
Die katholische Gefängnisseelsorgerin Doris Schäfer macht ihren Job mit Herzblut, über die Jahre hat sie schon viele außerplanmäßige Projekte ins Leben gerufen. Als sie dann vor einigen Jahren über die christliche Organisation Sant‘ Egidio die mosambikanische Stadt Matola besuchte, um vor Ort zu helfen, hörte sie von der prekären Situation der mosambikanischen Gefängnisse: Diese seien total überfüllt, zu essen gebe es einmal täglich Maisbrei, und schlafen würden alle wie die Sardinen auf dem Boden. Um dieser Situation entgegenzuwirken, gibt man mosambikanischen Gefangenen die Möglichkeit, nach ihrer halb abgesessenen Strafe freizukommen. Allerdings müssen sie die dafür fälligen Gerichtsgebühren bezahlen, meist handelt es sich dabei um einstellige Dollarbeträge – die sich aber nur die wenigsten leisten können.
Spendenaktionen, um genau diese Gerichtsgebühren zu übernehmen, hat Doris Schäfer mittlerweile schon häufiger organisiert. Eine Gefangene hatte sie 2024 danach gefragt, ob es wieder die Möglichkeit gebe, zu spenden. Etwas Gutes zu tun, und das aus der Gefängniszelle – das sei ein besonders schönes Gefühl für die Insassen, gleichzeitig rege die Aktion zum Nachdenken an: "Für uns ist das hier Luxus, die Menschen dort aber haben nicht einmal Matratzen", meine eine Würzburger Insassin. Die 37-Jährige hatte ihren Mitgefangenen von dem Projekt erzählt und so zu dessen Erfolg beigetragen. Auch nach ihrer Haftzeit möchte sie sich gerne ehrenamtlich engagieren. "Wir wollen auch mal was zurückgeben, für viele hier sind Frau Schäfer und die Ehrenamtlichen alles, was sie haben", sagt die 37-Jährige.
Bereits über 70 Gefangene in Mosambik freigekauft
Über 50 Gefangene der Justizvollzugsanstalt Würzburg spendeten Briefmarken oder gaben einen Betrag von dem Geld ab, das sie für ihren monatlichen Einkauf zur Verfügung haben. "Es kommt dabei nicht auf die Höhe des Betrags an, sondern darauf, ein Zeichen zu setzen", so Doris Schäfer. Insgesamt kam eine Summe von 260 Euro zusammen, gemeinsam mit weiteren Spenden von Menschen außerhalb der JVA konnte Doris Schäfer bereits über 70 Gefangene in Mosambik freikaufen. Sie war dabei, als die ersten Gefangenen in der mosambikanischen Stadt Beira freikamen, und berichtet, dass diese es erst nicht glauben konnten, so eine Aktion habe es zuvor nie gegeben.
Kurz darauf kam in der Würzburger JVA ein Paket an, mit selbstgemachten Rosenkränzen und einem Dankbrief aus Mosambik: "Es ist schwer für einen Blinden, einen anderen zu führen – aber ihr habt es geschafft" - eine Zeile, die der 37-jährigen Gefangenen besonders in Erinnerung geblieben sei.
Doris Schäfer wusste das Kollegium zu überzeugen
Nicht alle Kollegen waren zu Beginn von der Spendenaktion begeistert, die Gefangenen hätten selbst nur wenig Geld zur Verfügung und sollten dann noch spenden? Doch Doris Schäfer habe die Erfahrung gemacht, dass viele Gefangene so erstmals die Möglichkeit hatten, sich selbst wirksam zu fühlen und "an etwas Gutem teilzunehmen". Sie möchte zu weiteren Projekten dieser Art ermutigen, die an beiden Enden so viel Gutes bewirken - und das in einem zuvor nicht absehbarem Ausmaß: Einen Gefangenen habe es beispielsweise gegeben, der sich zuvor fremdenfeindlich gegenüber den mosambikanischen Insassen geäußert hatte. Als er aber den Dankesbrief aus Mosambik vorgelesen bekam, seien ihm die Tränen gekommen.
Doris Schäfer hofft, noch viele weitere solcher Aktionen organisieren zu können, nur eines wolle man ändern: "Bei der nächsten Aktion sollen auch mal Frauen freigekauft werden", so Schäfer.