"Gut", sagt Jugendherbergsleiterin Jutta Summer auf die Frage, wie die Stimmung ist, und lacht. Und warum ist sie so gut? "Na ja", fährt Summer fort, "wir haben ein gutes und erfolgreiches Jahr hinter uns, ein gutes Jahr mit netten Gästen". Man merke, dass die Menschen nach Corona wieder verreisen möchten, sagt sie. "Die Schulklassen kommen auch wieder, die ganzen Sorgen, die man hatte, haben sich aufgelöst", erklärt sie. "Und wir dürfen uns nicht beklagen, bei all den Krisen, die es derzeit auf der Welt gibt."
Seit Ende 2006 ist Summer die Leiterin der Würzburger Jugendherberge am Fred-Joseph-Platz im Mainviertel unterhalb der Festung Marienberg. Zuvor hatte die Badenerin International Management an der Karlsruher Hochschule studiert, arbeitete unter anderem als Reiseleiterin in den Vereinigten Arabischen Emiraten, als Hotel-Praktikantin in der Südsee und spielte Theater. Letzteres tut sie heute noch: Am 10. Januar ist Premiere von Dario Fos "Offene Zweierbeziehung" im Theaterensemble mit ihr als Hauptdarstellerin, verrät sie.
Seit 2006 hat die Herbergsleiterin viel bewegt. Im Jahr vor ihrem Amtsantritt verzeichnete man in der Herberge gerade einmal 29.800 Gäste. Bis zum Umbau und der Sanierung im Jahr 2018 konnten Summer und ihr Team diese Zahlen auf rund 43.000 Übernachtungsgäste jährlich verbessern. Rund 7,7 Millionen Euro flossen dann in die Baumaßnahmen, 2,4 Millionen hatte die Stadt für den Brandschutz beigesteuert.
Dann kam Corona, die Übernachtungszahlen brachen auch in der Würzburger Herberge ein
Dann kam Corona, die Zahlen brachen ein, auf rund 16.500 in 2020 und knapp 21.000 in 2021. Im darauffolgenden Jahr ging es aber wieder aufwärts, bis August 2023 waren es schon wieder rund 24.000 Gäste gewesen. Und heuer? "Stand Ende November waren es 41.445 Gäste, das heißt, bis Ende des Jahres werden es wieder rund 43.000 Gäste gewesen sein, die bei uns übernachtet haben", sagt sie mit Stolz. "Da sind wir wirklich dankbar, dass unsere Gäste uns treu geblieben sind."
Zwei Drittel davon kommen aus Bayern und dem Rest Deutschlands, die anderen "aus der ganzen Welt", weiß die Herbergschefin. "Wir haben zum Beispiel im Sommer immer Gastschüler aus den USA", berichtet sie. "Die bleiben vier Wochen hier, machen einen Deutschkurs und gehen dann für ein Jahr in deutsche Familien."
Ansonsten kommen Schulklassen, Familien oder Einzelreisende, auch Sport- oder Musikgruppen nutzen die Herberge für Trainingslager, Treffen oder Tagungen. Je nach Zimmerkategorie zahlen die Gäste zwischen 35 und 59 Euro pro Nacht inklusive Frühstückbuffet. "Alles, was man braucht, ist ein Jugendherbergsausweis. Und der kostet bis zu einem Alter von 26 Jahren sieben Euro und für die Familie 22,50 Euro", erklärt sie und fügt hinzu: "pro Jahr, nicht pro Monat".
"Die Gäste staunen bisweilen mit offenen Mündern, wie cool das hier ist."
Dafür bekommen die Gäste eine Jugendherberge, die ihresgleichen sucht. "Die Gäste staunen bisweilen mit offenen Mündern, wie cool das hier ist", berichtet sie. Schließlich wurde beim Umbau das Konzept ganz auf Würzburg zugeschnitten. "Das ist ein spezielles Design, vielleicht nicht jedermanns Geschmack, aber cool findet es jeder", sagt die Herbergschefin. Ungewöhnlich ist es auf jeden Fall - und bunt. "Barock, neu interpretiert", nennt sie es, "mit Deckenfresken, die sich an Tiepolo orientieren".
Gekocht wird "so nah, so bio und so hausgemacht wie möglich", meint sie. Alles, was auf den Tisch kommt, stammt - soweit möglich- aus der Region - mit Herkunftsnachweis. Denn auf ihre Küche ist sie ebenfalls stolz. "Unsere Mitarbeiter kochen hier nicht, damit halt was auf dem Tisch steht, sondern weil sie möchten, dass es den Menschen schmeckt. Genauso putzen sie, weil sie möchten, dass es sauber ist, nicht nur, weil man halt irgendwie Geld verdienen muss. Sie haben einen Anspruch an die Qualität ihrer Arbeit", lobt sie. 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat sie in der Jugendherberge in Voll- und Teilzeit. "Bis auf eine sind sie alle über Corona geblieben", berichtet die Chefin, "die war aber auch erst ganz kurz bei uns".
Aber auch sie sucht Personal, und das ist derzeit wie überall nicht einfach. Im Moment wird unter anderem eine Teilzeitkraft für den Empfang gesucht. "Dabei zahlen wir deutlich über dem Mindestlohn", weiß Summer. "Es gibt Monatsdienstpläne, einen freien Tag am Geburtstag und andere Benefits - und damit meine ich nicht den Obstkorb", sagt sie. Und trotzdem muss sie suchen.
"Wir sind jetzt wieder auf dem hohen, alten Stand von vor Corona."
Wie blickt sie in die Zukunft? "Wir sind jetzt wieder auf dem hohen, alten Stand von vor Corona", sagt sie. "Aber es ist ganz schwierig, in die Zukunft zu blicken", gibt die Herbergsleiterin zu bedenken. "45.000 Gäste pro Jahr wäre schon eine Richtung, die ich gerne anpeilen würde", gibt sie zu. Aber nach Corona sei der Krieg in der Ukraine gekommen. "Jetzt haben wir den Nahost-Konflikt. Man weiß ja nicht was noch alles kommt, da lasse ich mich lieber nicht festnageln. 45.000 wäre schön, aber auch wenn es so bleibt, wie es jetzt ist, dann sind wir auch sehr dankbar", sagt die Herbergsleiterin.
Hoffentlich dämpft die erhöhte Mehrwertsteuer nicht alles gute Bemühen.