„Ich kann nicht mehr!“, sagt Andreas Rother zum Ende der Benefizaktion vor seiner Bäckerei. In der Alten Brückenstraße waren am Samstagnachmittag mehrere Hundert Menschen aus Winterhausen und Umgebung zusammen gekommen. Sie wollen nicht, dass die Bäckerei Fuchs Ende November schließt. Mit „Straßenmusik für unseren Bäcker“ sollte ein Zeichen gesetzt werden. Sechs Gruppen, darunter auch die örtliche Musikkapelle und der Gesangverein beteiligten sich.
So überwältigend war die Präsenz der Bevölkerung, ihre Resonanz auf Rothers Ankündigung zu schließen, dass dieser vom Zusammenhalt und der Unterstützung sprachlos zurück bleibt. Seine Erschöpfung ist zu diesem Zeitpunkt emotional und physisch. Um 1.30 Uhr in der Früh war er in der Backstube gegangen. „Um 20 vor vier hat der Erste gegen das Fenster gebollert.“
Rother macht immer auf, „und dann gibt es halt, was es halt gibt“, was schon fertig ist. „Es sind immer dieselben“, grinst er und beruft sich auf die „Schweigepflicht“ des Bäckers. Wie sehr Rother nicht nur für Brot und Brötchen gebraucht wird, macht die Winterhäuserin Dominice Blome deutlich. Die Sitzbank vor der Bäckerei sei ein wichtiger Treffpunkt für das Dorf, "weil dort das soziale Leben stattfindet", sagt Blome, "es ist der Platz für einen kurzen informellen Austausch". Und für sie persönlich ein Stück Sicherheit: „Wenn ich früh morgens schon fünf, sechs Leute vor der Tür sitzen sehe, ist die Welt in Ordnung“.
Dass dieses Bild schneller verschwinden könnte als gedacht, die Ereignisse sich regelrecht überschlagen, macht das Beispiel von Bäckermeister Andreas Rother deutlich. Die Benefizaktion hat Thomas Reuter vor knapp vier Wochen initiiert, als er von „Schwierigkeiten“ hörte. Inzwischen ist die Schließung beschlossene Sache, und das zeigt, wie prekär die Lage ist. „Die Bank geht nach den Finanzen“, sagt Rother, den die gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe zu diesem Schritt zwingen, nachdem die beiden Corona-Jahre sein finanzielles Polster aufgezehrt haben.
Deutliche Preiserhöhungen würden die Kunden nicht akzeptieren
Er müsste die Preise verdoppeln, ein Kilo Brot würde dann zehn Euro kosten. „Aber wer kann und will es sich dann noch leisten?“, fragt Rother. Er sei nun in der Zwickmühle, umso mehr nach der Solidaritätsaktion und der großen Sympathiebekundung der Winterhäuser. „Dieser Zuspruch – ihr wisst gar nicht, was das für mich bedeutet“, so der Bäckermeister, und dankt Thomas Reuter, Bürgermeister Christian Luksch und allen übrigen Gästen..
Die Bank vor der Bäckerei, "wo die Oma schon gesessen hat", möchte auch Christian Braungardt nicht missen. Er sei froh, dass Andreas Rother diese Tradition fortgeführt hat. "Und wenn einer da sitzt, kommen andere dazu", so Braungardt, "eigentlich ist um fünf Uhr Ladenschluss, aber solange wir dasitzen . . ."
Das Straßenkonzert sollte als Mutmach-Aktion verstanden werden, bei der neben Geld auch Mitstreiter für die Idee einer Genossenschaft als mögliche Lösung gesammelt wurden. Eine solche Genossenschaft könnte die Bäckerei weiter betreiben, mit Andreas Rother als angestellten Bäckermeister. Bürgermeister Luksch sieht Grund zur Hoffnung. „Winterhausen ist dafür bekannt, dass wir einen großen Zusammenhalt haben“, sagt er.
