zurück
Bamberg
Dieser Krimi ging unter die Haut: So war der Franken-"Tatort"
Was ist wahr, was ist Einbildung? Dieser "Tatort" blieb spannend bis zum Schluss. Herausragend neben der Inszenierung waren die schauspielerischen Leistungen.
Szene aus dem Franken-'Tatort': Mikes Vater (Andreas Pietschmann) macht zusammen mit Felix Voss (Fabian Hinrichs) in einem Keller eine traurige Entdeckung.
Foto: Hendrik Heiden, BR | Szene aus dem Franken-"Tatort": Mikes Vater (Andreas Pietschmann) macht zusammen mit Felix Voss (Fabian Hinrichs) in einem Keller eine traurige Entdeckung.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:16 Uhr

Einmal tief durchatmen: Der siebte Franken-"Tatort" mit dem Titel "Wo ist Mike?" war kein Krimi für schwache Nerven. Er blieb spannend bis zum Schluss. 

Das Verschwinden des fünfjährigen Mike konfrontiert die fränkischen Ermittler mit einem zerstrittenen Elternpaar (Linda Pöppel, Andreas Pietschmann). Daneben geraten auch der Jugendliche Titus (Simon Frühwirth), der von Wahnvorstellungen getrieben ist, und der Lehrer Glawogger (Sylvester Groth) in den Fokus der Ermittler. Der Lehrer ist seit kurzem mit Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) liiert. Die Kommissarin ist zerrissen zwischen ihrer Liebe und den Schuldgefühlen, ihrem Job nicht richtig nachzukommen.

Kriminalhauptkommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) ist verliebt. Rolf Glawogger (Sylvester Groth) hat Frühstück für sie gemacht.
Foto: Marco Nagel, BR | Kriminalhauptkommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) ist verliebt. Rolf Glawogger (Sylvester Groth) hat Frühstück für sie gemacht.

Bisher galt es als Markenzeichen der Franken-Kommissare Ringelhahn und Felix Voss (Fabian Hinrichs), dass sie frei von Macken und Neurosen sind und sich nicht privat in ihre Fälle verwickeln lassen. Diesmal ist das anders – und es funktioniert. Es funktioniert deshalb, weil Dagmar Manzel und Sylvester Groth ("Inglourious Basterds", "In Zeiten des abnehmendes Lichts") einfach zwei großartige Schauspieler sind.

Anzeige für den Anbieter X über den Consent-Anbieter verweigert

Wie sie ihre noch frische Liebe zu Beginn des Films pflegen, wie das Glück plötzlich an einem (erlogenen) Verdacht zerbricht, wie ein Zweifel den nächsten jagt, das ist sehr einfühlsam gespielt. Der Zuschauer leidet mit der Kommissarin. Am Ende bleibt keine Hoffnung: Auch wenn der Lehrer Rolf Glawogger unschuldig ist, diese Beziehung ist unwiederbringlich zerstört. 

Anzeige für den Anbieter X über den Consent-Anbieter verweigert

Wie so viele Beziehungen in diesem Krimi. Titus will den kleinen Mike vor den Eskapaden seiner dauerstreitenden Eltern beschützen und verheddert sich dabei in seinen Wahnvorstellungen, verläuft sich im düsteren Wald. Was im Leben des Jugendlichen ist Wirklichkeit, was ist Einbildung?  Die Inszenierung von Andreas Kleinert ("Kelly Bastian - Geschichte einer Hoffnung") lässt beide Welten ständig miteinander verschwimmen. Es dauert, bis der Zuschauer klar sieht, wie Titus zum Täter (?) wider Willen wird. Beeindruckend das Spiel des 21-jährigen Max-Ophüls-Preisträgers Simon Frühwirth.

Titus, stark gespielt von Simon Frühwirth, läuft suchend durch den Wald.
Foto: Hendrik Heiden, BR | Titus, stark gespielt von Simon Frühwirth, läuft suchend durch den Wald.

Und Mikes Eltern? Die merken anfangs gar nicht, dass ihr Kind verschwunden ist, so sehr lassen sie sich von ihrem Rosenkrieg dominieren. Andreas Pietschmann ("Dark", "GSG 9") spielt den jähzornigen Vater, der gerne auch mal zuschlägt. Seine Frau kommt im Angesicht des Schmerzes über das verschwundene Kind erst recht nicht von ihm los, sie nimmt die Gewaltausbrüche einfach hin ("Es passiert halt"). Auch diese Beziehung ist vollends kaputt. Hoffnung gibt es nicht.

Dieser Franken-"Tatort" erzählt gleich mehrere Tragödien, beklemmende Geschichten. Er fesselt, auch weil das Drehbuch von Thomas Wendrich ("Die Täter - Heute ist nicht alle Tage") der Versuchung widersteht, allzu viel Sozialkritik zu üben. 

