
Um ein Dieselfahrverbot in Teilen Würzburgs durchzusetzen, will die Deutsche Umwelthilfe (DUH) im Laufe des Monats Klage gegen die Stadt einreichen. Denn Würzburg ist der Ort in der Region mit den höchsten Feinstaub- und Stickoxid-Belastungen. Immer wieder lagen in den vergangenen Jahren die Stickstoffdioxid-Werte (No2) in der Innenstadt sowie im nördlichen Bereich des Stadtrings über dem zulässigem Grenzwert.
Wie berichtet fordert der Verein Umwelthilfe, dass "unverzüglich die erforderlichen Maßnahmen zur schnellstmöglichen Einhaltung der im Bundes-Immissionsschutzgesetz geregelten Grenzwerte für Stickstoffdioxid" ergriffen werden. Im Fokus steht hierbei der nördliche Teil des Stadtrings - die vierspurige Straße im Stadtteil Grombühl, die den Europastern mit der B27 nach Veitshöchheim verbindet.

An der Belastung werde sich in den nächsten Jahren nichts ändern, so die Einschätzung der DHU. Der Verein hatte darauf hingewiesen, dass auch Prognosen der Regierung von Unterfranken zeigten, dass die Grenzwerte weiterhin überschritten werden. Für Stickstoffdioxide gibt das EU-Recht als Grenzwert 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahresdurchschnitt vor. Die Messungen ergaben in der Grombühlstraße im Jahr 2017 einen Jahresmittelwert von 55 ug/m³. Hauptquelle für Stickstoffdioxidein Städten sind laut Umweltbundesamt mit 73 Prozent Diesel-Pkw.
Steigendes Verkehrsaufkommen seit den 1980er Jahren
Den ehemaligen ÖDP-Stadtrat Helmut Försch beschäftigt das Thema seit Jahrzehnten. Schon in den 70er und 80er Jahren kritisierte er das steigende Verkehrsaufkommen in Grombühl und setzte sich für die Förderung des Personennahverkehrs ein sowie für Park-and-Ride-Plätze. "Ein Fahrverbot ist hier schon lange überfällig, aber ohne Druck von außen kapiert das die Politik anscheinend nicht." Seine Kindheit und Jugend verbrachte der 90-Jährige in der Grombühlstraße 46 unweit des heutigen Europasterns.
"Damals konnte man als Kind noch auf der Straße Fußball spielen. Wir haben eine herrliche Jugend verlebt. Es ist unvorstellbar, was im Laufe der Zeit hier passiert ist." Heute könnten Kinder hier nicht mehr leben. "Der Verkehr erstickt alles Leben in dieser Gegend", so Försch traurig. An der wahrscheinlich am stärksten belasteten Stelle am Europastern habe er 27 ineinander greifende Verkehrsbeziehungen festgestellt. Und: Statt besser sei es jedes Jahr nur schlimmer geworden, erklärt er. Viele Leserbriefe zum Thema habe er an die lokale Presse geschrieben, berichtet der 90-Jährige.
Außerdem unterhielt er Schriftverkehr mit dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz. In Briefen, die der Redaktion vorliegen, schilderte er seine Sorge wegen zu hoher Immissionswerte, erkundigte sich nach den Qualitätsrichtlinien der Messungen und kritisierte, dass Messstellen an Punkten aufgestellt würden, die nicht neuralgisch seien. Unterlagen, die Försch gesammelt hat, zeigen schon Ende der 90-er Jahre eine höhere Belastung durch Stickoxide. Damals gründete er mit weiteren Betroffenen eine Initiative - leider ohne Erfolg. Die Hoffnung aufgeben will er allerdings nicht. "Vielleicht bringt uns die Klage der Umwelthilfe ja weiter", hofft er.
Metzgerei musste dicht machen
Helmut Klemm, der seit vielen Jahrzehnten in der Grombühlstraße 47 lebt, hat da eher resigniert: "Ich weiß nicht, ob sich da was tut. Das liegt an der Politik. Ich habe da nicht viel Hoffnung", meint er und schüttelt den Kopf. Bisher habe es keinen interessiert, so sein Empfinden. Die Entwicklung, die immer schlimmer wurde, hat der heute 85-Jährige live mitbekommen. Gemeinsam mit seiner Frau betrieb er bis in die 90er Jahre hinein die Metzgerei Müller. Doch durch den immer stärker fließenden Verkehr gab es irgendwann keine Halte-Möglichkeit mehr für Kunden. "Da blieben die Kunden weg. Deswegen mussten wir unser Geschäft schließen", so Klemm.