Viele Bäcker können nicht mehr
Dennoch: Die kurzfristige Lösung, die gebraucht wird, könne auch eine Genossenschaft nicht bieten, meint der Bürgermeister. Für Ullrich Amthor, Bezirksobmann der Bäckerinnung für Unterfranken, kann das nur die Politik, der man die prekäre Lage inzwischen deutlich gemacht habe. Die Expertenkommission Gas und Wärme habe Vorschläge des Bäckerhandwerks vorliegen, die mit einer Demonstration am 16. November in Berlin untermauert werden sollten. Denn Andreas Rother, der die Bäckerei Fuchs vor fünf Jahren übernommen hat, sei nicht der einzige, sondern nur einer der ersten Bäcker im Land, „der nicht mehr kann“.
Amthor und Wolfgang Rhein aus Acholshausen, Obermeister der Bäckerinnung Mainfranken, haben im Prinzip die gleichen Probleme. „Corona, Rohstoff- und Energiepreise, Mindestlohn – eine Sache kann man wegstecken, aber jetzt kommt alles zusammen", sagt Rhein. Gerade jetzt sei es wichtig, dass die Leute beim örtlichen Bäcker kaufen, fährt er fort. Dabei stellt Rhein fest, dass die Deutschen nach wie vor bereit seien, etwa für neue Technik viel Geld auszugeben. Aber wenn das Brot ein wenig teurer werde, komme das einem Weltuntergang gleich.
„Ideen und Energie zu sammeln, war jetzt wichtig“, sagt der Bildhauer Thomas Reuter, dem es mit der Benefizaktion darum gegangen war, dem Bäcker Mut zu machen und die Solidarität im Ort zu stärken. Er wisse, dass so etwas nachwirkt, auch wenn es nicht sofort ein Ergebnis gibt. So hatte Kurt Endres als Mitglied des Arbeitskreises Energie auf das Bürgerwindrad für Winterhausen und Sommerhausen hingewiesen, mit dem man sich mit eigenem Strom unabhängiger machen kann. Die Gründung der Energiegenossenschaft stehe kurz bevor und stehe allen offen. Armin Gardill andererseits, ehrenamtlicher Geschäftsführer des Dorfladens in Geroldshausen, war extra gekommen, um seine Erfahrung und sein Netzwerk für eine Lösung anzubieten.
3300 Euro waren am Ende des Tages in den Spendentöpfen für den Bäcker zusammengekommen – fast genug, um einen Monat lang die Energiekosten abzudecken. Andreas Rother hat die Aktion zum Nachdenken gebracht: „Ich will nicht aufhören, ohne allen Ideen, die zu einer guten Lösung führen können und tragbar sind, Hoffnung zu geben“, sagt er.
Menschen werden durch permanente Werbung daran erinnert dass immer es Neueste sein muss.
Es entsteht ein Gruppenzwang, der bei Kindern und Jugendlichen sogar zu Ausgrenzung führt. Dies gilt nicht nur bei Technik, sondern auch bei Klamotten.
Mit neuester Technik und Mode kann man angeben, mit gesunder Ernährung und bewusstem Einkaufen nicht.
Auch die Politik hat daran ihre Schuld. Digitalisierung ist zu einem Schlagwort geworden, das die Anschaffung neuerer Geräte geradezu fordert. Dabei wird es durch neue Geräte nicht immer besser, und sicherer auch nicht unbedingt.
Einen Bewusstseinswandel gegen die Werbemacht von Industrie und Handel ist schwer zu erreichen, vor Allem ohne Unterstützung der Politik.
Und für die Genossen gibt es dann immer wieder besondere Angebote. So macht es Coop, ein Supermarkt in Schweden auch.
Ich würde sofort Anteile zeichnen auch wenn ich nicht in Winterhausen wohne.
bei dem kostet das Brot schon fast 10€
und dem rennen sie die Bude ein...
Wir müssten uns alle mal wieder bewusst werden
was wertvoll ist und was nicht
und wenn ich "Meinen" Bäcker unterstützen will
dann zahl ich auch 10€ für ein gutes selbstgebackenes Brot...