
Kurz vor dem ersten Jahrestag der Messerattacke am Barbarossaplatz hat der Würzburger Stadtrat mit großer Mehrheit beschlossen, in Würzburg einen "Gedenkort für alle Opfer von Gewalt" zu realisieren. Eine Arbeitsgruppe unter Vorsitz von Oberbürgermeister Christian Schuchardt soll möglichst noch in diesem Jahr einen geeigneten Standort finden.
Mit einem Messer hatte am 25. Juni 2021 ein Mann am Würzburger Barbarossaplatz auf Passanten eingestochen – erst in einem Kaufhaus, dann auf der Straße. Drei Frauen starben, mehrere Menschen wurden schwer verletzt. Der Täter, der zur Tatzeit 32 Jahre alte Somali Abdirahman J., wurde kurz nach der Tat festgenommen.
Gedenkstätte soll nicht in der Nähe des Tatorts realisiert werden
Bereits im Juli 2021, wenige Wochen nach den schrecklichen Ereignissen vom 25. Juni, hatte der Stadtrat nach einem interfraktionellen Antrag beschlossen, eine Gedenkstätte für die Opfer der Messerattacke einzurichten. Nach Diskussionen im Ältestenrat und einer Beratung in nicht öffentlicher Sitzung im Herbst stand dann fest, dass es ein Gedenkort für alle Opfer von Gewalt werden soll.
Die Gedenkstätte soll nicht in der Nähe des Tatorts realisiert werden. Bereits im Ältestenrat habe es weitgehende Einigkeit darüber gegeben, "dass es am Standort Barbarossaplatz schwierig ist, einen würdigen Gedenkort zu gestalten", berichtete Kulturreferent Achim Könneke. Er stellte dem Stadtrat vier mögliche Standorte am Mainufer vor, die nach der Prüfung zahlreicher Alternativen die Grundlage für die Diskussionen in der Arbeitsgruppe bilden werden (siehe Infobox).
Der Standort der Gedenkstätte soll zu Fuß aus der Innenstadt erreichbar sein und nicht durch ein anderes Denkmal thematisch bereits besetzt sein, so Könneke. Erst nach der Festlegung des Ortes soll über die künstlerische Gestaltung gesprochen werden. "Kunstwerk oder Gedenktafel – beides ist möglich", sagte Könneke. Geplant ist, die Gedenkstätte im kommenden Jahr zu realisieren.

Zu einer Diskussion über die dezentralen Standorte kam es im Stadtrat nicht, lediglich die neun Vertreterinnen und Vertreter der Fraktionen in der Arbeitsgruppe wurden festgelegt. Beteiligt sind außerdem der städtische Fachbereich Kultur, das Gartenamt und das Tiefbauamt. OB Schuchardt hat vorgeschlagen, zu den Beratungen auch das Sozialreferat und eine Psychologin hinzuzuziehen, die seit einem Jahr die Opfer der Messerattacke begleitet.

Grünen-Stadtrat Matthias Pilz warf vor der Abstimmung in einer persönlichen Erklärung die Frage auf, "ob wir überhaupt einen solchen Gedenkort brauchen und ob er uns einen Mehrwert gibt". Die Stadtgesellschaft sei nach der Messerattacke auch ohne feste Gedenkstätte in der Lage gewesen, würdevoll und angemessen mit der Tat und ihren Folgen umzugehen.

"Auch das ist etwas, worüber sich die Arbeitsgruppe intensiv Gedanken machen muss", antwortete der Oberbürgermeister: "Diese Option ist auf jeden Fall da, wenn man keinen angemessenenen Ort oder keine angemessene Gestaltung findet."

Die AfD wird nicht an der Entscheidungsfindung in der Arbeitsgruppe beteiligt sein, weil sie mit zwei Sitzen im Stadtrat keine Fraktionsstärke hat. "Auch für unsere Wählerschaft ist das ein ganz wichtiges Thema", sagte AfD-Stadtrat Ludwig Mechler. Sein Antrag auf Aufnahme in die Arbeitsgruppe wurde vom Rest des Stadtrats abgelehnt. Daraufhin verweigerten die beiden AfD-Stadträte dem Grundsatzbeschluss zur Einrichtung des Gedenkorts ihre Stimme.
Mögliche Standorte für den Gedenkort
Dieser Ort sei sehr gut erreichbar und barrierefrei. Die Aufenthaltsqualität sei sehr hoch: Zum einen werde der Verkehrslärm der Dreikronenstraße durch den Baumbestand stark abgeschirmt, zum anderen biete der Ort aufgrund seiner leicht erhöhten Lage eine Panoramasicht auf die Innenstadt. Die durch den Turmstumpf vorgegebene Begrenzung biete Raum für kleine und mittlere Gedenkveranstaltungen.
Ganz einfach: Durch Eiertanz!
Es gibt jetzt also bald den "Gedenkort für alle Opfer von Gewalt", also möglichst ohne groß auf das Geschehen vom 25.06.2021 hinzuweisen und möglichst weit weg von der Innenstadt.
Nicht genehme Parteien werden von der Beschlußfassung ausgeschlossen.
Das ist gelebte Demokratie vom Feinsten.
Das ist sicher im Sinne der vielbeschworenen Zivilgesellschaft.
Und das lässt tief blicken – scheint sich doch das gängige Narrativ zu dieser Tat in Würzburg nach einem Jahr verfestigt zu haben.