Nach den virtuellen Corona-Semestern der vergangenen Jahre schien seit diesem Frühjahr endgültig das Leben in die unterfränkischen Hörsäle zurückgekehrt zu sein. Doch nun könnte die nächste Krise den Präsenzbetrieb gefährden. Als erste bayerische Hochschule erklärte kürzlich die Universität Passau, dass das anstehende Wintersemester "im Zeichen der Unsicherheit" stehe: "Mit Blick auf die Wärme- und Stromversorgung – und damit auch auf die Frage, ob und wie wir einen Präsenzbetrieb werden aufrechterhalten können." Wie planen die Julius-Maximilians-Universität Würzburg und die Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt (FHWS) für das kommende Semester?
Universität Würzburg: "Gehen von Präsenzbetrieb im Wintersemester aus"
An der Uni Würzburg geht man derzeit davon aus, den regulären Präsenzbetrieb "trotz der angespannten Energielage" aufrechterhalten zu können. Zwar träfen die gestiegenen Energiepreise die Universität ebenso stark wie alle Bürgerinnen und Bürger in Deutschland, so Uni-Sprecherin Esther Knemeyer. Doch der Universitätsbetrieb werde davon noch nicht gefährdet.
Unabhängig von der aktuellen Energiekrise sei man seit Jahren bestrebt, "Möglichkeiten zur Energieeinsparung" zu nutzen. So habe man beispielsweise kontinuierlich konventionelle Beleuchtung gegen effizientere LED-Technik ausgetauscht. Und bereits jetzt werde mittels einer speziellen Regelungstechnik die Temperatur in den Hör- und Seminarsälen entsprechend des Belegungsplans eingestellt. Zukunftsweisend in diesem Bereich sei ein bayerisches Pilotprojekt im Gebäude am Wittelsbacherplatz: Wie Knemeyer erläutert, fließe dort die aktuelle Wettervorhersage in die Steuerung von Licht und Heizung ein.
Dennoch hätten Gespräche der Universitätsleitung mit dem Technischen Betrieb der Hochschule über weitere Maßnahmen stattgefunden. Bereits beschlossen sei eine maximale Raumtemperatur in den Seminar- und Hörsälen von 20 Grad. Außerdem würden, soweit nicht sicherheitsrelevant, Außenbeleuchtungen abgeschaltet.
Fachhochschule Würzburg/Schweinfurt (FHWS) ebenfalls optimistisch
Auch die FHWS hat bereits mit einem Maßnahmenpaket auf die Energiekrise reagiert. Laut der Pressestelle der Hochschule würden sich "die gestiegenen Energiepreise deutlich im Versorgungsbudget der Hochschule bemerkbar machen". Allein die Stromkosten seien im Vergleich zum Vorjahr um bis zu 25 Prozent gestiegen. Und so seien bereits die Klimaanlagen der Hör- und Seminarsäle so umgestellt worden, dass sie erst bei einer Temperatur von 27 Grad, und nicht wie früher bei 24 Grad, mit der Kühlung einsetzten. Im Winter sei eine Absenkung der Heiztemperatur geplant.
Was den Präsenzbetrieb im kommenden Semester betrifft, zeigt sich die FHWS optimistisch: "Es wird in Präsenz geplant", betont Sprecherin Claudia Kunze. Dennoch sei man in der Lage, auf plötzliche Entwicklungen jederzeit zu reagieren: "Ein Umstellen auf digitale Lehre ist erprobt und könnte im 'Notfall' auch kurzfristig erfolgen."
Konkreter sind die Überlegungen derweil in Passau: An der dortigen Uni befasst sich eine Task-Force mit verschiedenen Szenarien. Diese hingen aber davon ab, welche Entscheidungen von staatlicher Seite getroffen würden. Stand jetzt will die bayerische Staatsregierung aber an der Präsenzlehre festhalten. "Ich halte Debatten über Beschränkungen oder gar Schließungen in keiner Weise für zielführend. Es darf keinen Energielockdown geben", so Wissenschaftsminister Markus Blume gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Virtuell statt Präsenz sei "an bayerischen Hochschulen keine Option", so der CSU-Politiker weiter.