Neben der gesundheitlichen Belastung durch die Abgase, birgt der Verkehr auch weitere Gefahren: Die Grombühlstraße in Höhe seines Hauses zu überqueren, sei nicht zu empfehlen: "Es sind schon Menschen tot gefahren geworden. Die armen Anwohner trauen sich nicht mal mehr über die Straße", sagt der 85-Jährige. Auch die Lärmbelastung ist immens. Fenster könne man tagsüber nicht öffnen.
Würzburger beschäftigt das Thema
Die Würzburger scheint das Thema Diesel-Fahrverbot jedenfalls zu beschäftigen. Auf den Artikel "Am Würzburger Stadtring droht ein Dieselfahrverbot" gab es im Netz Dutzende von Kommentaren. Die Meinungen gehen allerdings auseinander. Während manche Leser ein Fahrverbot für Diesel befürworten und sich wünschen, dass die Radfahr-Infrastruktur in Würzburg weiter ausgebaut wird, kritisieren andere, dass der Dieselmotor zum Alleinschuldigen abgestempelt wird, wieder andere werfen dem Verein Umwelthilfe knallharte Lobbypolitik vor.

So sagt zum Beispiel Online-Nutzer "kgeorg": "Bevor man Deutschlands Innenstädte komplett für Diesel-Fahrzeuge lahm legt, fehlt für mich der Nachweis, dass diese Maßnahme überhaupt die erwünschte Wirkung bringt." Da es schon einige Fahrverbote für Diesel gebe, sollte es doch leicht möglich sein, in kurzer Zeit einen Vergleich der Feinstaub- und NO2-Messwerte vor und nach den Fahrverboten vorzulegen, so sein Vorschlag. "Wenn es keine eindeutigen, messbaren Verbesserungen gibt, bitte mit sofortiger Wirkung die Fahrverbote wieder aufheben", schreibt er.
Dieselfahrer ärgern sich
Ein weiterer Nutzer "dhanna" merkt an: "Vor einigen Jahren habe ich mich bewusst für ein Dieselfahrzeug entschieden, da ich täglich (Fahrgemeinschaft) 180 km fahre. Ausschlaggebend waren geringer Verbrauch und Beratung. Mich ärgern diese Fahrverbote immens, es kommt einer Enteignung gleich." Leider könne sich der Nutzer kein neues Auto oder sogar E-Fahrzeug leisten. Nun die Frage: "Warum kann man zugelassene Fahrzeuge nicht einfach weiter fahren lassen, dafür Neuzulassungen für Diesel stoppen? Nach ein paar Jahren löst sich das Problem von selbst."
Anders Online-Leser "mainpostl": "Endlich mal jemand, der versucht die Luft in den Städten zu verbessern und Gesetze - die von 27 Ländern beschlossen worden - durchzusetzen", schreibt er. Die Städte hätten immer noch nicht begriffen, dass das mit dem Autoverkehr so nicht weitergehen kann. "Sollen die Straßen noch breiter werden oder noch zusätzliche Spuren über die vorhandenen Straßen gebaut werden? Und am besten sollte man zum Parken noch bis ins Wohnzimmer fahren können?" Sein Aufruf: "Fangt endlich an, an einer lebenswerten Zukunft - auch in den Städten - zu arbeiten!"
Wir haben in Grombühl ettliche Ampelanlagen ob zurecht oder nicht.
Aber eine Fussgängerampel in der Grombühlstrasse, bei derzeitig Tempo 30,
wäre sehr sinnvoll. Hier wohnen ältere und gebehinderte Menschen die sich zu einer Unterführung quälen müssen, bzw. einen erheblichen Umweg über die Überführung der Auverastr. in Kauf nehmen um in den eigentlichen Kern Grombühls zu gelangen.
zw. Sennefelderstr. und Gabelsberger Str., bevor weiter vorne die sg. *Noell-Kreuzung
zum *Europastern ausgebaut wurde. Dürfte so um 1968-1971 gewesen sein. Die Umfahrung an der Bahn entlang *Auverastrasse gab es noch nicht. Wer hier weiter nach Veitshöchheim wollte, musste an der Kreuzung Grombühlbrücke lange stehen.
Es sei denn ein fleissiger Polizist regelte dort stundenlang mit Armen und Beinen den Verkehr. Fussball konnte man schon damals nicht mehr auf der Grombühstr. spielen. Aber... die kleinen Lädchen verloren aus mehreren Gründen ihre Kundschaft. Der Bau des heutigen *Europastern begann im Untergrund. Die Tanke schloss, die zwei Auto-händler (Bergert + Karl) verlegten ihr Domizil, sowie ein Teilwerk von Köbau. Die Fa.
