
Überraschenden Besuch am frühen Morgen hat ein Rechtsanwalt aus dem Landkreis Main-Spessart erhalten - von der Polizei: Der als rechtsextrem bekannte Jurist steht unter dem Verdacht, er habe Weihnachtspost mit verbotenen Nazisymbolen verschickt.
Enrico Ball, Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken, bestätigte die Durchsuchung bei dem 40-jährigen Anwalt an diesem Mittwoch: "Die Kripo Würzburg ermittelt wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen", teilt Ball mit.
Das Bundeskriminalamt (BKA) habe in diesem Jahr den Hinweis erhalten, "dass der Tatverdächtige im Jahr 2022 eine digitale Weihnachtskarte mit möglicherweise strafrechtlich relevantem Inhalt über das Internet verschickt hatte". Der Hinweis sei von einem ausländischen Geheimdienst gekommen, heißt es aus Ermittlerkreisen. Die Karte zeigte laut Polizeipräsidium Unterfranken einen Christbaum "mit verschiedenen Runen und dem sogenannten Sonnenrad geschmückt".
Polizei: Auch NS-Devotionalien und SS-Totenkopf-Abzeichen gefunden
Die Ermittlungen führten die Kripo Würzburg auf die Spuren des 40-Jährigen und hatte an diesem Mittwoch die richterlich angeordnete Hausdurchsuchung zur Folge. Laut Polizei klingelten Einsatzkräfte begleitet von einem Anwalt gegen 6 Uhr an der Wohnadresse des Anwalts und durchsuchten das Haus.
"Dabei konnte auch der vor zwei Jahren verwendete Baumschmuck sichergestellt werden", so Ball. Bei der Durchsuchung sei man außerdem auf "eine Vielzahl von NS Devotionalien, wie beispielsweise einem Abzeichen mit dem SS-Totenkopf" gestoßen.
Früher Kandidat für die NPD, jetzt Redner bei "Der dritte Weg"
Der Mann aus dem Landkreis Main-Spessart ist seit vielen 15 Jahren im rechtsextremen Milieu aktiv. Für die NPD kandidierte er bei der Landtagswahl 2008, später war er in Unterfranken in führender Position im mittlerweile verbotenen Kameradschaftsdachverband "Freies Netz Süd" tätig. Seit dem Verbot tritt er bei Veranstaltungen der Neonazi-Kleinpartei "Der dritte Weg" als Redner auf. Der Partei attestiert der Verfassungsschutz in seinem Bericht 2023 inhaltliche Parallelen zum Programm der NSDAP.