
Am Freitag komme fränkisches Hochzeitsessen auf den Tisch, sagt Jakob Karl. Das stehe fest. Denn so sei es vor 65 Jahren auch gewesen. Damals haben er und seine Emma sich in Hopferstadt das Ja-Wort gegeben. Nun feiert das Paar Eiserne Hochzeit.
Seit über einem halben Jahr leben die Eheleute mittlerweile im Seniorenheim Haus Franziskus in Ochsenfurt, ihr gesamtes Leben haben sie jedoch in Hopferstadt verbracht. Die Familien beider stammen aus dem Dorf im südlichen Landkreis Würzburg.
"Das Gefrierfleisch brachte uns zusammen", scherzt Karl, auf die Frage nach dem Kennenlernen hin. Denn er habe seine zukünftige Frau des Öfteren gesehen, wie sie zur damaligen Zehntscheune – direkt gegenüber von seinem Elternhaus – ging. Diese wurde in den 50er Jahren von der Dorfgemeinschaft als Gefrierhaus genutzt. "Da hat man sich ab und zu mal angegrinst", erinnert er sich.
Vier Söhne, sieben Enkel, drei Urenkel
Erster näherer Kontakt entstand allerdings, weil es zwischen den beiden Familien schon eine andere Verbindung gab: Jakob Karls Bruder verlobte sich mit der Schwester seiner zukünftigen Frau. Was folgten, waren 1955 ein gemeinsamer Ausflug nach Rothenburg ob der Tauber zu den Festspielen "Der Meistertrunk" und ein erster Auftritt als Paar beim Ochsenfurter Bratwurstfest, wie Jakob Karl erzählt. 1958 wurde geheiratet.
Das Ehepaar stieg in den landwirtschaftlichen Betrieb von Emma Karls Familie ein. "Insgesamt 25 Hektar Land haben wir bewirtschaftet", sagt Jabob Karl, der zuvor die Landwirtschaftsschule in Würzburg besucht hatte. "Erst mit Pferden, später mit Schleppern." Im selben Jahr noch kam der erste Sohn zur Welt, drei weitere folgten. Heute gehören außerdem sieben Enkel und bislang vier Urenkel zur Familie.
Er habe sich nebenher viel in den örtlichen Vereinen engagiert, sagt Karl, der als Hopfenstädter Urgestein gilt. Etwa im Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr, der Soldatenkameradschaft und beinahe 30 Jahre lang als Vorsitzender des CSU-Ortsverbands. Eine weitere Leidenschaft Karls war das Schreiben. "Ungefähr zehn Beiträge habe ich zur Dorfchronik von Hopferstadt beigetragen", sagt der 90-Jährige. Und egal, worum es ging: Immer habe ihm seine Frau den Rücken freigehalten. Man habe sich aufeinander verlassen können.
Gemeinsame Reisen verbanden das Paar
Emma Karl habe nicht nur auf dem Hof mitgearbeitet und sich um die Familie gekümmert, sondern sich auch gerne mit Handarbeiten beschäftigt. Verbunden habe das Ehepaar auch die Freude an gemeinsamen Reisen. "Wir waren zum Beispiel in Riga, Budapest und an vielen Wallfahrtsorten", sagt Karl.
Auch wenn die Kinder des Paares längst aus dem Haus sind, sind alle Söhne der Region treu geblieben und wohnen in Hopferstadt und Estenfeld. Sein Vater würde wohl auch außerhalb des Pflegeheims noch gut zurechtkommen, sagt Bruno Karl, einer der Söhne des Ehepaars. "Aber er wollte meine Mutter eben nicht allein lassen." Vor dem Umzug ins Seniorenheim Haus Franziskus hätten seine Eltern einige Jahre bei einem seiner Brüder im Haus gewohnt. Doch die 95-Jährige sei mittlerweile stark eingeschränkt und auf den Rollstuhl angewiesen.
Zufrieden seien sie trotzdem, sagt Jakob Karl. Er sei dankbar für die Unterstützung aus der Familie. Lediglich einen Wunsch habe er für die gemeinsame Zukunft: Gesundheit.