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Eibelstadt
Eibelstadt: Wie ein Barockgarten mit Leben erfüllt werden soll
Aus dem schönen Garten möchte die Eibelstadter Sängerin Anna Haase von Brincken einen Veranstaltungsort machen. Das Motto: Kultur und Natur. Was steckt dahinter?
Ein alter Barockgarten in Eibelstadt soll Mittelpunkt des Projekts 'Kultur & Natur' werden.
Foto: Anna Haase von Brincken | Ein alter Barockgarten in Eibelstadt soll Mittelpunkt des Projekts "Kultur & Natur" werden.
Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 09.02.2024 05:06 Uhr

Verborgen hinter Mauern liegt am Rand der Altstadt von Eibelstadt eine grüne Oase: Der barocke Garten mit Obstbäumen, Brunnen und Gartenhäuschen ist derzeit noch die Heimat einiger Schafe. Auf diesen Garten hat die Sängerin Anna Haase von Brincken schon länger ein Auge geworfen. Denn die in Eibelstadt lebende Mezzosopranistin hat Ideen für das rund 2600 Quadratmeter große Grundstück. Viele Ideen. Jetzt, nach der langen und besonders für Künstler niederdrückenden Coronazeit, hält die Sängerin den Zeitpunkt für gekommen, sie auch umzusetzen. Im November soll ihr ehrenamtliches Projekt "Kultur & Natur" starten.

Anna Haase von Brincken hat eine schwere Zeit hinter sich. Ihre hochbetagte Mutter erlag den Folgen einer Covid-19-Infektion, und als hauptberufliche Sängerin war sie durch Lockdown und weitere Beschränkungen des öffentlichen Lebens nahezu zum Nichtstun verurteilt. Künstler und Musiker seien in existenzielle Nöte geraten, sagt sie. Aber auch andere hätten gelitten, zum Beispiel die Vereine und vor allem die Kinder. Die Künstlerin will jetzt nach vorne schauen, will die nachfolgende Generation in den Blick nehmen, ihre Kreativität wecken und für sie genauso etwas tun wie für die hiesigen Kulturschaffenden.

Viel Arbeit muss in den Garten gesteckt werden

So hat sie nun ihre Ideen für den Barockgarten wieder aufgegriffen. Von den Eigentümern des Grundstücks erhalte sie viel Unterstützung, wie auch von Bürgermeister Markus Schenk, freut sie sich. Viele ganz verschiedene Projekte hat sich Anna Haase von Brincken überlegt: Lesungen für Jung und Alt, Töpfer-, Mal- und Fotokurse, Bastelnachmittage, Theatervorstellungen, Kammermusikabende, Puppentheater oder ein musikalischer Frühschoppen schweben ihr vor. Auf bis zu zehn Veranstaltungen im Jahr hat sich die Sängerin mit den Eigentümern geeinigt, die den Garten daneben natürlich auch privat nutzen möchten.

Anna Haase von Brincken ist Mezzosopranistin und lebt in Eibelstadt.
Foto: Lennard Rühle | Anna Haase von Brincken ist Mezzosopranistin und lebt in Eibelstadt.

Noch befindet sich das Grundstück in eher naturbelassenem Zustand. Um es für Veranstaltungen nutzen zu können, muss noch einiges an Arbeit hinein gesteckt werden. Aber der barocke Garten steht auch auf der Denkmalliste der Stadt Eibelstadt, sein historischer Charakter soll erhalten werden. Gleichzeitig benötigt er für die geplante Nutzung das eine oder andere Zugeständnis an die moderne Zeit: Eine Theke und eine Toilette müssen installiert, Strom- und Wasserleitungen gelegt und für ausreichend Beleuchtung gesorgt werden.

