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Prosselsheim
Die Bürger warten seit 40 Jahren: Warum bekommt Prosselsheim einfach keine Umgehungsstraße?
Zwei Bürgerinitiativen, diverse Politikerbesuche, immer wieder Hoffnung und dann Enttäuschung: Prosselsheim soll seit 1979 eine Umgehungsstraße bekommen - und hat bis heute keine.
Falk Piller (rechts) diskutiert mit Prosselsheimer Bürgerinnen und Bürgern über den Stand der Umgehungsstraße.
Foto: Irene Konrad | Falk Piller (rechts) diskutiert mit Prosselsheimer Bürgerinnen und Bürgern über den Stand der Umgehungsstraße.
Irene Konrad
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:57 Uhr

Die Prosselsheimer Bürger sind ungeduldig: Schon seit über 40 Jahren warten sie auf eine Umgehungsstraße - jetzt könnte dank der Mainschleifenbahn frischer Wind in die Sache kommen. Jüngst stattete der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter dem Dorf einen Besuch ab und machte deutlich: Die Reaktivierung der Mainschleifenbahn und die Ortsumgehung Prosselsheim sind miteinander verkettet. "Es ist ein gemeinsames Verfahren. Es geht nicht schneller, wenn wir die Reaktivierung der Schiene von der Umgehungsstraße trennen", erklärte auch Falk Piller, der Abteilungsleiter Planung beim Staatlichen Bauamt Würzburg.

Die Stippvisite des Bayerischen Staatsministers für Wohnen, Bau und Verkehr hatte sich in Prosselsheim herum gesprochen. Für die Dorfbewohner war das eine günstige Gelegenheit, auf ihre seit Jahrzehnten bestehende Forderung aufmerksam zu machen: Wieder hatte die Dorfbevölkerung Protestplakate aufgehängt, auf denen sie den Schutz vor Abgasen und Lärm forderten, ironisch auf ein vor zehn Jahren versprochenes "beschleunigtes Verfahren" hinwiesen oder den Begriff Umgehung als "Umgehen politischer Versprechungen" kritisierten.

Das Warten auf die Umgehung bremst ein ganzes Dorf aus

Denn an der Ortsumgehung hängt für die kleine Gemeinde eine Menge: Eine seit Jahren geplante Dorferneuerung kann nicht durchgeführt werden, so lange die Hauptverkehrsachse durch den kleinen Ort führt. Dringend notwendige Kanalarbeiten - vor einigen Jahren war bereits ein Kanal gebrochen - müssen aufgeschoben werden. Und mittlerweile vier Baugebiete werden über eine schmale Siedlungsstraße angefahren, weil die eigentlich geplante Zufahrt zu den Baugebieten auf die Staatsstraße münden würde. Ohne Umgehung ist diese Zufahrt allerdings nicht realisierbar - sehr zum Leid der Bewohnerinnen und Bewohner der kleinen Siedlungsstraße.

Zwei Bürgerinitativen haben sich im Laufe der Zeit in Prosselsheim gegründet: "Ortsumgehung Prosselsheim" heißt die eine, die zweite, die sich um die Zufahrt zu den Baugebieten kümmert, "Öffnung der Seinsheimstraße". 

Die Bürger warten seit 40 Jahren: Warum bekommt Prosselsheim einfach keine Umgehungsstraße?

Als nun der Staatsminister zu Besuch war, harrten Abordnungen der beiden Bürgerinitiativen eisern in Rathausnähe aus. "Wir wollen wissen, wie es weiter geht", so einer der Wartenden. Versprechungen seitens der Politik gab es in den vergangenen Jahrzehnten unzählige, passiert ist in den Augen der Bürgerinnen und Bürger bislang nichts. Vor dem Rathaus auf den Minister zu warten, ist deswegen für keinen der Dorfbewohner ein Problem - schließlich warten sie schon viel länger auf ihre Straße: Schon bei der Flurbereinigung im Jahr 1979 ist eine Trasse festgelegt worden, die die Verlegung der Staatsstraße 2260 östlich von Prosselsheim einschließlich der Umgehung des Dorfes im Süden vorsieht.

Vor dem Rathaus wütenden Bürger, drinnen Worte des Lobes

Anders als bei den Dorfbewohnern vor der Tür war der Minister Bernreiter im Rathaus begeistert. Er befürwortet die Reaktivierung der Bahnlinie und deren Anschluss an das Schienennetz des ÖPNV. Er lobte Landrätin Tamara Bischof (Kitzingen) und Landrat Thomas Eberth (Würzburg) dafür, "dass alle Hausaufgaben gemacht sind" und die Ehrenamtlichen des Fördervereins Mainschleifenbahn, dass sie "mit ihrer Beharrlichkeit die Schiene gerettet haben". Minister Berneiter fand es zudem sinnvoll und richtig, dass mit der Reaktivierung der Schiene die Verlegung der Staatsstraße und die Ortsumgehung Prosselsheim einhergeht. Das sei ein "sehr, sehr enger Zusammenhang", der den Kosten-Nutzen-Faktor deutlich verbessere, so der Minister.

