Die Suche nach einem neuen Standort für die Posthalle nimmt langsam Fahrt auf. Der Stadtrat hat am Donnerstagabend den Antrag der Grünen auf "Entwicklung und Sicherung einer Musikspielstätte mittlerer Größe" in Würzburg einstimmig weiterverfolgt.
Dass es in Würzburg einen grundsätzlich Bedarf für einen Ort gibt, an dem Konzerte und Veranstaltungen für bis zu 2.500 Zuschauerinnen und Zuschauer stattfinden können, hatte der Stadtrat bereits mit einem einstimmigen Beschluss im Oktober 2021 anerkannt. Konkret getan hat sich danach wenig, obwohl die in der Aumühle gelegenen Betriebshallen der Firma Glaskeil, die nach Giebelstadt umziehen wird, seit einiger Zeit als möglicher Standort im Gespräch sind.
Der Mietvertrag im ehemaligen Post-Verteilerzentrum endet Juni 2023
Daher wollen die Grünen die Verwaltung beauftragen, so schnell wie möglich mit Glaskeil Verhandlungen aufzunehmen und das Gelände "zu einer Musikspielstätte mittlerer Größe mit weiteren Nutzungsmöglichkeiten zu entwickeln", wie es in dem Antrag heißt. Dafür erforderliche Planungsmittel sollen in den städtischen Haushalt 2023 eingestellt werden.
Außerdem soll die Verwaltung in Gesprächen mit der Beethoven Gruppe dafür sorgen, dass die Posthalle am bisherigen Standort weiterbetrieben werden kann, bis eine Ersatzspielstätte zur Verfügung steht. Nach aktuellem Stand endet der Mietvertrag im ehemaligen Post-Verteilerzentrum am Hauptbahnhof Ende Juni 2023 und soll auch nicht verlängert werden.
"Wenn ein neuer Standort nicht anders entwickelt werden kann, sehen wir das als Aufgabe der Stadt. Und der Zeitpunkt dafür ist jetzt", betonte Grünen-Stadtrat Matthias Pilz. Auf Anregung von Joachim Spatz (FDP) wurde der Antrag der Grünen um einen Punkt erweitert: Neben dem Glaskeil-Gelände sollen auch andere mögliche Standorte geprüft sowie die Trägerschaft und der Betrieb der neuen Spielstätte "diskriminierungsfrei ausgeschrieben" werden, wie Oberbürgermeister Christian Schuchardt den Beschlussvorschlag formulierte. Das bedeutet, dass Joachim Schulz, der derzeitige Betreiber der Posthalle, bei der neuen Spielstätte nicht automatisch als Betreiber zum Zug kommen wird.
Kulturreferent Achim Könneke begrüßte den Antrag, die Verwaltung hatte die Weiterverfolgung empfohlen. Wenn der Stadtrat bei den Haushaltberatungen Ende der kommenden Woche die nötigen Mittel bereit stellt, könnte ein konkreter Planungsauftrag an die Verwaltung von Kulturausschuss und Stadtrat noch vor Ende des Jahres beschlossen werden.
Ein Motor für Gastronomie und Hotelbranche
Unterstützung kam im Vorfeld vom Stadtmarketing-Verein "Würzburg macht Spaß": Durch die Posthalle sei Würzburg ab 2008 erstmals auf die Landkarte für viele Bands und Livemusik-Agenturen im mittleren Segment gekommen, betonen Vorstandsvorsitzender Joachim Beck und Geschäftsführer Wolfgang Weier in einer Pressemitteilung: "Hiervon zeugen bis zu 200 Veranstaltungen mit bis zu 180.000 Besuchern pro Jahr vor der Pandemie." Eine mittlere Spielstätte sei gleichzeitig weicher Standort- und harter Wirtschaftsfaktor.
Auch die Studierendenvertretung der Universität hat sich in einer offenen Stellungnahme für den Erhalt der Posthalle ausgesprochen. Die Posthalle sei seit 15 Jahren "ein Motor für Gastronomie und Hotelbranche", ohne sie gäbe es "keine vergleichbare Kulturbühne mehr in Würzburg", betont der Sprecherinnen- und Sprecherrat, der knapp 30.000 Studierende vertritt.