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WÜRZBURG
Die Stadt gegen den Biber
KINA - Gestatten: Biber mein Name       -  Der Biber frisst Rinde und baut mit Ästen – auch wieder im Stadtgebiet am Mainufer, zum Beispiel bei Heidingsfeld und auf der Naturheilinsel.DPA
Foto: Foto: | Der Biber frisst Rinde und baut mit Ästen – auch wieder im Stadtgebiet am Mainufer, zum Beispiel bei Heidingsfeld und auf der Naturheilinsel.DPA
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:31 Uhr

In der Kürnach bei Lengfeld hat ein Biber Dämme und Wohnhöhlen gebaut. Doch die aufgeschichteten Äste und Zweige wurden aus dem Bach entfernt. „Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein Verstoß gegen das Naturschutzgesetz“, sagt Steffen Jodl vom Bund Naturschutz.

Kleine Stämme und Äste sind entfernt worden

„Vor Weihnachten hat der Entwässerungsbetrieb Äste und kleinere Stämme aus der Kürnach geholt,“ sagt Rathaussprecher Christian Weiß auf Nachfrage dieser Redaktion. Grund für die Aktion am Lengfelder Ortsrand sei gewesen, dass der Bach „geringfügig“ gestaut gewesen sei.

Lesen Sie hier unseren Kommentar zum Thema: Probleme an der Kürnach angehen.

Erst auf weitere Nachfrage räumt Weiß ein, dass die Äste und Stämme ein Biberbauwerk gewesen sind. Dessen Bissspuren hätten die Mitarbeiter des Entwässerungsbetriebs „aber erst im Nachhinein“ an den Hölzern festgestellt.

Am Bach finden sich allerdings deutliche Hinweise auf das größte Nagetier Europas: Bäume an der Böschung sind angenagt, einige sind schon umgestürzt, andere stehen noch, die Rinde hängt in Fetzen vom Stamm, Holzspäne liegen am Boden und „Trampelpfade“ führen ins Wasser.

An der Böschung sieht man auch, wie hoch der Damm das Wasser gestaut hatte, als er noch da war.

War das Vorgehen der Stadt rechtens?

„Der Damm stand zwischen den Teichen in der Kürnach und staute das Wasser bis zu zwei Meter tief auf“, berichtet Teichbesitzer Claus Weißenberger. Dahinter habe das Tier einen Erdkessel als Wohnraum gegraben. Im Herbst hat Weißenberger sogar zwei verschiedene Biber dort beobachtet.

Doch Ende Dezember war der Damm plötzlich von einem zum anderen Tag wie vom Erdboden verschluckt. „Alles war sauber aufgeräumt“, sagt Weißenberger.

War das Vorgehen der Stadt rechtens? Der Biber ist streng geschützt, man darf ihn nicht so ohne weiteres stören. Von ihm gefällte Bäume dürfen nicht nur in Absprache mit der Naturschutzbehörde entfernt werden, betont Horst Schwemmer, Biberexperte beim Bund Naturschutz. Und nur, „wenn es dafür einen gewichtigen Grund gibt“.

Zum Beispiel, wenn diese die Verkehrssicherheit gefährden oder Wasserabläufe verstopfen.

Wer einen Damm zerstört, verstößt gegen das Naturschutzgesetz

„Einen Damm oder eine Burg darf man nicht ohne Genehmigung zerstören, das ist ein Verstoß gegen das Naturschutzgesetz,“ sagt Schwemmer.

Im aktuellen Fall ist das Umweltamt, als zuständige Naturschutzbehörde, aber erst nach der „Bachsäuberung“ informiert worden. „Uns fehlte es bislang an Erfahrung mit dem Biber“, räumt Weiß ein. „Künftig wird das Umweltamt aber sofort hinzugezogen, wenn es Hinweise auf diese Tiere gibt.“

Der Biber hat die Räumung überlebt

Dem obdachlos gewordenen Biber an der Kürnach nutzt das freilich wenig. Die gute Nachricht: Er hat die Räumung seiner Behausung überlebt und ist noch da. Die schlechte: Er fällt jetzt jede Nacht Bäume, was Teichbesitzer Weißenberger Sorge bereitet. „Hoffentlich, ist nicht irgendwann hier alles kahl.“ Prinzipiell freut sich Weißenberger aber über das Auftauchen des seltenen Wildtiers.