Auch zu diesen Investitionen, die grundsätzlich die Eigentümerfamilie Stockmann tragen muss, gibt es Absprachen. Spenden und Sponsorengelder möchte Anna Haase von Brincken hier beisteuern. Von dem Projekt ist Stefan Stockmann begeistert. Der Garten gehöre der Familie seiner Frau schon seit sehr langer Zeit, deshalb seien viele Emotionen mit dem Grundstück verbunden, sagt Stockmann. Er hatte den Garten vor einiger Zeit vom Onkel seiner Frau gekauft, der weit von Eibelstadt entfernt lebt und den Garten verpachtet hatte, weil er ihn selbst nicht nutzen kann.

Die Eigentümer sind begeistert

Wäre die Künstlerin nicht auf ihn zugekommen, hätte er sich selbst etwas überlegt, um den Garten teilweise der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sagt Stefan Stockmann. Derzeit ist die Familie jedes Wochenende damit beschäftigt, den in den vergangenen Jahren aufgelaufenen Renovierungsstau abzuarbeiten. Die Zusammenarbeit mit Anna Haase von Brincken beschreibt Stockmann als sehr gut. "Wir bekommen für das Vorhaben viel positives Feedback auch von Leuten, die wir gar nicht kannten."

Anna Haase von Brincken will aber nicht nur Veranstaltungen durchführen, sondern auch die zentrale Eigenschaft des Anwesens in den Fokus rücken: als Garten. In seiner Entstehungszeit hätte die Obrigkeit einen Sport daraus gemacht, sich mit dem Anbau aller erdenklichen seltenen Obstsorten in ihren Gärten gegenseitig zu übertrumpfen, hat die Künstlerin bei ihren Recherchen zu dem 1772 urkundlich erwähnten Garten herausgefunden. Das Ergebnis der barocken Angeberei: eine faszinierende Vielfalt an Obstbäumen.

Auch ein Gartenhaus gehört zum Grundstück.
Foto: Anna Haase von Brincken | Auch ein Gartenhaus gehört zum Grundstück.

Deshalb soll das erste Projekt, das im Garten stattfindet, auch ein Obstbaumschnittkurs sein. Am 13. November zeigt der studierte Biologe und Geograf sowie Streuobst-Experte Christoph Böning-Spohr, wie's geht. Und mittags wird in einem festlichen Akt ein neuer Baum für das Projekt "Kultur & Natur" gepflanzt.

Unterstützung kommt auch von der politischen Gemeinde. Bürgermeister Markus Schenk hatte selbst ein paar Ideen zur Nutzung beigesteuert, weil er glaubt, dass ein möglichst breites Angebot an Veranstaltungen für den erhofften Zustrom an Interessenten sorgen wird. Denn das Projekt "Kultur & Natur" finanziert sich nicht von allein. Langfristig schwebt Anna Haase von Brincken ein Förderkreis vor.

Die Vereine sollen einbezogen werden

Dazu muss sich das Projekt aber erst einmal etablieren. Bis es so weit ist, können Spenden zweckgebunden bei der Stadt Eibelstadt abgegeben werden. Mit Eintritts- und Sponsorengeldern sollen die Kosten abgedeckt und die Künstler bezahlt werden. Markus Schenk hält die Einbeziehung der Eibelstadter Vereine für sinnvoll, die beispielsweise abwechselnd die Bewirtung übernehmen könnten.

Die Sängerin legt ebenfalls Wert auf die Zusammenarbeit mit den örtlichen Vereinen. Denn auch die bräuchten nach der lähmenden Coronazeit einen neuen Schub, glaubt sie. Bei vielen seien zudem Nachwuchssorgen spürbar. Das findet Anna Hasse von Brincken sehr schade, da sie mit Begeisterung den Eibelstadter Männerchor leitet und sich wünscht, die Jugend fände wieder Anschluss an Vereinsleben und Traditionen.

Für sie selbst ist der Barockgarten auch ein wenig Nostalgie. Die Pastorentochter verbrachte ihre Kindheit zusammen mit fünf Geschwistern großenteils in einem riesigen Pfarrgarten, einem von Mauern umgebenen, geschützten Raum, in dem sich die Kinder entfalten konnten. Eine solche Möglichkeit könnte, wie sie findet, zeitweise auch der Eibelstadter Garten bieten.

 
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