Zwischen dem Klimawandel und der Not in den Entwicklungsländern gibt es einen engen Zusammenhang. Dies zeigten bei dem zum siebten Mal vom Verein Harambee organisierten Eine-Welt-Tag in Güntersleben zwei Experten mit Beispielen aus Afrika und Papua-Neuguinea auf. "Schauen Sie nicht auf den Nachbarn, sondern gehen Sie selber los und nehmen Sie die anderen mit", folgerte daraus Michael Böhm, der vor gut 25 Jahren den Verein mitgegründet hatte, vor knapp 200 Besuchern in der Festhalle: "Wenn der Anfänger fehlt, bleiben wir alle sitzen." Ein bewusster Konsum bedeute keineswegs eine geringere Lebensqualität.
Der Fairtrade-Landkreis Würzburg und die Fairtrade-Gemeinde Güntersleben feierten zudem ihre erneute Zertifizierung durch Transfair. Der Landkreis wurde erstmals im Februar 2016 ausgezeichnet. Damit verpflichteten sich der Landkreis wie auch die Fairtrade-Gemeinden Güntersleben, Ochsenfurt und Veitshöchheim, in der Gemeindeverwaltung und in möglichst vielen Schulen, Vereinen oder Kirchengemeinden Fairtrade-Produkte zu verwenden und das Bewusstsein für den fairen Handel zu fördern. Güntersleben war Vorreiter im Landkreis Würzburg und wurde bereits im April 2012 als kleinste Fairtrade-Gemeinde Deutschlands ausgezeichnet. "Der Fairtrade-Gedanken will nicht nur organisiert, sondern mit Herz gelebt werden", stellte Landrat Eberhard Nuß fest.
Paeth: Afrika braucht umsichtige Landschaftsplanung
Für den Klimaforscher und Afrikaexperten Professor Dr. Heiko Paeth aus Würzburg ist der Klimawandel eine der Hauptursachen massenhafter Auswanderung. Der Klimawandel treffe auf einen Kontinent, der in großen Teilen nur eine geringe Anpassungsfähigkeit an veränderte Bedingungen aufzuweisen habe. So hätten viele Probleme ihre Ursache in der Dürre in der Sahelzone in den 1970er Jahren: "Es herrscht seither absolutes Chaos, die Menschen haben sich da niedergelassen, wo sie ihre Beine hingetragen haben", stellte er fest. Ein rasches Wachstum der Bevölkerung und Böden, die bei falscher Bearbeitung rasch auslaugen, taten ein übriges.
Paeth glaubt dennoch, dass der Kontinent eine Zukunft hat und in der Lage ist, sich selbst zu helfen: "Wenn wir Entwicklungshilfe wirklich ernst einen, müssen wir die Wertschöpfungskette auch nach Afrika verlagern", sagte er. Die Fairtrade-Bewegung mache es im Kleinen vor, wie dies geht. Auch benötige der Kontinent eine umsichtige Landschaftsplanung wie sie in Europa üblich sei: Es sei jedoch schwierig, in den Ländern auf Gehör zu treffen. Die Grundidee des internationalen Klimafonds, dass "der globale Süden Leidtragender, nicht aber Mitverursacher des Klimawandels ist", setze falsche Anreize und verstärke eine fatalistische Haltung.
Regenfälle entsprechen nicht mehr der Jahreszeit
Ähnlich sieht dies Ulrike Hartmann-Mitz, die acht Jahre als Agraringenieurin mit kirchlichen Trägern in der Agrar- und Umweltberatung in Papua-Neuguinea gearbeitet hat: "Wir müssen unbedingte unseren Lebensstil ändern, und wenn es zunächst nur ganz kleine Schritte sind", sagte sie. Sie berichtete davon, dass schon einzelne Atolle von den Menschen verlassen würden, die sich lieber auf der Hauptinsel in Ghettos niederlassen. Doch auch hier gibt es Probleme mit dem Klima: "Die Niederschlagsmuster stimmen nicht mehr, es fällt nicht mehr der für die Jahreszeit erwartete Regen", berichtete sie.
Dennoch liegen die größte Probleme nicht beim Klimawandel, sondern in der korrupten Regierung: Die Menschen würden durch "miese Tricks ihres Landes beraubt", auf dem später riesige Palmölplantagen entstehen oder der Regenwald abgeholzt wird. Das Palmöl landet später in Europa: in Aufbackbrötchen oder Fertigpizzas.