„Wenn man ihn die gefällten Stämme wegnimmt, muss er sich neue beschaffen“, erklärt Biberexperte Schwemmer die gestiegene Aktivität des Tieres. Die Rinde ist die Winternahrung des Tieres. Außerdem baut er bereits wieder in der Kürnach neue Dämme.

Auch das Wasserwirtschaftsamt hat schon einen Damm entfernt

Das Vorgehen der Stadt erinnert an den Fall Pleichach vor sechs Jahren. Damals hatten Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts bei Mühlhausen im Landkreis Würzburg einen Biberdamm abgerissen. Als „Kommunikationsproblem“ hatte das Amt damals die nicht genehmigte Dammzerstörung entschuldigt. Mitarbeiter hätten nicht gewusst, dass hier ein Biber am Werk gewesen seien.

„Es sieht so aus, als habe die Stadt versucht, den Biber aus Lengfeld zu vertreiben“, kritisiert Jodl, Geschäftsführer des Bund Naturschutz in Würzburg, den Vorgang. „Zum Glück ist ihr das nicht gelungen.“ Die Entfernung eines Damms sei kein Kavaliersdelikt, sondern ein Verstoß gegen das Naturschutzgesetz.

Dieses verpflichte dazu, den Biber gewähren zu lassen. „Sollten durch dessen Bautätigkeiten jedoch Probleme entstehen, suchen Naturschutzbehörden und unser Biberbeauftragter nach Lösungen.“

Biberexperte Schwemmer will auf Vermittlung der Redaktion nach Lengfeld kommen. „Ich werde mir ein Bild vor Ort machen und mit Teichbesitzern, Umweltamt und Entwässerungsbetrieben mögliche Probleme durch den Biber besprechen.“ Fast immer fände sich ein Weg, dass Mensch und Biber miteinander aus kommen.

Biber

Das größte Nagetierart Europas wurde 1867 in Bayern ausgerottet, heute breitet sie sich dank strengen Schutzmaßnahmen wieder fast flächendeckend aus. Biber leben wieder im Stadtgebiet am Mainufer, zum Beispiel bei Heidingsfeld und auf der Naturheilinsel. In der Region siedeln sie an Tauber und Gollach, an Bächen im Ochsenfurter Gau oder an der Pleichach.

Die Tiere renaturieren die Landschaft. Durch ihre Dämme entstehen Feuchtgebiete, in denen sich zahlreiche Tierarten ansiedeln. Solche Flächen sind auch als natürlicher Hochwasserschutz und Wasserreservoir wichtig. Ärger macht das in der Kulturlandschaft, wenn zum Beispiel Felder, die bis ans Bachufer gehen, überflutet werden. Landwirte werden für solche Schäden entschädigt. Ein anderes Problem sind unterhöhlte und einbrechende Uferböschungen.

Biber fressen grüne Pflanzen wie Klee oder Löwenzahn, Knollen und Wurzeln, im Herbst auch Fallobst und im Winter drei bis vier Kilo Rinde und Blätter pro Tag. Ihre Dämme bauen sie in Fließgewässern, um den Wasserspiegel zu erhöhen: So sind die Eingänge zu ihren Wohnhöhlen unter Wasser und vor Feinden geschützt.

Sie machen sich für den Biber stark: Die Naturfreunde und Teichbesitzer Udo und Claus Weißenberger sowie Balsius Bartsch sind regelmäßig an den Weihern in Lengfeld unterwegs. Sie beobachten die Aktivitäten des Bibers schon länger.
Foto: Thomas OBERMEIER | Sie machen sich für den Biber stark: Die Naturfreunde und Teichbesitzer Udo und Claus Weißenberger sowie Balsius Bartsch sind regelmäßig an den Weihern in Lengfeld unterwegs.
Der Biber baut weiter: An mehreren Stellen in der Kürnach sieht man die Anfänge neuer Dämme.
Foto: THOMAS OBERMEIER | Der Biber baut weiter: An mehreren Stellen in der Kürnach sieht man die Anfänge neuer Dämme.
Eindrucksvolle Biberspuren am Ufer der Kürnach im Lengfelder Naherholungsgebiet.
Foto: TH. OBERMEIER | Eindrucksvolle Biberspuren am Ufer der Kürnach im Lengfelder Naherholungsgebiet.
 
