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Würzburg/Schweinfurt
Edeka, Rewe, Kaufland: Stellenweise schließen Frischetheken nun früher, weil Personal fehlt
Der Fachkräftemangel hierzulande ist allgegenwärtig. Nun bekommen ihn Verbraucher in mainfränkischen Supermärkten an einer besonderen Stelle zu spüren.
Frische Ware von der Bedienung: Das wird in Supermärkten in der Region schwieriger, weil das Personal knapp geworden ist.
Foto: Kathrin Königl (Symbolbild) | Frische Ware von der Bedienung: Das wird in Supermärkten in der Region schwieriger, weil das Personal knapp geworden ist.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:57 Uhr

Egal, ob Handwerk, Pflege, Gastronomie oder Einzelhandel: Der Fachkräftemangel zieht sich durch fast alle Wirtschaftsbereiche. Inzwischen zeigt er sich an einer Stelle, die den täglichen Einkauf einschränken kann: an der Frischetheke im Supermarkt.

Mitunter sind Öffnungszeiten reduziert worden, so dass es Wurst, Fleisch, Käse oder Fisch nur noch im Regal gibt. So bei Edeka in Schonungen (Lkr. Schweinfurt), wo die Betreiber schon Ende Juli auf Facebook bekanntgaben, "aufgrund von Personalmangel" die Zeiten an der Frischetheke anzupassen.

Beispiel Schonungen: So reagiert der Edeka-Markt

Seither ist sie nach Angaben der Marktbetreiber von Montag bis Donnerstag schon ab 16 Uhr nicht mehr besetzt, freitags und samstags ab 18 Uhr. Der Supermarkt indes hat an allen Tagen die gängigen Öffnungszeiten von 7 bis 20 Uhr.

An der Einschränkung bei der Frischetheke habe sich bis heute nichts geändert, war aus der Geschäftsleitung in Schonungen zu erfahren. "Wir arbeiten aber dran, dass wir das jetzt korrigieren." Mehr sei nicht zu sagen, hieß es schmallippig.

Mehr zur aktuellen Situation schilderte auf Anfrage Marco Trabold, der in Würzburg, Eisingen (Lkr. Würzburg), Zellingen und Gemünden (beide Lkr. Main-Spessart) insgesamt fünf Edeka-Märkte mit insgesamt 270 Beschäftigten führt. Auch er spüre den Fachkräftemangel: "Wir suchen für die Frischetheke immer Personal."

Beispiel Edeka Trabold: Wie dem Mangel im Raum Würzburg begegnet wird

Aber Einschränkungen bei den Öffnungszeiten wie in Schonungen "machen wir aktuell nicht". Für Trabold wäre das zudem "der Anfang vom Ende", denn den Frische-Bereich sieht er als Fundament seiner Märkte an. Deshalb sei der Erhalt der Bedientheken "mein oberstes Ziel".

Trabold fängt Engpässe nach eigenen Worten auf, indem er das Frischetheke-Personal in den fünf Niederlassungen rollierend einsetzt. Allenfalls, wenn Krankheitsfälle hinzukommen, könne es beim Bedienen der Kundschaft eng werden. Durch entsprechende Hinweisschilder im Laden bitte er dann um Verständnis.

Edeka-Zentrale in Rottendorf spricht von Ausnahmen

Dass die Personaldecke mitunter auf Kante genäht sein kann, räumt auch die für die Märkte in Nordbayern, Sachsen und Thüringen zuständige Edeka-Zentrale in Rottendorf bei Würzburg ein. Wenn es wegen Urlaub oder Krankheit zeitweise zu reduzierten Öffnungszeiten der Läden oder deren Bedientheken komme, dann sei das aber "die große Ausnahme", hieß es auf Anfrage. Wegen der genossenschaftlichen Struktur des Edeka-Verbundes entscheide die jeweilige Marktleitung "eigenständig über entsprechende Personalthemen".

