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Würzburg
Einkaufen in Corona-Zeiten: Warum gibt es keine Hefe mehr?
Der unscheinbare Hefewürfel hat sich in Corona-Zeiten zum begehrten und oft ausverkauften Topseller entwickelt. Wie Märkte in Unterfranken damit umgehen.
Der unscheinbare Hefewürfel hat sich in Corona-Zeiten zum begehrten und oft ausverkauften Topseller entwickelt.
Foto: Florian Schuh | Der unscheinbare Hefewürfel hat sich in Corona-Zeiten zum begehrten und oft ausverkauften Topseller entwickelt.
Gisela Rauch
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:42 Uhr

"Nein, ist aus!" "Haben wir schon lang nicht mehr." "Kriegen wir auch so bald nicht rein, leider." Wer in diesen Zeiten im Supermarkt nach Hefe fragt, erntet Kopfschütteln. Hefe, banale Haushaltshefe im 42-Gramm-Würfel, üblicherweise für maximal 30 Cent das Stück in Supermarkt-Kühlregalen vorrätig , ist aktuell so gut wie gar nicht zu bekommen. Ist Hefe ein ähnlich begehrtes Krisenprodukt wie Klopapier?

"Absolut", meint der Leiter eines Einkaufsmarkts im südlichen Landkreis Würzburg. Offenbar seien Kunden vermehrt dazu übergegangen, ihr Brot oder ihren Kuchen selber zu backen, weil sie sich damit sicherer fühlten, mutmaßt er. "Rational ist das nicht erklärbar, aber manches ist ja nicht erklärbar in diesen Zeiten." Eine stellvertretende Marktleiterin aus Würzburg dagegen hat überhaupt kein Problem damit, sich den Run auf die unscheinbaren Würfel zu erklären. "Viele Mütter sind mit ihren Kindern ja gerade daheim; da wird halt gebacken, um sich die Zeit zu vertreiben", meint sie.

Viele Supermärkte informieren gerade per Schild ihre Kunden, dass aufgrund erhöhter Nachfrage aktuell nicht alle Produkte angeboten werden können. 
Foto: Christoph Soeder, dpa | Viele Supermärkte informieren gerade per Schild ihre Kunden, dass aufgrund erhöhter Nachfrage aktuell nicht alle Produkte angeboten werden können. 

Vielen Marktleitern aus der Region zufolge ist nicht nur der handelsübliche Hefewürfel aus. Auch Trockenhefe und Sauerteigextrakt gebe es nicht oder kaum mehr, Backpulver hingegen sei vorrätig. Leergeräumt, berichten viele Marktleiter, würden oft auch die Regale mit fertigen Backmischungen.

Wo es noch Hefe gibt, wird rationiert

Weil sich Hefe offenbar zu einem der begehrtesten Handelsgüter in Krisenzeiten entwickelt, wird in den ganz wenigen Märkten in der Region, wo Hefe noch ankommt, rationiert. "Wir passen auf. Dass ein Kunde zehn Hefewürfel in seinen Einkaufswagen packt, wollen wir vermeiden", sagt ein Marktleiter aus dem nördlichen Landkreis Würzburg. An der Kasse werde so ein Hefe-Horter angesprochen und gebeten, fair zu bleiben und nur die "haushaltsübliche Menge" mitzunehmen. Die liegt laut Marktleiter bei "zwei, drei Würfeln". Wobei es schwierig sei, einzuschätzen, ob jemand über Bedarf kaufe. "Es gibt ja immer mehr Leute, die zusätzlich für andere einkaufen."

Dass tatsächlich noch Hefe in den Einkaufswagen gelangt, scheint in Unterfranken aber die absolute Ausnahme zu sein. Ein Marktleiter berichtet, dass man angesichts der vielen enttäuschten Kunden auf Hefesuche dazu übergegangen sei, Do-it-yourself-Heferezepte anzubieten. "Man braucht dafür Zucker, Mehl und Bier". Auch in Internetforen werden Anleitungen zur Selbstherstellung von Hefe weitergegeben. Die Zutaten variieren sehr stark, mal scheint Alkohol notwendig, mal vergorene Datteln.

