Zum Artikel "Einkehren in die Hecke" vom 26. September erreichte die Redaktion folgende Zuschrift.
Es ist mittlerweile eine schöne weinfränkische Tradition, die saisonal begrenzte Öffnung überwiegend kleinerer Winzerhöfe zu gastlich-gemütlicher Einkehr. Da treffen sich zu festgelegten Öffnungszeiten gesprächsfreudige Weinliebhaberinnen und Weinfreunde aus nah und fern, Familien, Stammtische, Jung und Alt. Dank munterer Gespräche, eines angenehmen Lärmpegels ergeben sich nicht selten willkommene neue Kontakte unter den schoppendurstigen Gästen. Junge und ältere Weine aus eigenem Anbau, Frankenwein in aller Munde, wie auch Alkoholfreies. Dazu dieses gleichermaßen preiswert köstlich kulinarische Angebot einfacher Gerichte nach Hausmeisterart. Wenn es sie nicht längst geben würde, sie müssten eigens erfunden werden. Vermitteln Heckenwirtschaften doch ihre ganz eigene, geradezu familiäre Atmosphäre.
In alten Zeiten räumten die Winzer sogar ihre Wohnzimmer zweimal im Jahr, den "Straußen" oder "Buschen" vor ihre Eingangstür zu hängen. Als Signal ihrer Öffnung. Willkommenskultur pur.Da besteht keine zusätzliche Kauf- oder Bestellerwartung. Schon allein die ganz überwiegend gemütliche Atmosphäre spricht für sich. Wie der besondere Charme schlagfertiger Bedienungen. Das Inventar fränkischer Heckenwirtschaften zeigt sich zuweilen angereichert von altem Mobiliar, Gerätschaften oder Kunstwerken. Im heutigen Churfranken des früheren "Untermains" der Landkreise Miltenberg und Aschaffenburg spricht man übrigens von "Häckerwirtschaften". Der fränkische Winzer, früher "Häcker" genannt, quält sich alljährlich durch 14 Arbeitsgänge in seinem Weinberg. Moderne Maschinen, Seilzüge und Saisonarbeitskräfte sind unverzichtbar. Da ist die Zeit der Traubenlese im Herbst, bevor die Heckenwirtschaften einladen, natürlich die ergiebigste. Grun einladendendlage allen Wirtschaftens fränkischer Winzer und Weinkeller. Mir gefielen bei den einzelnen Porträts dieses lesenswertes Artikels auch die Erwähnung der Öffnungszeiten, wie der preisgünstigen Weine und Speisen. Im Sinne gelungener Tourismuswerbung müsste Franken dieses Modell einmal jährlich für zwei Wochen auch auswärts anbieten. Beispielsweise in der landwirtschaftlich geprägten Berliner Domäne des vornehmen Dahlem, Sitz auch der international renommierten Freien Universität. Als eine besonder Art großer fränkischer Heckenwirtschaft in der deutschen Hauptstadt. Es wäre von vornherein ein medienwirksamer Publikumsmagnet, ein Aushängeschild des fränkischen Weintourismus.
Jochen Freihold, 14052 Berlin-Charlottenburg