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  • J. N.
    Egal um welches geschützte Tier es geht - in selbstgerechter Missachtung der Gesetze wird es entfernt, weil es ja Fassaden dreckig macht (Schwalben), Bachläufe in Unordnung bringt (Biber), Wiesen zerstört (Maulwürfe), usw. "Weg mid denne Drecksviecher!" heißt es.
    Warum sollten also die kommunalen Mitarbeiter anders denken und handeln als Bauer Schmitt? Ist doch Usus hierzulande.
    Blöd ist halt nur, wenn es jemand sieht und anzeigt...
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  • K. K.
    ist laut " Wikipedia ..... ein Drüsensekret : Die Parfümerie schätzt " Bibergeil " wegen seiner aphrodisischen Note.
    Es mag halt nicht Jede.r dieses Geschmäckle.... !!
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  • O. H.
    Der Biber wurde in den 1960iger Jahren vom Bund Naturschutz wieder in Bayern angesiedelt und hat seitdem so gut wie keine natürlichen Feinde, deshalb kann er sich Dank des Bund Naturschutz und der Umweltbehörden ungehindert vermehren. Dass der Biber an öffentlichen und privatem Eigentum zum Teil große Schäden anrichtet, stört die Herrschaften in den Naturschutzbehörten und beim BN wenig! Ich bin sehr für Naturschutz und ich bin dafür, dass die Biber ihren Platz haben dort wo sie hin passen und keine Schäden anrichten. Es kann aber nicht sein, das der Schutz der Biber über den Schutz der Menschen in diesen Lande geht. Dort wo diese Tiere Schäden anrichten müssen sie vertrieben oder umgesiedelt werden. Ich kann das Vorgehen der Stadt deshalb nur zu gut verstehen.
    Der Bund Naturschutz hatte noch nie ein Problem damit über das Eigentum der anderen zu bestimmen. Siehe Diskussion über den Naturpark Steigerwald oder Saatkrähen in Kitzingen.
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  • H. E.
    Wären die natürlichen Feinde des Bibers von Menschen Hand nicht ausgerottet worden, wäre dieses Ungleichgewicht erst gar nicht entstanden.

    Siehe Ausrottung Wolf, jetzt wieder Neuansiedlung; dann wieder Bejagung.

    Heute so, morgen so; je nach Lobby-Geschäfts-Denken.

    Oder Biogasanlagen jede Menge, dann Monokultur (vor allem Mais), hieraus resulierend Futterquellen für Wildschweinplage (wegen Fehlen der natürlichen Feinde), dann wieder Bejagung u.s.w. und so fort.

    Das einst vorhandene Gleichgewicht der Natur wird planlos im "Flip-Flop-Denken"
    mittels Subventionen manipuliert.
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  • H. E.
    Erst wird der Biber mittels Förderungen wieder eingeführt, dann ist "Er" wieder
    im Weg. Klar, er ist ein Kostenfaktor im negativen Sinn, folglich muss er seine
    subventionierte Heimat wieder räumen; bringt ja Einbußen, bzw. ist unwirtschaflich ...

    Andererseits entstehen ebenfalls subventionierte Monokulturen auf Kosten von Mensch, Tier, Natur. Selbst vor unwirtschaftlichen Windkraftanlagen in Schwachwindgebieten,
    Wäldern und der damit verbundenen Flächenversiegelung auf Kosten der Grundwasser-
    beeinträchtigung wird nicht gestoppt. Klar Energiewende, industralisierte Landwirtschaft ohne "Wenn und Aber".....; bringt ja Geld....

    Der Einwand: ...Hoffentlich, ist nicht irgendwann hier alles kahl... findet folglich in beiden
    Gegensätzen seine Anwendung.

    planlose Planwirtschaft; "Deutschland -life-"
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