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Würzburg
Eine Würzburger Regisseurin startet in Hollywood durch
Stolz hält sie ihren Award in den Händen: Die Würzburgerin Kim Hertinger gewann für ihren Kurzfilm 'Meer bei Nacht' den Award 'Best Director' in Hollywood.
Foto: Ulrike Langer | Stolz hält sie ihren Award in den Händen: Die Würzburgerin Kim Hertinger gewann für ihren Kurzfilm "Meer bei Nacht" den Award "Best Director" in Hollywood.
Ulrike Langer
 und  Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:59 Uhr

„And the winner is… Kim Hertinger!“ Die 29-Jährige, die in Wonfurt (Landkreis Haßberge) aufwuchs und jetzt in Würzburg lebt, wurde bei den Independent Shorts Awards in Hollywood für ihren Film „Meer bei Nacht“ (Sea at Night) als beste weibliche Regisseurin des Jahres ausgezeichnet.

„Es ist der Wahnsinn, ich kann es noch kaum fassen“, erzählt Kim Hertinger. „Die Krönung ist zwar, dass ich jetzt den Award live entgegen nehmen konnte. Doch mindestens ebenso so schön ist es, dass der Film bereits 2018 vier Platin Awards als bester Film des Monats und als bestes Drama sowie für die beste weibliche Regie und die beste Filmmusik gewinnen konnte." Und nun war der Film in den Kategorien bester Film des Jahres, beste weibliche Regie und beste Filmmusik nominiert worden.

Film erzählt die Geschichte eines Demenzkranken 

Kim Hertinger, die heuer ihr Psychologiestudium an der Universität in Würzburg mit dem Master of Science abschloss, wollte schon immer „etwas mit Filmen“ machen. Weil sie aber nach dem Abitur – ohne entsprechende Erfahrung - noch keine Filmhochschule besuchen konnte, begann sie Psychologie zu studieren. „Das war im Nachhinein auch richtig“, sagte sie. Denn im Studium wurde sie mit dem Korsakow-Syndrom, einer seltenen Demenzform, konfrontiert. Um Menschen einen Einblick in die Gedankenwelt eines Betroffenen zu geben und auf die Konsequenzen einzugehen, die das Korsakow-Syndrom für die Angehörigen mit sich bringt, entwickelte sie Ende 2016 das Drehbuch zu „Meer bei Nacht“.

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Der 26-minütige Film erzählt die Geschichte eines Mannes, dessen Alkoholsucht ihm jegliche Form der Selbstbestimmung, Ansehen und sozialen Rückhalt genommen hat. Er leidet an dem Syndrom, dessen häufigste Ursache ein jahrelanger Alkoholmissbrauch ist.

Mit der Unterstützung regionaler Filmemacher und Künstler sowie der Kulturförderung der Stadt Würzburg wurde der Film 2017 im Theater Chambinzky und im Universitätsklinikum mit einem knapp 30-köpfigen Team gedreht.

Für die Filmmusik gewann Kim Hertinger den Diplom-Musiker Jonas Göbel aus Wonfurt, der als Musiker und Komponist bereits mehrfach preisgekrönt ist. „Mir hat das Konzept zu dem Film und die Emotionalität der Aussage gleich so gut gefallen, dass ich noch vor den Filmaufnahmen ein Thema dazu komponiert habe“, sagte er. „Bei Kim wiederum hat diese Musik Gänsehaut ausgelöst.“

"Ich hatte nicht erwartet, dass wir einen Preis gewinnen, da die Konkurrenz unglaublich gut war."
Regisseurin Kim Hertinger

Jonas Göbel komponierte schließlich die Musik zu dem fertigen Film, bei dem das Klavier, das Schlagzeug, Streicher- und sphärische Klänge die wichtigste Rolle spielen, und spielte die Musik selbst ein. „Die Zuschauerreaktionen beweisen, dass wir zusammen etwas Großes gemacht haben“, so Göbel, der an Kim bewundere, dass sie diesen Film alleine auf die Beine gestellt hat. Immerhin wurde der Film international auf über 50 Festivals gezeigt und gewann knapp 30 Preise. 

Dass der bewegende Film durchaus mit internationalen hochwertigen Produktionen mithalten kann, hat er jetzt auch in Hollywood bewiesen. Er gewann zunächst bei den Independent Shorts Awards vier der höchsten monatlichen Auszeichnungen: die Platin Awards. Insgesamt waren 2018/19 5000 Filme eingereicht worden und die 70 besten Filme des Monats wurden Ende August in den Raleigh Studios öffentlich präsentiert und nahmen an der Verleihung teil. Kim Hertinger war extra nach Los Angeles geflogen, um die Prämierung mitzuerleben. „Ich hatte nicht erwartet, dass wir einen Preis gewinnen, da die Konkurrenz unglaublich gut war. Doch als unser Film, der einzige, der nicht original englisch war, gezeigt wurde, habe ich gemerkt, wie ergriffen die Zuschauer waren", berichtete sie. „Ich ging auf die Bühne, um den Award entgegen zu nehmen und mich zu bedanken, aber ich war wie in Trance.“ Für sie sei die Auszeichnung als beste weibliche Regisseurin etwas ganz besonderes. „Ich bin sehr stolz darauf, denn das zeigt, dass mir das Gesamtkonzept sehr gelungen ist!“

Der Film wird bei den Demenztagen in der Uniklinik gezeigt

Doch die Erfolgsstory ist noch nicht zu Ende. Der Film wird am 20. September beim Internationalen Filmfestival in Moskau gezeigt, bei dem er mit der Nominierung als bester Film und für den besten Hauptdarsteller ins Rennen geht. Zudem wird „Meer bei Nacht“ am 27. September bei den IndieNuts Awards in Oberammergau präsentiert. Auch bei den Demenztagen im Universitätsklinikum Würzburg am 23. Oktober soll der Film möglichst viele Zuschauer erreichen.

„Ich möchte damit auf die Krankheit aufmerksam machen, aufklären und Vorurteile abbauen, die Gefühlswelt eines Betroffenen zeigen und die Pflege von Familienangehörigen darstellen“, betonte die Regisseurin. Noch bis Ende des Jahres wird „Meer bei Nacht“ auf Festivals zu sehen sein. Dann wird sich Kim Hertinger mit der Auswertung des Films beschäftigen. 

 
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