Spätestens seit der Wunsch nach Umbenennung öffentlich wurde, war die Friedrich-Fick-Straße auf der Keesburg Gegenstand zahlreicher Witzeleien – vornehmlich im Internet. Das Witzeln ist genau der Grund, weshalb 25 Anwohner aus neun Anwesen sich einen anderen Namen für ihre Straße wünschen. Doch die Chancen dafür stehen schlecht.
Oberbürgermeister Christian Schuchardt und die Stadtverwaltung wollen den Straßennamen, der an den Politiker und langjährigen Direktor der Koenig & Bauer AG erinnert, beibehalten. Dies geht aus der Sitzungsunterlage für den Hauptausschuss hervor, in dem die Stadträte das Thema an diesem Donnerstag beraten. Grundlage ist ein Antrag der FDP-/Bürgerforum-Fraktion vom vergangenen Dezember.
Mit diesem unterstützen die Liberalen – wie seinerzeit berichtet – den Wunsch der Anwohner nach einer neuen Adresse. „Aufgrund der vielfach negativen Assoziationen und der damit verbundenen Unannehmlichkeiten mit dem Straßennamen“, die die Fick-Sträßler beklagen, sei ihr Anliegen durchaus gerechtfertigt, meint Fraktionschef Karl Graf.
Im Rathaus ist man anderer Meinung: „So bedauerlich es auch ist, wenn der Name zu negativen Assoziationen führen mag, so kommt die Umbenennung einer Straße einer Entwürdigung des Namensgebers gleich“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Gründe oder neue Tatsachen, die den Ruf des Namensgeber belasten – das führt häufig bei Leuten mit einer Nazi-Vergangenheit zu Umbenennungen – lägen nicht vor.
Verdienste des Namensgebers
Im Gegenteil: „Die Verdienste von Herrn Fick für die Stadt Würzburg bestehen außer Zweifel weiterhin.“ Eine Straßenbenennung stelle eine Ehrung dar, deren Änderung nur in besonderen Ausnahmefällen erfolge, heißt es weiter. Zudem komme der Name in Franken relativ häufig vor und gehe auf einen mittelhochdeutschen Ausdruck zurück, der ursprüngliche eine andere Bedeutung hatte als heute.
1955, wenige Wochen nach dem Tod des 91-jährigen Friedrich Fick, erfolgte die Straßenbenennung im Frauenland. 1967 wurde ein Teil der Friedrich-Fick-Straße, die von der Hans-Löffler-Straße abzweigt, umbenannt. Das war aber nicht dem Namen geschuldet, wie das Rathaus betont, sondern den örtlichen Gegebenheiten. Nachdem dort zwei Jahre zuvor die Sternwarte in Betrieb ging, hieß das Teilstück fortan „An der Sternwarte“.
Die Verdienste von Friedrich Fick bestreiten auch die Anwohner und Karl Graf nicht, zumal die Historie die FDP in gewisser Weise mit dem Politiker verbindet: Fick zog bei der ersten Reichstagswahl der Weimarer Republik ins deutsche Parlament ein. Er war Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) – ein liberaler Vorläufer der FDP.
„Ihn könnte man aber auch in anderer Form und an anderer Stelle würdigen, möglicherweise mit einem kleinen Denkmal“, zeigt Graf eine Alternative auf. Er bedauert die ablehnende Haltung der Stadtverwaltung. Denn die Spötteleien über die Straße mit dem Vulgär-Begriff seien verständlich.
Keine Pizza in die Fick-Straße
Sogar ein Beispiel hat Graf parat: Ihm sei zugetragen worden, ein Anwohner habe bei einem Lieferservice eine Pizza bestellt. Als er seine Adresse sagte, habe der Pizza-Mann ungläubig nachgefragt. Und nachdem er erneut die Lieferadresse hörte, fühlte er sich anscheinend veräppelt und beendete abrupt das Telefonat. Ein Pizza kam in der Fick-Straße nie an.
Ungeachtet des Vorschlages der Verwaltung, alles beim Alten zu belassen, können die Stadträte auch anders entscheiden. Nach der Vorberatung im Hauptausschuss am Donnerstag hat eine Woche später der Gesamtstadtrat das Wort. Doch Graf ist skeptisch, dass sich die Mehrheit der Stadtratskollegen auf seine Seite schlägt und vom vorgeschlagen Nein des Rathauses abrückt. „Die Verwaltung ist sehr mächtig“, sagt er.