Noch nie war die Biene so im Gespräch wie in diesem Jahr durch das Volksbegehren zu ihrer "Rettung". Intensiv beschäftigt hat sich mit diesem Thema seit langem Ellen Roether aus Hettstadt. Nun hat sie mit großem Zeitaufwand ihr Wildbienenhaus entwickelt. Mit ihrem Start-Up-Unternehmen "ImmA" bietet sie es nun vor allem Gemeinden, Schulen, Ämter, Vereinen und Landwirten an.
Ellen Roether hat schon immer sehr naturverbunden gelebt. Weit abgeschieden in den spanischen Bergen hat sie sich 13 Jahre durch einen großen Garten selbst versorgt und eine kleine Oliven- und Mandelplantage bewirtschaftet, bevor sie vor sieben Jahren in ihre Heimatgemeinde Hettstadt zurückgekommen ist, um ihren Kindern eine Schulausbildung zu ermöglichen. Seit 2012 ist sie als Gemeindearbeiterin in Margetshöchheim tätig, wo sie vor allem zuständig für die Grünflächen ist.
Die Wahl der Nisthilfen ist entscheidend
Durch diese Tätigkeit hat sie sich immer mehr in das Thema Blühflächen und Wildbienen hineingearbeitet und 2016 gemeinsam mit weiteren Mitarbeitern des Bauhofes vom Bund Naturschutz für das Aufstellen von Wildbienenhäusern einen Preis erhalten. "Das faszinierende Thema Wildbiene hat einen infektiösen Charakter - einmal damit begonnen, lässt es einen nicht mehr los. Meine ganze Familie, Lebensgefährte, Kinder und Eltern sind schon angesteckt und unterstützen mich, wo es nur geht", sagt sie.
Vergangenes Jahr hatte sie die Idee, große Wildbienenhäuser für Gemeinden, Schulen, Ämter und andere zu entwerfen. Wichtig ist es ihr, praxistaugliche Nisthilfen zu verwenden, um eine möglichst hohe Besiedelung zu ermöglichen. Auf unnützes Füllmaterial wie Kiefernzapfen oder Lochziegel verzichtet sie zum Wohl der Bienen. "Die Wahl und die Verarbeitung der Nisthilfen ist entscheidend. Viele kommerziell angebotene "Insektenhotels" dienten eigentlich nur zur Dekoration, sagt sie. So verletzen zum Beispiel schlecht geschnittene Schilfhalme die Flügel der Bienen, und diese werden dann instinktiv gemieden. Eine Enttäuschung wegen geringer Besiedelung der Nisthilfen ist somit vorprogrammiert"
560 Wildbienenarten gibt es hierzulande
Um ihr Bienenhaus optimal zu gestalten, hat Ellen Roether viel recherchiert und Kontakt aufgenommen mit Menschen, die sich mit diesem Thema beschäftigen. "Wahnsinnig, wie viel man da beachten muss", sagt sie heute. Ihr Wildbienenhaus ist für alle hohlraumnistenden Arten gedacht, die rund 20 Prozent aller 560 Wildbienenarten hierzulande ausmachen. So findet man im "ImmA Wildbienenhaus" Nistbretter für Mauerbienen, eine Lehmkiste mit Löchern für Maskenbienen, Buckelseidenbienen und andere, Schilfrohr etwa für Scherenbienen, auch Strohhalme und Pappröhrchen, die gerne von Löcherbienen angenommen werden, und Strangfalzziegel etwa für Blattschneiderbienen. Dazu kommt ein Bienenstein aus Ton, der alleine 20 Arten Unterschlupf bietet und aus dem jährlich 700 Bienen schlüpfen können. Das Holz für ihr Wildbienenhaus lässt sich die junge Unternehmerin von einem Fachbetrieb zuschneiden, zusammengebaut werden die Häuschen von ihr selbst und ihrer Familie im eigenen kleinen Anwesen in Hettstadt.
Besonders wertvolles Erlebnis für Kinder
Das besondere am ImmA Wildbienenhaus ist, dass auf Wunsch eine Starterpopulation Mauerbienenkokons mit eingesetzt wird, was ein Beobachten gleich im ersten Standjahr ermöglicht. Ein pädagogisch sehr wertvolles Erlebnis vor allem für Kinder, sagt die Erfinderin und weist darauf hin, dass niemand Angst vor Stichen haben muss. Für Privatpersonen bietet sie auch ein kleines Waldbienenhaus mit 50 Kokons an.
Als zweites Standbein für ihr Start-Up-Unternehmen, das von den "Aktivsenioren" gefördert wird, will Ellen Roether nun selbst Mauerbienen züchten, die vor allem bei der gezielten Bestäubung von Obstbäumen eingesetzt werden. Um sich hier profundes Wissen anzueignen, macht sie derzeit in Nordrhein-Westfalen eine Ausbildung zur zertifizierten Bestäubungsimkerin und beginnt dort in ein paar Wochen eine Wildbienenschulung mit Schwerpunkt Umweltpädagogik.
Kontakt unter Telefon (01 77) 8 44 56 23, wildbienenhaus-imma@gmx.de