Verband der Hefehersteller verweist auf personelle Schwierigkeiten

Wann Hefe wieder in die Marktregeale  kommt und ob der Hefenachschub noch vor Ostern eintrifft, damit der festliche Hefezopf auch heuer wieder gebacken werden kann, mag derzeit kein Marktleiter voraussagen. Laut dem in Bonn ansässigen Verband der Hefeindustrie haben die Hefehersteller in Deutschland angesichts der erhöhten Nachfrage den Ausstoß an Würfelhefe bereits deutlich erhöht. "Wir produzieren am Limit der Verpackungsfähigkeit", teilt der Verband mit.

Auf die Frage, woran es liege, dass nicht mehr Hefe produziert werden könne, heißt es: "Weder die Rohstoffverfügbarkeit noch die Fermentationsleistung stellt ein Problem dar. Jedoch sind auch wir mit personellen Schwierigkeiten konfrontiert und tun alles, um die Sicherheit unserer Mitarbeiter zu gewährleisten. Dies kann in einigen Fällen auch zu Schwierigkeiten bei der Organisation von Produktion und Logistik führen."

 
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  • weisdergeier@gmx.net
    wengertsweg
    UNSER Rewe hat Reagiert,der Metzger im Rewe hat die 500gm delber auf die Handlichen 42 Gamm portioniert .Danke
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  • wengertsweg
    Also in HAB gibts Hefe im Supermarkt - allerdings "nur" im 500 Gramm Paket. Das ist irgendwie auch ein Schwachsinn. Das würde ca. 12 normale Hefewürlfel geben.....
    Da hätten dann mehr Leute was davon.
    Beim Bäcker und Metzger einkaufen macht schon Sinn. Ich will ja, daß es die Läden im Herbst immer noch gibt. Aktuell hat sich doch das mit dem Abstand und Anstand eingespielt - ich sehe da kein Problem.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Wahrscheinlich deshalb, weil die Leute das Wort Corona nicht mehr hören können und sich das Zeug in die Ohren stopfen ...
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Keine Panik Leute. War eben beim Bäcker. Es gibt Alles . Brot, Brötchen ... Selbst backen und dafür Hefe hamstern ist wirklich nicht erforderlich.
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  • Werner12
    Ist doch logisch . Die Leute backen momentan selbst. Wir kaufen auch seit ca. 3 Wochen nicht mehr beim Bäcker ein.
    Es kann einem momentan kein Wissenschaftler sagen wie lange sich der Virus auf Brot oder Brötchen hält.
    Es reichen ja schon ein paar Stunden.
    Und nachdem ich in der Früh mal zufällig beim Einräumen der Waren zuschauen konnte haben wir entschieden selber zu backen.
    Schmeckt auch viel besser.
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  • tommy33
    @Werner
    Wie haben Sie nur bis vor 3 Wochen mit Backwaren vom Bäcker überlebt?
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  • Werner12
    Wenn sie Risikopatient wären würden sie nicht solche du.... Sprüche loslassen.
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  • tommy33
    Werner 12
    Sie wissen schon dass Sie mit die größte Bakterienschleuder sind?

    https://www.welt.de/wissenschaft/article120510534/Unser-Koerper-ist-ein-gigantischer-Bakterienzoo.html
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  • al-holler@t-online.de
    Sie ham ja recht, aber jetz ham se ängstliche Gemüter und Hypochonder noch mehr verunsichert...
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  • Doedi.wue
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Blödsinn ,damit bringen sie den kleinen Bäcker um die Existenz. Leute kauft weiter beim Metzger Bäcker und das Bier aus der lokalen Brauerei​ und lasst euch bitte nicht verunsichern.
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  • mariebraun50
    Genau! Denn wenn wir sie nicht unterstützen gibt es nach Corona die Backwaren, Wurst, Fleisch usw. NUR noch beim Discounter.
    Das wäre wirklich schade.
    Bleibt gesund und hoffnungsvoll!
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  • Doedi.wue
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • Mainheini
    @werner: Leute wie Sie, die keine Ahnung von Lebensmitteln haben, tragen dazu bei, dass Nach-C. die kleinen individuellen Handwerker verschwunden sind. Sie erreichen damit, dass der Kipf und die Bratwurst überall gleich einheitlich schmecken, in München genauso wie in Hamburg.
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