei der 80-Jährigen jedoch immer ein gutes Stück Empathie für ihr Gegenüber mit. "Viele der Mitarbeiter in den großen Betrieben waren Schüler von mir", erzählt sie. Ebenso in den Vereinen. "Es waren kompetente Leute, die später große Handwerksbetriebe geführt haben."
Gerne erinnert sie sich an die kreativen Fähigkeiten der damals gut 500 Schüler. Sie waren Landesmeister im Schwimmen, es gab ein Orchester, eine Trachtentanzgruppe - und es wurde viel Zeitung gelesen: Gemeinsam mit dem damals jungen Journalisten Anton Sahlender hat sie 1987 das später von der bayerischen Regierung ausgezeichnete KLASSE!-Projekt der Main-Post ins Leben gerufen. Als Logo diente ein Foto ihrer Schüler, die freudestrahlend die Zeitung in die Höhe hielten. "Die Schüler haben wirklich alle Zeitung lesen und dies oft auch später beibehalten", erinnert sie sich. Und sie lasen nicht nur, sondern schrieben auch selbst Artikel und schickten Fotos. Mündige Bürger, die sich einmischen. Das ist das Ziel von Schule, wie sie Hannelore Mintzel versteht.
Dass die Rimparer Schule heute gefährdet ist, war 2005, als sie nach 25 Jahren in den Ruhestand ging, nicht abzusehen. Vielleicht zu erahnen. Eine Schließung käme einer "Katastrophe für den Ort" gleich, findet sie. Einen tiefen Bruch hätten damals die Reformen unter Schulministerin Monika Hohlmeier mit der Trennung der Schüler schon nach der vierten Klasse bedeutet: "Ab da hat die Hauptschule abgebaut, sie hat viele Talente verloren." Sie versuchte dem gegenzusteuern, die Schule wurde renoviert und erhielt weitere Fachräume. Ein "Kardinalsfehler" sei sie die Schließung des Schulschwimmbads gewesen. Auch die Chance, ein großes Schulzentrum mit dem Neubau des Landkreis-Gymnasiums zu schaffen - heute steht es in Veitshöchheim -, sei damals vergeben worden.
Großes Interesse für jüdisches Leben in Rimpar
Bei der Beschäftigung mit der Ortsgeschichte stieß Hannelore Mintzel auf das einst blühende jüdische Leben Rimpars. Die gebürtige Emsländerin aus Aurich ließ das Thema nicht mehr los. Mit Mitstreitern gründete sie 1990 einen Initiativkreis und sammelte Unterschriften für den Erhalt der Synagoge. Seither gibt es am 9. November ein Pogromgedenken. "Nur ein paar haben es rechtzeitig verstanden und es geschafft, aus Rimpar rauszukommen", fasst sie die Geschehnisse in der NS-Zeit zusammen. Umso mehr hat es sie geärgert, als die Marktgemeinde dafür stimmte, die Synagoge ins Freilandmuseum nach Fladungen abzugeben - ausgerechnet in der Zeit, als sie verreist war. Allerdings, ohne die Rechnung mit dem Wirt zu machen: An einer eher städtisch als fränkisch-ländlich geprägten Synagoge gab es dort kein Interesse, erzählt Mintzel.
- Lesen Sie auch: Rimparer Synagoge soll ins Rhöner Freilandmuseum
Woran es liegt, dass das unter Denkmalschutz stehende Gebäude bis heute nur eine schwache Lobby in Rimpar hat, kann sie nur vermuten. Eine Mikwe, ein rituelles Bad der Juden, am Marktplatz jedenfalls sei vor einigen Jahren in einer Nacht-und-Nebelaktion zugeschüttet worden. Auch das Schloss Grumbach, heute das Wahrzeichen Rimpars, für das sich ihr inzwischen verstorbenen Mann Kurt - lange Jahre Pressesprecher des Landrats - eingesetzt hatte, hätten viele am liebsten weggerissen, erinnert sie sich.
Ein eigenes Buch
Über die Geschichte der beiden letzten jüdischen Familien in Rimpar hat sie ein Buch geschrieben, das schon bald erscheinen soll. "Es hat lange darauf gewartet, fertiggestellt zu werden", erzählt sie. "Corona sei dank, ist es nun so weit." Auch für die Synagoge gibt es wieder Hoffnung: Nach einem Auftritt im Marktgemeinderat, wo sie ein vorläufiges Konzept für eine Museum vorgestellt hat, wurde immerhin eine Machbarkeitsstudie beauftragt.