Seit über einem Jahr sammelt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Daten über Eichhörnchen in Bayern. Bisher sind im Freistaat mehr als 10 000 Meldungen eingegangen. Jeder kann mitmachen und die Eichhörnchen in seiner Umgebung beobachten und zwar mithilfe einer App. Was steckt dahinter?
Der BUND will mit diesem Bürgerforscher-Projekt Informationen über den Lebensraum und die Bestände von Eichhörnchen erfassen. Es sei für die eurasischen Eichhörnchen zunehmend schwer, gute Lebensräume zu finden, sagt Biologe Steffen Jodl von der BUND-Kreisgruppe Würzburg: "In Unterfranken haben wir das Problem, dass uns aufgrund der Klimakrise Bäume absterben. Diese Bäume sind wichtig für Eichhörnchen, weil sie ihre Nester in alte Bäume bauen." Auch wegen Bauprojekten würden alte Bäume gefällt. Viele Baumarten produzieren aber erst ab einem höheren Alter Samen und Früchte, von denen sich die Tiere ernähren.
Kern der Anwendung ist der Bereich "Melden". Hier geben Nutzer über ein einfaches Menü Anzahl, Fellfarbe und Tätigkeit der beobachteten Tiere an. Das Smartphone kann außerdem den Standort und ein Foto übermitteln. Im Bereich "Fundorte" können Ehrenamtliche alle anderen Fundorte mit den Angaben und Fotos einsehen. Im Bereich "Infos" lernen Anwender mehr über Eichhörnchen. Wer kein Smartphone benutzt, kann die Angaben auch auf der Website des BUND übermitteln. Wichtig ist bei der Benutzung, den Standort ganz genau anzugeben – entweder indem man auf einer Karte möglichst nah heranzoomt, oder im Smartphone das GPS-Signal nutzt. Umso genauer der Fundort angegeben ist, desto besser können die Forscher hinter dem Projekt Doppelmeldungen herausfiltern.
Ende 2021 sollen die Informationen geographisch ausgewertet werden. "Dann können wir genau sagen, wo welche Farben am häufigsten vorkommen oder welche Bindung die Eichhörnchen zum Beispiel an innerstädtische Grünflächen zeigen", schreibt der BUND auf seiner Website. Sind beispielsweise in kälteren Regionen mehr dunkle Farbtypen zu finden? "Richtige Trends und Ergebnisse bekommt man erst, wenn man die Zahlen mehrere Jahre miteinander vergleicht", sagt Projektleiterin Martina Gehret vom BUND. "Aussagen zum jetzigen Zeitpunkt wären reine Hypothesen."
Mit einem hartnäckigen Gerücht wird im Infobereich der App aufgeräumt: Sind die dunkeln Eichhörnchen nicht die "bösen"? Das stimmt so nicht. Das bei uns heimische eurasische Eichhörnchen kann orangerot, braun oder schwarz sein und teilweise auch graues Fell haben. Selten ist sogar Albinismus möglich. Die Hörnchen, die unsere heimischen Exemplare vertreiben könnten, sind die nordamerikanischen Grauhörnchen. Sie wurden in Deutschland bisher aber nicht sicher nachgewiesen.
Wer die Eichhörnchen nicht nur beobachten, sondern ihnen aktiv helfen möchte, kann sich für den Erhalt alter Bäume einsetzen. "Pflanzen Sie nuss- und fruchttragende Gehölze, wie Haselnuss, Buchen und Obstbäume", rät Jodl. Regentonnen sollten abgedeckt werden, damit die Tiere nicht ertrinken. Werden Laub und Geäst auf einem Haufen gesammelt, können Eichhörnchen daraus Material für ihre Nester ziehen.
Klettert auch gerne mal bis in den dritten Stock hoch, um am Vogelfutter zu naschen 🤗