Ein bisschen erinnert die Sitzordnung im Ochsenfurter Rathaus an die große Strafkammer beim Landgericht: In einer langen Reihe die Damen und Herren, die die Entscheidung treffen werden, und davor ein einsamer Stuhl. Doch Bürgermeister Peter Juks beruhigt: „Das hier wird kein Kreuzverhör.“

Und die junge Frau, die kurz darauf auf diesem Stuhl Platz nimmt, wirkt alles andere als nervös. Luisa Zips, einzige Bewerberin um das neu ausgeschriebene Amt der Zuckerfee, hat keine große Mühe, die Jury von sich zu überzeugen. Ohne Gegenstimme wird sie zur siebten Ochsenfurter Zuckerfee gewählt.

Im Herbst 2014 war Selina Sönmez diejenige gewesen, die sich den Fragen der Jury stellte und anschließend zur Zuckerfee gekürt wurde. Seitdem repräsentierte die heute 22-Jährige die Stadt sehr engagiert bei einer Vielzahl von Veranstaltungen. Auch wenn es für die Ochsenfurter Zuckerfee keine begrenzte Amtszeit gibt, vertritt man bei der Stadt die Auffassung, dass nach einigen Jahren ein Wechsel stattfinden sollte.

Geburtstag pünktlich zum Ochsenfest

1998 war die Zuckerfee als Symbolfigur für die Stadt Ochsenfurt sozusagen erfunden worden. Seitdem gab es ihrer sechs: Die erste Zuckerfee war Nadine Kolb. Es folgten Daniela Rienecker, Eva Röll, Astrid Hoffmann, Sophia Holtze und zuletzt Selina Sönmez. Zum 20-jährigen Bestehen der Symbolfigur Zuckerfee hat sich nun eine Ochsenfurterin beworben, die genauso alt ist wie das Amt, das sie nun bald übernehmen wird. Am Wochenende des Ochsenfestes feiert Luisa Zips ihren 20. Geburtstag.

„Das war ein Kindheitstraum von mir“, erzählt sie der Jury. So lange sie denken kann, wollte auch sie mit der weißen Schärpe, dem Krönchen und dem Zepter auftreten. Im Lauf der Jahre sei der Wunschtraum aber ein wenig in Vergessenheit geraten, gibt sie zu. Luisa Zips verfolgte andere Ziele: 2016 das Abitur, zwei Auslandsaufenthalte in Spanien und Guatemala, dann zwei Semester Studium in den Fächern Englisch und Spanisch.

Luisa Zips liebt ihre Heimatstadt

Dann aber habe ihre Mutter bei einem Weinfest die Ochsenfurter Stadträtin und Kulturreferentin Renate Lindner getroffen, verrät die 19-Jährige. Lindner, wachen Auges auf der Suche nach möglichen Kandidatinnen, brachte Luisa ins Gespräch. Sie bewarb sich und wurde zu dem Gespräch vor der Jury eingeladen. Es habe auch noch eine weitere Bewerberin gegeben, sagt Peter Juks. Zu dem Gespräch erscheint sie aber doch nicht.

Umso entspannter kann Luisa Zips von sich erzählen. Von ihren Plänen, demnächst eine Ausbildung in einem Reisebüro in Kitzingen zu beginnen. Von ihrer Heimatverbundenheit und von ihrem Freund, der bei der Zuckerfabrik arbeitet. Jede Zuckerfee entwickle im Laufe ihrer Amtszeit bestimmte Vorlieben und Schwerpunkte, erklärt Anne Derday, die als Leiterin der Tourist-Info die direkte Ansprechpartnerin der Zuckerfee ist. Das gestehe man den jungen Frauen gern zu, und natürlich gelte das auch für Luisa Zips.

Werbung im weiteren Umkreis ist wichtig

Die weiß jetzt schon, auf was sie sich als Zuckerfee besonders konzentrieren möchte: Auf Veranstaltungen und Auftritte in einem weiteren Umkreis, insbesondere auch auf Messen und in den Partnerstädten. Das freut den Bürgermeister, der die Hauptaufgabe der Zuckerfee nicht so sehr im Besuch jedes Weinfestes in den Nachbargemeinden sieht. „Da kennt man Ochsenfurt ohnehin“, sagt er. Entscheidender sei, dass die Stadt in einem Umkreis von etwa 100 Kilometern bekannt werde – dort also, von wo Tagestouristen zu erwarten sind.

Die Gefahr, dass Luisa Zips die heimischen Veranstaltungen vernachlässigen könnte, besteht nicht. Die 19-Jährige ist in ihrer Heimatstadt tief verwurzelt. Sie tanzt beim OCC und war vorher lange beim TVO aktiv. Ihre Familie und Freunde leben hier. „Wegziehen will ich nicht“, sagt sie.

Ein Blumenstrauß mit Würfelzucker

Während der Beratung der Jury, bestehend aus den Kulturreferenten Renate Lindner, Rosa Behon und Josef Meixner sowie Matthias Schittenhelm von der Firma Südzucker, Peter Juks, Anne Derday, Thomas Herrmann vom Stadtmarketingverein und Gerhard Wingenfeld, muss Luisa Zips draußen warten. Allerdings nicht lange. „Man braucht eigentlich nicht lang zu diskutieren“, fasst Peter Juks zusammen, und Gerhard Wingenfeld sagt: „Ich bin wunschlos glücklich.“

Der Blumenstrauß, den Luisa Zips anlässlich ihrer Wahl mit nach Hause nehmen darf, ist mit Würfelzuckern bestückt. Zu ihrem ersten großen Auftritt, dem Ochsenfest am 8. September, wird sie dann auch schon ihr neues Outfit besitzen. „Sie braucht auf jeden Fall ein Dirndl!“ regt Renate Lindner an. Das Datum der Abkrönung, wenn Selina Sönmez das Amt an Luisa Zips offiziell übergibt, muss noch festgelegt werden.