Die Nutzung von Erdwärme als nachhaltige Methode der Wärmeversorgung von Gebäuden galt in Würzburg bisher als wenig aussichtsreich. In der Äußeren Pleich zeigt die Beethovengruppe, was möglich ist: Der Würzburger Projektentwickler saniert dort derzeit das ehemalige e.on-Hochhaus und wird das achtgeschossige Gebäude mit einer Geothermie-Wärmepumpe heizen und kühlen.
"Bismarck 9" lautet der Name des Bürogebäudes an der Bismarckstraße, in dem ab dem kommenden April insgesamt 5500 Quadratmeter zu Büroflächen für ihre Mieter bezugsfertig sein werden. Unter dem daneben liegenden Parkdeck mit 43 Stellplätzen entsteht eine unterirdische Ebene mit weiteren 38 Stellplätzen, darunter wurden insgesamt 36 Bohrungen durchgeführt.
Die Wärme aus dem Untergrund speist die Fußbodenheizung in den acht Geschossen und wird bei hohem Heizbedarf durch einen Fernwärmeanschluss ergänzt. In der heißen Jahreszeit soll die Wärmepumpe auch für die nötige Kühlung sorgen: "Wir temperieren das Gebäude im Endeffekt auch im Sommer über die Fußbodenheizung", erläutert Alexander Weigand, Hauptgesellschafter der Beethovengruppe.
Das Gebäude wurde in den Jahren 1956 und 1957 von der Überlandwerke Unterfranken AG errichtet
Das Gebäude wurde in den Jahren 1956 und 1957 von der Überlandwerke Unterfranken AG errichtet, 2001 als Niederlassung von der e.on Bayern AG übernommen und beherbergte zuletzt die unterfränkische Zentrale der Bayernwerk AG. Das e.on-Areal wurde vor einigen Jahren von der Ten Brinke Gruppe erworben, die dort bis spätestens 2027 mehrere Wohnhäuser mit mehr als 200 neuen Wohnungen bauen möchte.
Bei der Entwicklung des Areals stand zeitweise auch die Überlegung im Raum, das ehemalige Verwaltungsgebäude der Überlandwerke abzureissen. "Das hätte ich persönlich als echte Sünde empfunden", betont Alexander Weigand: "Wir beschäftigen uns viel mit denkmalgeschützten Gebäuden und hätten nichts dagegen, es zu einem offiziellen Baudenkmal zu erklären."
Im Winter 2020 hat die Beethovengruppe das Hochhaus von Ten Brinke gekauft
Im Winter 2020 hat die Beethovengruppe das Hochhaus von Ten Brinke gekauft und investiert laut Weigand insgesamt rund zwölf Millionen Euro in eine denkmalgerechte, barrierefreie und energetische Sanierung. Ziel ist eine Gold-Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). "Wir erhalten den Bestand und werden gleichzeitig den Energieverbrauch des Gebäudes deutlich reduzieren", so Weigand weiter.
Wer mit dem Fahrrad oder Pedelec zur Arbeit kommt, findet im Gebäude Abstellräume und Duschen
Etwa ein Viertel des Stromverbrauchs von jährlich mehr als 300.000 Kilowattstunden wird künftig von einer Photovoltaikanlage auf dem Dach produziert, die Toilettenspülungen werden mit Regenwasser gespeist. Wer mit dem Fahrrad oder Pedelec zur Arbeit kommt, findet im Gebäude Abstellräume und Duschen, auf und neben dem Parkdeck wurden große unterirdische Pflanzgruben für Bäume angelegt. Im Inneren des Gebäudes werden nach dem Ende der Sanierung weiterhin Teile der ursprünglichen Innenarchitektur vorhanden sein, unter anderem die charakteristischen Handläufe in den Treppenhäusern, alte Türen, Holztäfelungen und Beleuchtungselemente.
"Bismarck 9" ist eines von drei Projekten der Beethovengruppe in der Äußeren Pleich. Im Frühjahr 2022 hat das Unternehmen vom Stadtrat die Baugenehmigung für einen "Sozialcampus" mit gut 70 Wohneinheiten auf dem Grundstück der Frankenhalle erhalten. Als nächster Schritt steht die Sanierung und Umnutzung der ehemaligen Viehauktionshalle an, für die zuletzt ein Biomarkt mit Gastronomie als Nutzer vorgesehen war: "Wir verhandeln derzeit mit einigen Interessenten und werden in den kommenden Monaten einen Bauantrag für die Frankenhalle vorlegen", so Weigand.
Nichts Neues gibt es dagegen derzeit beim Projekt "Bismarckquartier" auf dem Posthallen-Areal neben Hauptbahnhof. Fest steht derzeit nur, dass der Mietvertrag mit der Posthalle Ende 2025 endgültig endet und dann laut Weigand auch nicht mehr verlängert wird.