Wenn Straßen in Würzburg umbenannt werden, liegt das meist an der Nazi-Vergangenheit ihrer Namensgeber. Diesbezüglich untersucht auch eine städtische Kommission kritische und möglicherweise belastete Namen. In der Stadtratssitzung an diesem Donnerstag geht es indes um eine von Anwohnern gewünschte Straßenumbenennung, deren Ursache nicht der Namensgeber ist, sondern sein Name: Die Friedrich-Fick-Straße auf der Keesburg im Frauenland soll nicht mehr so heißen wie in den vergangenen 61 Jahren.
„Selten, dass da ein Mal reicht, wenn ich meine Adresse buchstabieren muss“, sagt Stefan Werner. Mehrmaliges Nachfragen und zumindest leicht spöttische Bemerkungen angesichts des F-Wortes seien an der Tagesordnung. Werner, der seit 20 Jahren in der Friedrich-Fick-Straße wohnt, ist einer von 25 Anwohner aus neun Anwesen, die jetzt eine Umbenennung fordern. Laut Werner gehe es vor allem auch um die Kinder in der Straße, die nicht selten dem Gespött von Freunden und Klassenkameraden ausgesetzt seien.
Im Gegensatz zu Stefan Werner möchte sich einer seiner Nachbarn, der die Unterschriftenaktion zur Umbenennung initiiert hat, gegenüber der Redaktion nicht äußern. Er möchte erst einmal das Meinungsbild der Stadträte abwarten. An diese haben sich die Anwohner gewandt. Daraufhin stellte die FDP/Bürgerforum-Fraktion an Oberbürgermeister Christian Schuchardt einen Antrag auf Umbenennung, mit dem sich jetzt Stadtrate befassen müssen.
Aufgrund der „vielfach negativen Assoziationen und der damit verbundenen Unannehmlichkeiten mit ihrem Straßennamen“ hätten sich die Fick-Straße-Anwohner mit dem Wunsch nach einem neuen Straßennamen an die Politik gewandt, heißt es in dem Antrag. Zu Recht – meint Fraktionschef Karl Graf. „Dieses Anliegen ist aus unserer Sicht gerechtfertigt und nachvollziehbar, weshalb dem Wunsch der Anwohner Rechnung getragen werden sollte.“
Sollte die Mehrheit der Stadträte der gleichen Auffassung sein, hätten sie die Erinnerung an den Politiker Friedrich Wilhelm Fick getilgt. Dieser war Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) – einem liberalen Vorläufer der FDP, die sich jetzt an seinem Nachnamen stößt.
Laut Internet-Lexikon „Wikipedia“ war Fick einst langjähriger Direktor bei Koenig & Bauer. Nach dem ersten Weltkrieg zog er bei der ersten Reichstagswahl der Weimarer Republik als Abgeordneter ins deutsche Parlament ein. Fick, der auch in Würzburg studiert hatte, starb hier im März 1955. Nur wenige Wochen später wurde nach Auskunft von Rathaussprecher Christian Weiß die Straße auf der Keesburg, die von der Hans-Löffler-Straße abzweigt, nach ihm benannt.
Dass man nichts gegen Herrn Fick hätte, betonen Anwohner. Warum sie allerdings erst nach über 60 Jahren gegen seinen (Straßen-)Namen aktiv werden, ist nicht bekannt. Schon damals war der Vulgär-Begriff „Ficken“ durchaus geläufig. Seine Wurzeln sollen im 16. Jahrhundert liegen.
Eine Teil-Umbenennung der Fick-Straße erfolgte bereits 1967. Damals wurde zwei Jahre nach der Eröffnung der dortigen Sternwarte ein Abzweig der Straße in „An der Sternwarte“ umgetauft. Das ist auch der neue Wunsch-Straßenname der Anwohner – neben der alternativen Wunsch-Adresse „Am Sieboldbrunnen“.
Zumindest laut „Google-maps“ gibt es außer in Würzburg keine weitere Fick-Straße in Deutschland. In Würzburg leben nach Auskunft des Rathauses sieben Menschen mit dem Familiennamen „Fick“. Das Standesamt habe keine Hinweise, dass ein Herr oder eine Frau Fick ihren Familiennamen ändern wollten. Der nicht ganz unbelastete Name sei meistens mittels Hochzeit abgelegt worden. Diese Lösung scheidet auf der Keesburg aus. Straßen heiraten nicht.
Poppenhausen,
Tittmoning,
Rammelsbach,
Sexau,
Tuntenhausen,
....usw., usw., usw., ....
Wenn die Straße "Ficken-Straße" oder ähnlich heißen würde, dann wärs was Anderes. Aber so?
Der Mann hieß eben so - fertig. Das ist m.E. schlicht eine Beleidigung dieses Mannes und aller Personen mit gleichem Nachnamen.
Sonst könnt ihr die Otto-Nagler-Straße (Nageln benutzt man ugspr. auch für Ficken) auch umbenennen. Und die Löfflerstraße und die Löffelgasse könnte man umbenennen, damit niemand an die Löffelchenstellung erinnert werden könnte. Und die Ständerbühlstraße ist auch irgendwie gefährdet.
In Egenhausen (Lkr. SW) ist Fick zum Beispiel ein gängiger Name.
Also wenn man nichts gegen Friedrich Fick anführen kann, dann wäre ich dafür, es dabei zu lassen.