
Gemurmel setzte ein, als am Dienstagabend rund 50 Leserinnen und Leser der Main-Post in der Main-Post-Zentrale im Würzburger Stadtteil Heuchelhof eintrafen und ihre Plätze vor dem kleinen Podium einnahmen. Sie waren gekommen, um mit Chefredakteur Ivo Knahn und dem stellvertretenden Leiter der Schwerpunktredaktion, Michael Czygan, über die Herausforderungen des Journalismus in Zeiten wachsender gesellschaftlicher Spaltung und polarisierter Debatten zu diskutieren. Organisiert wurde die Veranstaltung von Würzburger Erwachsenenbildungshäusern im Rahmen der Reihe "Orte der Demokratie".
"Was ist der größte Fehler, der Ihnen unterlaufen ist, Herr Knahn?" Mit dieser Frage eröffnete der Akademiedirektor der Domschule, Rainer Dvorak, den rund zweistündigen Diskurs. Er leitete gemeinsam mit Sabrina Hüttner von der Volkshochschule Würzburg durch den Abend und moderierte die Fragen der Besucherinnen und Besucher.
Auf die Frage antwortete Knahn mit einer kurzen Anekdote aus seiner Reporterzeit, in der er in einem Artikel einen einzigen Namen viermal falsch geschrieben habe. Knahn weitete die Frage auf die gesamte Main-Post aus. "Wir machen noch immer zu viele Fehler in unserer täglichen Arbeit, Sorgfalt ist das Allerwichtigste", erklärte er. Hier Abhilfe zu schaffen, sei das Ziel vieler Gesprächsrunden in der Redaktion.
Wachsender Druck auf die Medien ist auch bei der Main-Post spürbar
Im Anschluss folgte die Frage, ob heute mehr Druck auf dem Journalismus und Medien laste als früher. Michael Czygan erzählte von Beschimpfungen und Anfeindungen während der Coronazeit, die es so früher nicht gegeben habe. Knahn ergänzte mit der Beschreibung von neuen, unternehmensinternen Sicherheitskonzepten und erzählte von Drohungen gegenüber Kolleginnen und Kollegen. Auch der Begriff der Lügenpresse sei etwas, so Knahn, das den journalistischen Alltag seit einigen Jahren begleite.
"Es gibt keinen Grund, zu lügen", sagte Knahn. Besonders im Lokalen sei von den Leserinnen und Lesern alles Geschriebene überprüfbar. Czygan erklärte, es sei ein Privileg, als Journalist die Lizenz zum Fragenstellen zu haben und vielfältig und unabhängig arbeiten zu können. "Es gibt keinen Menschen, der uns sagen kann, was wir zu veröffentlichen haben", ergänzte Knahn.
Wie gute Berichterstattung aussehen sollte
Anschließend folgte aus dem Plenum die Frage nach mangelnder Diversität im Unternehmen und die Forderung nach mehr konstruktiver Berichterstattung. Das Thema fand großen Anklang und es entstand ein angeregter Diskurs zum Thema Medienverdrossenheit durch negative Nachrichten. Es wurde dabei der Wunsch geäußert, als Medium nicht nur zu kritisieren und auf Probleme aufmerksam zu machen, sondern auch Lösungen anzubieten.

Die zwei Referenten waren sich einig, dass in beiden Bereichen ein Ausbaubedarf bestehe und beispielsweise durch das Volontariat bei der Main-Post versucht werde, mehr soziale und kulturelle Vielfalt und dadurch mehr Themen in den journalistischen Alltag zu bringen. "Ich freue mich wahnsinnig über diesen Beitrag", antwortete der Chefredakteur auf die kritische Nachfrage nach konstruktiveren Inhalten.
Besonders beim Thema Überschriften gebe es nach wie vor Verbesserungsbedarf, erläuterte Knahn. Nach einigen Negativbeispielen aus der Vergangenheit mit konkreten Verbesserungsvorschlägen und einem längeren Austausch zwischen dem Plenum und den Referenten wurde deutlich, dass das Motto "Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten" kein geeigneter Maßstab für eine gute und demokratische Berichterstattung sein kann.