Anzeige für den Anbieter Facebook Beitrag über den Consent-Anbieter verweigert

Regisseur Kleinert und sein Kameramann Michael Hammon ("Halbe Treppe", "Wolke 9") inszenieren die düsteren Welten, in denen dieser Krimi spielt, mal als Kammerspiel, mal wie Szenen aus einem Horrorfilm. Licht spielt dabei eine besondere Rolle. Leicht auszuhalten sind die Bilder nicht immer. Sie gehen unter die Haut.  

Anzeige für den Anbieter X über den Consent-Anbieter verweigert

Und wo bleibt das Fränkische? Die urfränkischen Kommissare Wanda Goldwasser (Eli Wasserscheid), Sebastian Fleischer (Andreas Leopold Schadt) und Michael Schatz (Matthias Egersdörfer: "Die Schloss-Mechanik ist dibbidobbi") kommen diesmal nur am Rande vor, dafür darf der gebürtige Würzburger Andreas Pietschmann mit dem Fränkisch glänzen, das er in unterfränkischen Fußballkabinen und Kneipen gehört hat, wie er selbst im Interview mit dieser Redaktion gesagt hat.

Anzeige für den Anbieter X über den Consent-Anbieter verweigert

Bamberg ist als Kulisse erkennbar, spielt aber keine große Rolle. Dass die Dreharbeiten in Oberfranken wegen des Corona-Lockdowns 2020 monatelang unterbrochen werden mussten, merkt man dem Film nicht an. 

Umfrage
Ted wird geladen, bitte warten...
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bamberg
Würzburg
Michael Czygan
Andreas Leopold Schadt
Dagmar Manzel
Drehbücher
Eli Wasserscheid
Ermittlerinnen und Ermittler
Fabian Hinrichs
Franken-Tatort
GSG 9
Gewaltausbruch
Inglourious Basterds
Kameramänner
Kriminalromane und Thriller
Matthias Egersdörfer
Regisseure
Schauspieler
Tatorte
Verbrecher und Kriminelle
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • R. B.
    In der Tatort-Reihe hat sich Franken-Tatort wieder mal nicht in die Top-Ten gespielt. Szenen, die eigentlich mit dem losfahrenden Lehrer im Auto und dem Seil um den Hals, tödlich hätten enden müssen, haben immer wieder verwirrt. Wie kam denn eigentlich der Titus so schnell aus Amsterdam zurück? Und wo in Bayern gibt es die Kripo "Franken"? Ermittlerin hätte zudem sofort vom Fall abgezogen werden müssen. Vieles unglaubwürdig und schlecht umgesetzt.
    Den nächsten Franken-Tatort werde ich mir erst ansehen, wenn ich die Kritiken dazu gelesen habe.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Es mag Sie überraschen, aber Titus war gar nicht in Amsterdam.
    Und auch das andere waren nur die Gedanken der Ermittlerin.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. B.
    @TLW-tu_W -: Tatsächlich? Das macht den Film ja noch schlechter.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Nein.
    Es zeigt nur das Sie dem Film nicht folgen konnten.

    Ob es den Film schlechter macht, wenn der Zuschauer mehr mitdenken muss, sollte jeder für sich beurteilen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • P. H.
    Bin schon seit langem kein Tatortgucker mehr. Weil ich ein echter Franke bin, habe ich wieder mal einen angeguckt. Nie mehr.......
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. H.
    ...mit den fränkischen Dialekten tut sich der Regisseur immer sehr schwer. Endlich mal ein gut fränkisch sprechender Schauspieler, aber halt unterfränkisch. Der Tatort spielte aber in Obrfranken. Naja, Matthias Egersdörfer spricht "mittelfränkisch". Nur den Franken ist der Unterschied klar. Aber wenn es schon "Franken-Tatort" heißt, dann sollte auch der Dialekt stimmen. Schade, dass viele Tatortfolgen in letzter Zeit zu "Psycho-Krimis" mutieren.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • T. H.
    So ist das auch meistens mit schwäbischen Filmen. Da werden auch munter sämtliche schwäbischen Dialektformen durcheinandergeworfen. Vielleicht liegt das einfach daran, dass es nur wenige Schauspieler gibt, die genau den gleichen Dialekt sprechen. Ich vermute, dass es den Bayern mit bayrischen Filmen auch nicht besser geht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. K.
    immer wieder schön wenn das Wetter schuld ist..

    scheint die Sonne wird man geblendet
    ist es windig wird man verblasen
    regnet es mal stärker is es auch nix...

    bin gestern Nachmittag bei Gewitter und Graupel
    auch mal ein Stück nur 50 gefahren..
    mit dem Erfolg das mir die ganzen A6 bis X7 im
    Kofferraum hingen...