Das haben die Verantwortlichen im ebenfalls dem Edeka-Verbund angeschlossenen Marktkauf in Schweinfurt bereits getan. Wie zu erfahren war, ist dort die Frischetheke seit acht Wochen täglich schon ab 18 Uhr nicht mehr besetzt – zwei Stunden vor Ladenschluss. Es fehle schlicht und einfach an Personal, sagte ein Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden wollte.

Wie die Lage bei Rewe und Kaufland ist

Nach seinen Worten gingen in jüngster Zeit 17 Stellenanzeigen auf diversen Kanälen raus. Ergebnis: zwei Neueinstellungen. Fünf hätte er benötigt, sagte der Mann. "Man findet kaum jemanden." Das sei kein Problem seines Unternehmens, sondern flächendeckend "ein Handelsproblem".

Den Engpass in der Branche unterstreicht Edeka-Händler Trabold: "Wir merken, dass es schlimmer wird." Je kleiner ein Markt, desto heftiger sei das Problem. "Wir brauchen dringend Zuzug aus dem Ausland", bekräftigt Trabold eine auch aus der Politik gehörte Meinung zur Bekämpfung des Fachkräftemangels.

In Medienberichten über reduzierte Öffnungszeiten an den Frischetheken wurde in den vergangenen Tagen auch Rewe genannt. Sprecher Thomas Borath wies auf Anfrage aber energisch zurück, dass es Probleme gebe. "Mir ist kein einziger Rewe-Markt bekannt, der in den vergangenen Wochen wegen permanentem Personalmangel die Servicetheke länger schließen oder die Zeiten drastisch kürzen musste." Auch in Mainfranken gebe es "keine substanziellen Einschränkungen", so Borath.

Springer füllen die Lücken

Die zu Lidl gehörende Supermarktkette Kaufland machte auf Anfrage nur allgemeine Angaben. In allen Filialen werde der übliche Service geboten, "auch an den Frischetheken", teilte die Pressestelle mit.

Aus dem Kaufland-Markt in Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) war hinter vorgehaltener Hand zu erfahren, dass dort sogenannte Springer-Kräfte an den Bedientheken eingesetzt werden, um Lücken in der Personaldecke zu füllen. Öffnungszeiten müssten deswegen aber nicht verändert werden. Gesucht werden neue Beschäftigte dennoch: "Bewerben kann man sich immer", hieß es.

 
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    Für was brauchen Kunden noch frische Backwaren um 18 Uhr oder Wurst. Kann man auch bei zeiten kaufen. Früher wurde um 18 Uhr dicht gemacht und auch keiner ist verhungert. Die wo über die gekürzten Zeiten jammern arbeiten bestimmt nicht im Lebensmittelhandel.
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  • H. K.
    Das betrifft ja nicht nur Frischetheken in Supermärkten sondern auch Bäcker- und Metzgerfilialen.
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  • M. S.
    Wenn fehlendes Personal nicht oder nur schwer ersetzt werden kann dann läuft man auch Gefahr weiter Stammkräfte zu verlieren v.a. wenn diese zu Überstunden, Dienst in anderen Märkten etc. genötigt werden.
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  • M. R.
    Gut so! Wir sind eh alle zu fett!
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  • R. M.
    Macht nur weiter schön alles zu.
    Ihr macht das Prima.
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  • F. S.
    für was braucht man jeden tag von 7.00 Uhr-20.00 Uhr zu öffnen früher feierabend zu machen und die probleme sind gelöst
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  • H. K.
    Nicht für die Menschen die um diese Zeit noch arbeiten.
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  • U. S.
    Die Märkte sollten sich mal überlegen faire Löhne zu bezahlen, wenn ein Händler sagt er bezahlt niemals mehr als 12,50€ für eine Fachkraft braucht er sich nicht wundern wenn niemand bei ihm arbeiten möchte
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  • M. R.
    Die Kunden sollen mal nicht immer nur das billigste kaufen, dann klappt es auch mit den Löhnen!
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  • D. H.
    Ganz einfach Ladenschluss wie früher 18.00 Uhr und am Samstag 14 Uhr dann braucht man weniger personal und das Personal ist sicher auch nicht unzufrieden um 18 Uhr Feierabend und am Sanstag um 14 Uhr. Ist zumindest ein Schritt der hilft
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  • S. W.
    Das muss und wird wieder kommen. Soll doch der Unternehmer selber entscheiden, wie es für ihn und sein Personal am besten passt.
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  • L. S.
    Jawohl. Und Energie wird auch gespart.
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  • H. A.
    Vielleicht liegt es mitunter aber auch daran das die Preise bei vielen abartig gestiegen sind und dort weniger gekauft wird, ausreden hat man schnell erfunden heutzutage. wenn man sich teilweise an der Fischtheke umschaut wo das Kilo Heilbutt derzeit für über 30€ verkauft wird, vergeht einen der Appetit.
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  • M. R.
    Nein, man sollte das bezahlen. Qualität hat nen Preis
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  • D. P.
    „ Wir brauchen dringend Zuzug aus dem Ausland.“

