
In den USA hat die Idee eine lange Tradition, reicht ins frühe 19. Jahrhundert zurück. Deutschland ist spät dran, die Universität Würzburg erst recht. Doch seit zehn Jahren holt die Alma Julia bei der Vernetzung ihrer Ehemaligen ordentlich auf: Fast 50 000 frühere Studierende und Dozenten hat das Alumni-Netzwerk mittlerweile erfasst, über 900 Mitglieder zählt der eingetragene Alumni-Verein.
Feier zum zehnjährigen Bestehen in der Neubaukirche
Einige sind am Donnerstagabend dazugekommen. Da wurde in der Neubaukirche das zehnjährige Bestehen des Netzwerkes gefeiert – und der Zuspruch war überraschend groß, allein 90 Jubilare mischten sich unter die fast 500 Gäste: Sie hatten vor 50, 25 oder 15 Jahren ihren Abschluss an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) gemacht und wurden dafür mit einer Urkunde geehrt.
Zur Gruppe der heute wenig wilden „68er“ gehörten unter anderem der frühere CSU-Landtagsabgeordnete und Bildungspolitiker Walter Eykmann sowie Peter Collier, früherer Chef des unterfränkischen Einzelhandelsverbandes.
Alumni-Verein: Ehemalige sollen sich unterstützen
Das Wichtigste aber, das machte auch Alumni-Referentin und Organisatorin Michaela Thiel deutlich, waren die Begegnung und der Austausch unter den Ehemaligen. Die Gelegenheit dazu nutzten sie im Anschluss an den offiziellen Teil bei einem Glas Wein ausgiebig.
Der Alumni-Verein will eine Art „Wir-Gefühl“ für die Universität schaffen oder – wie es der Vorsitzende, der ehemalige Uni-Präsident Theodor Berchem, formulierte – „eine Gemeinschaft schmieden, die sich der Alma Julia sentimental verbunden fühlt.“ So wie dies bei Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake (SPD) der Fall ist, die für die Stadt teilnahm. Auch Domdekan Günter Putz und Regierungsvize Jochen Lange waren mit von der Partie. Ziel der Alumni-Arbeit ist die Vernetzung: Ehemalige sollen sich gegenseitig unterstützen, Berufserfahrene geben als Mentoren ihr Wissen weiter.
Absolventen der Würzburger Uni in aller Welt
Berchem warb offensiv und charmant um neue Mitglieder für den Alumni-Verein, der bei einem Jahresbeitrag von nur 25 Euro keinen finanziellen, sondern vor allem ideellen Anspruch habe. Neben Berchem betonte auch Uni–Präsident Alfred Forchel den Wert der Vernetzung für die internationale Verständigung. Ehemalige der Alma Julia sind heute über die ganze Welt verteilt. Sie in Verbindung zu halten, heißt auch: Verständnis zwischen den Kulturen schaffen.
Passend dazu hatten die Organisatoren das musikalische Rahmenprogramm gewählt und Jonas Hermes eingeladen. Er stellte seine „Solidarische Musikschule – Willkommen mit Musik“ vor, zwei Nachwuchsmusiker gaben ein beeindruckendes Zeugnis ihres Könnens: Der syrische Gitarrist Yasser Khalfa (21) mit dem schweren Prelude Nr. 1 von Heitor Villa-Lobos und einer Giuliani-Sonata sowie die junge Tschechin Marie Krokova (17) am Flügel mit einem Lied von Adele. Bewegung in den Abend brachte die Salsa-Gruppe des Uni-Sportzentrums.
Früherer Humboldt-Präsident wirbt für freie Forschung
Als Gastredner des Abends hatten die Alumni mit Prof. Helmut Schwarz nicht nur den früheren Präsidenten der Alexander-von-Humboldt-Stiftung eingeladen, sondern auch einen überzeugten Streiter für die Freiheit der Forschung.
Er hielt ein Plädoyer für die öffentliche Finanzierung einer Grundlagenforschung, die nicht primär an ihrer Nützlichkeit bemessen wird: „Die wirklichen Durchbrüche in der Forschung lassen sich nicht planen“, sagte Schwarz und nannte als prominentes Beispiel die Entdeckung der Röntgen-Strahlen in Würzburg vor genau 123 Jahren. Es war ein purer Zufall, der Physiker Röntgen auf die Strahlenspur brachte. Weitere Beispiele: die Entschlüsselung des menschlichen Erbgutes, die Entdeckung von Penicillin oder der Laserstrahlen.
„Vertrauen und Freiheit schenken“
„Wer Spitzenforschung fördern möchte, sollte bei Personen beginnen, nicht bei Projekten“, so Schwarz. An dieses Prinzip halte sich die Humboldt-Stiftung. Der ehemalige Präsident forderte einen neuen Umgang mit dem akademischen Nachwuchs: „Exzellenz gedeiht, wenn man Vertrauen und Freiheit schenkt.“