"Kupsch trat als moderner Konkurent in Grombühl an und hatte alles. Die Konkurenz durch *Kupsch war jedenfalls für die Lädchenbesitzer der Hauptgrund für die tränende Geschäftsaufgabe.
Und da war noch weniger Verkehr.
was da z.b. zwischen ab heidingsfeld und ab estenfeld sich
auf den ring so tummelt "zulieferverkehr". Hier könnte
sich würzburg so manchen euro
für die kasse holen und helfen die stadt
sauberer zu halten.
Die Behauptung es gäbe zig tausend Tote durch Feinstaub und NOx ist eine verbrecherische Irreführung der Bevölkerung. (FAZ v.heute)
Genaue Quellen, Belege, Zitate!
Das wollen wir sehen, keine Stimmungskommentare!
Sie bringen Wien, New York und Paris als Musterstädte!
Es ehrt Sie, dass Sie aus Umweltschutzgründen scheinbar noch nicht in diesen Städten waren.
Ich wünsche Würzburg, dass es nicht so einen Verkehr wie diese Städte bekommt.
Auch Ihnen würde es zu Gesicht stehen die Situation mehr mit den Kopf als mit dem Bauch zu betrachten, wobei ich die Bauchentscheidung nicht gänzlich ausschließlich möchte.
Dann müsste man den LEP überdenken.
Der fordert ja geradezu die „Urbane Gesellschaft“.
Offensichtlich funktioniert die Stadt nicht.
Da hat aber der Diesel nichts mit zu tun.
Also nicht alles dafür tun, den Patienten Stadt zu behandeln. Wir müssen dafür sorgen, dass die Arbeitsplätze zu den Menschen und nicht die Menschen zu den Arbeitsplätzen kommen.
Da bin ich gespannt.
Gruß
Haben die beiden Herren (man hat beinahe den Eindruck der Artikel wäre ausschliesslich ihnen gewidmet) einen Führerschein? Haben die beiden Herren ein Auto? Sind sie von einem Verbot also selbst betroffen oder eher nicht?
Fahren sie mit der Bahn oder mit dem Bus? Sie werden doch nicht alle Wege zu Fuss erledigen!
Bekommen die Herren Post? Briefe, Pakete? Wie werden die zu ihnen gebracht? Per Taube?
Bekommen die beiden, offenbar noch sehr rüstigen, Herren Unterstützung von Pflegediensten, Essen auf Rädern oder einer anderen altersgerechnet Versorgungshilfe?
Wenn ganz oder teilweise mit JA geantwortet wird sollten die Herren ihre Abneigung gegen Kraftfahrzeuge überdenken denn ohne wird es auch für sie schwierig all das aufrecht zu erhalten was sie an Annehmlichkeiten geniessen. Kraftfahrzeuge sind keine Feinde, sie erleichtern das tägliche Leben ungemein. Niemand möchte in die Zeit der Pferdefuhrwerke zurück...
Da haben Sie wohl etwas in den falschen Hals bekommen...
Es geht nicht nur um die beiden Herren, es geht um die geplagten Anwohner der ganzen Umfahrungsstrassen, egal ob Nordtangente oder Kantstrasse oder sonstwo.
Das Abgase und anderer Dreck, der durch den Verkehr entsteht, nicht gesund ist steht wohl ausser Frage. Auch die Bürger auf den billigen Plätzen haben ein Anrecht auf ein halbwegs gesundes Umfeld. Es geht auch nicht darum, allen motorbetriebenen Verkehr zu eliminieren, es ist schlicht der Aufruf, endlich etwas and dieser unerträglichen Situation zu verbessern und genau da sind Staat und Stadt gefragt.
Aber auch wir Bürger sollten einmal darüber nachdenken, ob es nicht mit etwas weniger Auto auch geht - und es geht!
Was allerdings dringend ansteht ist ein ÜBERWACHTES Durchfahrtverbot von LKWs, die nicht der Hauszustellung dienen und unbedingt endlich ein Park & Ride System, worauf WÜ seit Jahrzehnten wartet.
"Was allerdings dringend ansteht ist ein ÜBERWACHTES Durchfahrtverbot von LKWs, die nicht der Hauszustellung dienen und unbedingt endlich ein Park & Ride System, worauf WÜ seit Jahrzehnten wartet."
In diesen Punkten bin ich ganz bei Ihnen. Es reicht nicht den Individualverkehr wie die "Pest" zu stigmatisieren, während das Naheliegendste und Vernünftige seit Jahrzehnten verschleppt wurde und wird. 😢