    Ja, definitiv. Aber auch diese Menschen kann man nicht auf ewig mit schlechten Arbeitsbedingungen und/oder Löhnen zufrieden stellen. Man muss sich auch kritisch selbst hinterfragen, warum einem das Personal wegrennt und man kein Neues findet. Zur Wahrheit gehört auch, dass die genannten Märkte nur deshalb so erfolgreich sind, weil sie aufgrund ihrer Größe und Marktmacht an allen Ecken und Enden die Preise bestimmen. Dieses fragwürdige Geschäftsmodell, das zu Lasten der Erzeuger und des eigenen Personals geht, kommt offensichtlich an seine Grenzen. Im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass der Verbraucher nicht den tatsächlichen Wert der Produkte und der dahinter stehenden Arbeit bezahlt oder eher bezahlen möchte. Der Ruf nach Fachkräften aus dem Ausland ist nichts anderes als diese Grundproblematik weiterhin zu externalisieren - das Lieblingshobby der deutschen Kartoffel, um sich Normalität einzureden.
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  • J. K.
    Wenn fast alle auf das Gymnasium gehen und dort bis zum Abi durchgewunken werden, wenn die Unis nur noch nach positiven Bewertungen gieren, wenn also ein relativ hoher Prozentsatz junger Menschen eines Jahrganges ein Hochschulstudium beginnen, dann braucht man sich nicht wundern, dass es im Handwerk und Dienstleistungsgewerbe keinen Nachwuchs mehr gibt.

    Dazu kommt wohl, dass einige Mitmenschen in Coronazeiten gemerkt haben, dass man mit Hartz 4 und, nennen wir es mal harmlos Nachbarschaftshilfe, auch ganz gut durchs (momentane) Leben
    kommt.

    35-Stunden-Woche, Samstagsarbeit und manchmal schmutzige Hände gilt jedenfalls als völlig uncool.
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  • D. P.
    Ja, verrückt. Wir sollten einfach ein soziales Zwangsjahr einführen, um weiterhin zu kaschieren, dass die in Arbeit investierte Lebenszeit in keinem Verhältnis zum generierten Wert steht. Oder alternativ mehr Stundenwochen und Lebensarbeitszeit. Wer tut sich das denn freiwillig an und vor allem für was?
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  • C. J.
    Auf eigenen Wunsch hin entfernt.
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  • A. M.
    Finde ich jetzt nicht so schlimm. Wenn die "Einkaufsregeln" klar sind, kann man sich danach richten. Vermutlich werden wir solche Einschränkungen noch in vielen Bereichen erleben. Ich frage mich nur, wie das in anderen Bundesländern läuft. In NRW z.B. kann man häufig bis 22 Uhr oder sogar noch später einkaufen. Wie machen die das mit dem Personal?
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  • U. A.
    Da müssen Sie gar nicht so weit fahren. In TBB oder MGH können Sie nach der Arbeit auch noch ganz entspannt bis 22 Uhr einkaufen. Und das im grün regierten Ländle.
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