    solche Fahrzeugarten lassen sich doch kein Wetter vorschreiben
    wo kämen wir den da hin zwinkern
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. H.
    Ein ganz heißes Eisen

    für eine Freistunde hauen zwei Jugendliche ihren Lehrer für lebenslang in die Pfanne. Dass der per Zufall auch noch den Vaterersatz für einen weiteren gibt, der dann ein Kind im Keller versteckt, ist schon ein wenig sehr viel auf einmal, um ohne weiteres glaubhaft rüberzukommen, aber andererseits passieren oft genug Sachen, die sich kein Mensch ausdenken würde. Dass darüber die Beziehung zwischen dem Mann und der Kommissarin zerbricht, bevor sie wirklich eine Chance hatte, ist ziemlich folgerichtig (aber den blöden Spruch mit der Wäscheleine während der Vernehmung hätte man sich auch sparen können).

    Dieser Tatort war mMn einer der besseren, vor allen Dingen wenn man anfängt sich zu überlegen, wie es für die beteiligten Personen jetzt weitergeht. Sind z. B. die Eltern mit dem Tod ihres Kindes "gestraft genug" und "kriegen sie die Kurve"? Bleibt dem Lehrer etwas anderes übrig als woanders neu anzufangen? Lernt "das ganze Umfeld" etwas aus dieser Katastrophe? usw.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. H.
    Die Frage hab ich mir auch gestellt - @ hentinger -

    allerdings hätte der Junge mMn keine Veranlassung gehabt, seinem Vater zu "beichten", dass die Geschichte erfunden war, sondern eher, dass die böse Polizei ihm unterstellt, Leute zu verleumden, worauf man eigentlich nur mit einem Schriftsatz vom Anwalt antworten kann.

    Dieses "Verhör" war mMn sowieso schon ziemlich lieblos bis grenzwertig dargestellt; dass da der eine so herumstammelt, wenns ums Eingemachte geht, bis ihm der andere "einsagt", war mir "zu einfach"/ das hätte man intensiver herausarbeiten können, aber andererseits sind die Macher auch auf die 1,5 Stunden begrenzt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. R.
    Sehr gut dieser Tatort leider lese ich in den Kommentaren das einige Mensch dieser zu schwierig war oder die Frage wo hat er gespielt wo doch am Anfang beide Polizisten an Ortsschild Bamberg eingefahren sind und noch gesagt worden ist du kennst dich ja gut aus. Besser nix kommentieren in dem Fall.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. N.
    "... Mir ist nicht klar was in der Mitte des Films die Szene mit dem Seil um den Hals und dann damit mit dem Auto losfahren. Danach ist der Mann wieder da ohne eine Verletzung. ..." Es gab mehrere Szenen, in denen quasi nur das Kopfkino der einzelnen Personen dargestellt wurde. Die Freundin des Jungen wurde auch erst am Schluss als Einbildung demaskiert. Ein Tatort, etwas zum Mitdenken.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. R.
    Der Dadord war echd ned so gud und frängisch glingt im Fernsehn wirchlich a ned so schö! Versteh a ned was Ermiddler aus Nürnberch in Bamberch zu suchn hom
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Da habt Ihr aber einen anderen Film gesehen wie ich!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. R.
    Vielleicht erst Rausch ausschlafen 😂
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. M.
    hoffentlich gibt es wieder mal einen Tatort ohne diesen ganzen Psychokram.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • L. S.
    Der mit Abstand schlechteste Franken-tatort bisher. Schade für die GEZ-gebühren.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. K.
    wo hatn der gespielt? Bisher haben die ja immer die fränkischen Dialekte bunt gemixt, und auch Orte wahllos zusammengeschnitten....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. Z.
    Der Tatort war spannend, ging unter die Haut, aber auch etwas chaotisch.
    Mir ist nicht klar was in der Mitte des Films die Szene mit dem Seil um den Hals und dann damit mit dem Auto losfahren. Danach ist der Mann wieder da ohne eine Verletzung.
    Da gab es öfters einzelne Szenen, mit Bildabschnitte ohne Zusammenhang. Dies hat diesen Tatort etwas schlechter gemacht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • I. F.
    Das war, @Franke2013,...

    ...ein Alptraum von Ringelhahn.
    Ich fand diesen Tatort total spannend. Leichte Kost mit eingefahrerenen Mustern war das nicht. Man mußte als Zuschauer immer mitdenken um am Ball zu bleiben.
    Ja, das fränkische kam diesmal sowohl in Sprache wie auch in Örtlichkeit etwas kurz.

    Aber die hervorragenden Schauspieler und die Bildregie haben das für mich mehr als wettgemacht!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten