Es ist später Freitagnachmittag als ein 86-jähriger Jäger aus Hohestadt (Lkr. Würzburg) noch einmal in den Wald fährt, um in seinem Revier eine Futterstelle zu überprüfen. Der Mann kommt nicht zurück. Gegen 20 Uhr, zum Abendessen, ist der Jagdpächter noch immer nicht zurück.
Seine Ehefrau alarmiert die örtliche Feuerwehr. Diese verständigt auch die Polizei. Es dauert nicht lange, da wird das Auto des Vermissten gefunden. Verlassen und nicht versperrt steht es in der Flur. Die Einsatzkräfte gehen von einem Unglücksfall aus und leiten eine größere Suche ein, wie bereits berichtet.
Zehn Suchhunde, 30 Feuerwehrleute aus Ochsenfurt und Hohestadt, mehrere Polizisten, noch mal so viele Rettungskräfte des Bayerischen Roten Kreuzes und der Johanniter-Unfallhilfe suchen nach dem Rentner. Der Einsatzleiter fordert zur Verstärkung auch die Schnelleinsatzgruppe F.L.I.G.H.T der Johanniter an. Seit etwa einem halben Jahr haben die Johanniter diese spezielle Einheit im Einsatz. Sie verfügt über eine Drohne, die mit einer Wärmebild- und zusätzlich noch mit einer Kamera ausgestattet ist.
Der Vermisste war in einem lebensbedrohlichem Zustand
„Nach nur fünf Flugminuten konnten wir mit Hilfe der Wärmebildkamera eine Person auf einem Acker ausfindig machen“, berichtet Thomas Witzel, Einsatzleiter der Johanniter in Würzburg. „Dass das so schnell ging, war sicher auch Glückssache. Wir haben einfach gleich die richtige Flugbahn eingeschlagen“, ergänzt Christoph Fleschutz, Pressesprecher der Johanniter in Unterfranken.
Sanitäter finden dann auch wenige Minuten später den 86-jährigen Mann in einem sumpfigen Acker. Völlig unterkühlt. Der Mann ist in Lebensgefahr. Rettungskräfte ringen um sein Leben. Derart tief steckte er im Schlamm, dass er sich aus eigener Kraft nicht mehr bewegen konnte. Auch die Rettungskräfte versinken teilweise knietief im Acker, berichtet die Polizei. Erst mit Hilfe eines Traktors, den ein benachbarter Landwirt zur Verfügung stellt, kann der Mann gerettet werden. Er wird mit starken Unterkühlungen in die Main-Klinik nach Ochsenfurt gebracht.
Erstmals beim Brand der Ochsenfurter Zuckerfabrik im Einsatz
Dass die Vermisstensuche so glimpflich ausging, ist schließlich der Flugdrohne und dem Engagement der Suchkräfte zu verdanken, schreibt die Ochsenfurter Polizei. „Erstmals in der Geschichte des Rettungsdienstes in Unterfranken konnte eine vermisste Person mit Hilfe einer Drohne gefunden und vor dem Erfrieren gerettet werden“, ist der Pressesprecher der Johanniter stolz auf den gelungenen Drohneneinsatz.
Etwa vor zweieinhalb Jahren hatten Ehrenamtliche die Idee, eine Drohne für die Suche nach Vermissten einzusetzen, so Fleschutz. Sie setzten sich dann mit verschiedenen Drohnenbauarten auseinander, holten Genehmigungen ein, informierten sich über rechtliche Bestimmungen und begannen im Frühjahr 2017 mit der Testphase. Erstmals kam die Drohne dann ein paar Monate später, im Juni beim Brand der Ochsenfurter Zuckerfabrik zum Einsatz. Damals hat sie der Einsatzleitung Luftbilder geliefert, damit diese aus einer anderen Perspektive einen besseren Überblick über den Flächenbrand bekommen und eventuelle Glutnester aufspüren können.
Alternative zur Drohne wäre der Polizeihubschrauber
Drohnen bei Hilfsdiensten sind eher selten, erklärt Fleschutz. Bei den Johannitern sind es gerade mal eine handvoll Ehrenamtlicher, die mit dem Fluggerät umgehen können. Sie sind speziell ausgebildet. Der Operator steuert den Multicopter, der Spotter hat die Flugbahn im Überblick und wertet die aufgenommenen Bilder aus. Für den Einsatz ihrer Drohne haben die Johanniter auch ein Konzept entwickelt, das sie auch öfter einmal bei diversen Veranstaltungen der Bundesregierung vorstellen. Denn die Alternative zur Drohne wäre der Einsatz eines Polizeihubschraubers mit immensen Kosten. Die Drohne der Johanniter ist hingegen sehr kostengünstig. Sie wurde mit Spendengeldern angeschafft und der Einsatz ist ehrenamtlich. Er wird nicht vergütet, betont Pressesprecher Fleschutz.