18 Monate war Dietmar Vogel vom Dienst als Randersackerer Bürgermeister suspendiert, weil er sich Urlaubstage unerlaubter Weise ausbezahlen ließ. Dafür wurde er im April 2016 wegen Untreue zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Erst im Januar 2017 machte Vogel mit seinem Rücktritt den Weg frei für Neuwahlen. Keine einfache Zeit für die Gemeinde. Ziemlich genau zwei Jahre hat es gedauert, dass mit Michael Sedelmayer nun der Bürgermeisterstuhl im Rathaus wieder besetzt ist. Im Gespräch mit dieser Redaktion schildert der 42-Jährige seine ersten Monate im Amt.
Michael Sedelmayer: Es hat sich einiges verändert. Aber vieles ist so gekommen, wie ich es mir vorgestellt habe. Etwas ungewohnt für mich ist die öffentliche Wahrnehmung. Dass jetzt die Bürger ein größeres Interesse an meiner Person haben, daran muss ich mich erst einmal gewöhnen.
Sedelmayer: In der öffentlichen Verwaltung muss ich mehr abstimmen und informieren, meine Mitarbeiter und den Gemeinderat viel mehr mitnehmen. Da ich als Gemeinderat aber auch nicht einfach irgendetwas abnicken wollte, über das ich nicht ausreichend informiert war, verstehe ich gut, dass der Gemeinderat das auch nicht will. Mein Entscheidungsrahmen und die Summen, über die ich entscheiden darf, haben sich definitiv verringert.
Sedelmayer: Ein bisschen schon. Weil ich jetzt mehr Zeit im Ort und mit den Bürgern verbringe, ändert sich die Perspektive zwangsläufig. Das empfinde ich weder als positiv noch negativ. Es ist einfach anders als vorher.
Sedelmayer: Ja, die gibt es. Ich habe mir die Abläufe in der Verwaltung, im Bauhof, im Kindergarten ganz anders vorgestellt, befürchtet mein Einstieg wird viel holpriger. Als Bürgermeister habe ich jetzt eine ganz andere Sicht und bin positiv überrascht. Weil ich selbst kein Verwaltungsfachmann bin, bin ich auf die Unterstützung der Rathausmitarbeiter angewiesen. Und diese ist äußerst lobenswert. Vor allem hat mich das offene Entgegenkommen überrascht. Schließlich ist es auch für das Personal nicht einfach, wenn am Freitag einer Chef ist und am Montag dann ein neuer kommt. Ich glaube aber, dass die positive Aufnahme gar nicht so sehr mit meiner Person zusammenhängt, sondern mit dem Gefühl und der Erleichterung, dass es endlich wieder eine langfristige Lösung im Rathaus gibt. Das kam mir zugute.
Sedelmayer: Es gab personelle Veränderungen: Marina Trabold hat am 16. August Steven Kreßmann im Bauamt abgelöst. Ansonsten steht und passt das Team im Rathaus. Die anstehende Bundestagswahl ist natürlich eine zusätzliche Aufgabe im Tagesgeschäft, die mit viel Arbeit verbunden ist.
Sedelmayer: Für manche Abläufe sind jetzt mehr Unterschriften nötig. Außerdem handhabe ich meinen Terminkalender recht offen. Die Mitarbeiter haben Zugriff darauf.
Sedelmayer: Es gibt jetzt den Tagesordnungspunkt „Informationen des Bürgermeisters“ im öffentlichen und nicht-öffentlichen Teil einer Gemeinderatssitzung. Dort sollen Informationen aus dem täglichen Leben bekannt gegeben werden, beispielsweise, dass es in den Sommerferien einen Wasserrohrbruch in der Schule gegeben hat. Oft sind es Kleinigkeiten, aber die Gemeinderäte werden von den Bürgern darauf angesprochen und sollten eine Antwort parat haben.
Sedelmayer: Sehr viele Bürgermeister und Gemeinden haben Glückwunschkarten geschickt. Dann waren die ersten Termine im Landkreis, beispielsweise die Bürgermeisterbesprechung. Da haben mir viele angeboten: „Wenn was ist, ruf an! Komm auf uns zu, wir waren auch mal in der Situation, neu im Rathaus zu sein.“ Das Schöne dabei: Diese Angebote kommen völlig unabhängig von Parteizugehörigkeiten.
Sedelmayer: Bisher gab es in allen Sitzungen eine gute und sachliche Atmosphäre. Momentan gibt es meinerseits überhaupt keinen Grund zur Klage.
Sedelmayer: Ich hatte auch vorher schon keinen 40-Stunden-Job. Insofern hat sich nichts geändert. Die Anzahl der Termine abends und außerhalb der üblichen Dienstzeiten ist mehr geworden. Wo es möglich ist, versuche ich Privates und Dienstliches miteinander zu verbinden und nehme meine Familie zu Terminen mit.