"Kiss & Go: Bitte helfen Sie mit, das Verkehrsaufkommen an der Schule zu verringern", heißt es auf den grünen Plakaten, die sofort ins Auge stechen. Eine Woche lang hat der Elternbeirat der Grundschule Versbach Flyer verteilt, in Gesprächen informiert und Schokoherzchen verschenkt. Der Grund: "Wir wollten den Schulweg über die Pleichachtalhalle als Alternative für die Eltern bewerben, die ihre Kinder mit dem Auto bringen wollen. Aber natürlich auch, um Eltern generell dazu zu ermuntern, ihre Kinder zu Fuß zur Schule zu bringen", erklärt Carmen Schuppe-Michel, eine betroffene Mutter und aktiv im Elternbeirat. Um die Aufmerksamkeit zu steigern, hingen auch im Schulhaus und am Schulgelände große Plakate, die für den Parkplatz an der Pleichachtalhalle warben.
Zum Hintergrund: Im vergangenen Jahr schlugen, wie berichtet, Eltern und der Elternbeirat aus Versbach Alarm. Angesichts des regen Verkehrs in der Nähe der Grundschule, schmalen Straßen ohne gesicherte Fußwege, voll beparkten Kreuzungen, die die Sicht einschränkten, war der "gefährliche Schulweg" schon seit vielen Jahren ein Thema. Wegen einer Baustelle nahe der Schule nahm im vergangenen Jahr auch der LKW-Verkehr immens zu und blockierte oftmals den Weg in Richtung Schule, so Schuppe-Michel. Klar war auch, dass das Verkehrsproblem teilweise von Eltern verstärkt wurde. Diese fuhren ihre Kinder wegen des gefährlichen Fußmarsches lieber mit dem Auto direkt an die Schule, was wiederum das Verkehrsaufkommen - insbesondere im Bereich der Steigstraße - in die Höhe trieb.
Es kommt was in Bewegung
Trotz vieler Anregungen und Beschwerden bis hin zum Stadtrat hatte sich in den vergangenen Jahren nicht allzu viel getan, fasste der Elternbeiratsvorsitzende Andreas Kuhnhäuser noch im Juli 2018 zusammen. Zwar beschäftigte sich die Stadt in 2015 im Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) für den Stadtteil Versbach mit dem Thema und erarbeitete ein Handlungskonzept. Konkret sei aber aber erstmal nichts passiert, erklärt Schuppe-Michel. Von Seiten der Stadt hieß es in 2018, das Thema sei präsent, es brauche aber gute Planung und Zeit, Dinge umzusetzen. Nun aber kommt der Stein ins Rollen: Auf Initiative der Stadtratsmitglieder Josef Hofmann (FWG), Judith Jörg (CSU) und Helga Hoepffner (CSU) gab es bereits vor einigen Monaten einen Ortstermin gemeinsam mit Elternbeirat, Polizei, Tiefbau und Verkehrsüberwachung, um sich die gefährlichen Stellen vor Ort anzuschauen.
"Seitdem bewegt sich etwas", berichtet Schuppe-Michel erfreut bei einem Treffen an der Pleichachtalhalle. Das Anlegen des „Kiss & Go"-Parkplatzes sei dabei eine wichtige Maßnahme. Dank gebühre hierbei besonders Frank Oppmann von der Fachabteilung Tiefbau, der sich für die Idee einsetzte und mit einem ähnlichen Konzept an der Goethe-Kepler-Schule bereits gute Erfahrungen gemacht hatte, so Schuppe-Michel. Toll findet das auch Schulleiter Lothar Hohnheiser:"Wir haben die Aktion ja gemeinsam mit dem Elternbeirat geplant. Ich finde es schön, dass die Eltern sich einsetzen und damit demonstrieren, wie wichtig ihnen der sichere Schulweg ist." Er habe den Eindruck, dass die Aktion auch schon fruchtet. In der Aktionswoche seien nach Umfragen in den Klassenzimmern nur sehr wenige Kinder mit dem Auto in die Schule gefahren worden.
Schild "Nur für Berechtigte" wurde entfernt
Auch die Schilder "Nur für Berechtigte", die an der Treppe angebracht waren, die von der Pleichachtalhalle vorbei an der alten Turnhalle zur Schule führt, sind verschwunden. Laut Schuppe-Michel ist offiziell geklärt, dass der Weg - die alte Turnhalle war an einen privaten Investor verkauft worden - von Schülern und Lehrern benutzt werden darf. "Für uns ist dieser Weg eine wichtige Verbindung, weil er unsere Kinder zur Sporthalle führt", so Schulleiter Hohnheiser erleichtert.
Auch, was die gefährlichen Schulwege angeht, scheint sich etwas zu tun. Anfang Mai stimmte der Stadtrat dem interfraktionellen Antrag ihrer Mitglieder Hofmann, Jörg und Hoepffner zu, und damit den Planungen der Fachabteilung Tiefbau zur Verbesserung der Schulwegsicherheit. "Aktuell werden die Ausführungsplanungen erstellt. Im Anschluss dann der Zeitplan", heißt es aus der Pressestelle des Rathauses. Wahrscheinlich würden die Maßnahmen nicht während der Schulzeit, sondern während der Ferien umgesetzt.
Konkrete Verbesserungen für die Laufwege geplant
Aber was steht konkret an? Um die Sichtverhältnisse für alle Verkehrsteilnehmer, vor allem die Schüler, zu verbessern, werden zu beiden Seiten im Bereich der Steigstraße (an der Querungsstelle Treppenanlage) Aufstell- und Wartebereiche von ein bis 1,50 Meter Breite geschaffen. Diese nennt man "Gehwegnasen".
Auch im Bereich der Estenfelder Straße/Zugang Brunnfloßgasse soll der Seitenraum erweitert werden. Zudem wird hier der bestehende Gehweg auf zwei Meter Breite ausgebaut. Das Halten oder Parken von Fahrzeugen in diesem Streckenabschnitt der Estenfelder Straße soll künftig verboten sein. "Das ermöglicht den Kindern eine bessere Sicht auf die Straße und macht somit den Schulweg sicherer", freut sich Schuppe-Michel.
Eine Verbreiterung des Gehweges und "Gehwegnasen" sind auch in der Brunnfloßgasse geplant. Im Bereich der St.-Rochus-Straße, die sowohl als Schulweg als auch als Weg zum Kindergarten genutzt wird, wird die Bordsteinführung geändert und in Richtung der derzeitigen Fahrbahn neu hergestellt. Dadurch vergrößern sich die vorhandenen Gehwegbereiche.