"Wir schlagen hier zwei Fliegen mit einer Klappe. Das ist eine gute Geschichte. Wir werden es gemeinsam schaffen und über die Ziellinie bringen", so Bernreiter. Er hoffe auf "ein glückliches Ende" und sei sich bewusst, dass eine kleine Gemeinde wie Prosselsheim mit nicht einmal 1200 Einwohnern ihre finanziellen Grenzen hat. Denn die Gemeinde hatte bereits vor Jahren zugesagt, einen Teil der Kosten als sogenannte "kommunale Sonderbaulast" mitzutragen - einst wurde versprochen, dass das Projekt dann schneller voran gehen soll. "Ich will nicht an die finanzielle Obergrenze gehen", versprach der Minister und kann Bürgermeisterin Birgit Börger beruhigen: Er gebe die Finanzierungszusage des Staates gern schriftlich und werde "selbstverständlich zu unseren vertraglichen Vereinbarungen stehen".

So ist der Stand der Planungen derzeit

Doch wie weit sind die Planungen überhaupt? Die Gemeinde sei in alle Planungen des Straßenbauamts eingebunden, unterstrich Planer Piller. Das Amt sei in den letzten Vorbereitungen dafür, das Planfeststellungsverfahren bei der Regierung von Unterfranken zu beantragen. Damit werde das Baugenehmigungsverfahren angestoßen mit dem Ziel, Baurecht zu erhalten.

Staatsminister Christian Bernreiter (Mitte) bei seinem Besuch im Prosselsheimer Rathaus zwischen der Kitzinger Landrätin Tamara Bischof und dem Würzburger Landrat Thomas Eberth.
Foto: Irene Konrad | Staatsminister Christian Bernreiter (Mitte) bei seinem Besuch im Prosselsheimer Rathaus zwischen der Kitzinger Landrätin Tamara Bischof und dem Würzburger Landrat Thomas Eberth.

"Unsere vier Ordner gehen jetzt zur Vorprüfung an die Regierung. Dort werden die Unterlagen auf Vollständigkeit und Sinnhaftigkeit geprüft", erklärte Falk Piller. Danach würden die Prüfbemerkungen der verschiedenen Sachgebiete eingearbeitet, die Antragsunterlagen finalisiert und vervielfältigt. Während des Planfeststellungsverfahrens müssen alle vom Vorhaben berührten öffentlichen und privaten Belange im Hinblick auf notwendige Folgemaßnahmen mit einbezogen werden. Anfang des Jahres 2023 soll das Verfahren offiziell beantragt werden.

"Glauben Sie mir, in unserem Amt arbeiten drei bis vier Kolleginnen und Kollegen ständig an der Umgehungsstraße", reagierte Abteilungsleiter Piller auf den Vorwurf der Bürgerinitiativen, dass es seit Langem einen Stillstand gebe. "Wir wollen den Verkehr aus dem Ort haben", bekräftigte Piller.

Welche Dinge jetzt geprüft werden müssen

Diese Straßenbaumaßnahme von der Abzweigung nach Escherndorf (Kreisstraße KT30) bis zur Mündung auf die bisherige Staatstraße nach dem Ortsende von Prosselsheim Richtung Seligenstadt sei einfach "sehr komplex". Aber alle notwendigen Vorarbeiten seien gemacht. Allein in diesem Jahr erfolgten weitere Abstimmungen mit der Regierung, zur Entwässerung oder mit dem Kommunalunternehmen und der APG.

Aktuell gehe es um Straßenquerschnitte, Grunderwerbsverzeichnisse, Grunderwerbspläne, umweltfachliche Untersuchungen oder tabellarische Gegenüberstellungen von Eingriffen und Kompensationen. In Bearbeitung sei das Verzeichnis für öffentlich-rechtliche Regelungen, der landschaftspflegerische Begleitplan mit dem Artenschutzbeitrag, wasserrechtliche Facharbeiten sowie die ganzheitliche Erläuterung des Planvorhabens.

Den Vorwurf der Dorfbewohner, dass sie nicht informiert werden, kann Falk Piller nicht nachvollziehen. Zum einen sei Bürgermeisterin Börger über alle Schritte informiert worden. Zum anderen seien er und Isabell Kuhn vom Staatlichen Bauamt Anfang Juli eigens in der Gemeinderatssitzung vor Ort gewesen, um den Sachstand genau zu erklären. Dass dieser Punkt zunächst im nichtöffentlichen Teil angesetzt war und erst auf Antrag von Gemeinderat Reiner Eberth öffentlich wurde, das liege nicht am Straßenbauamt.

Bei der Bitte der Bürgerinitiativler, doch noch einmal nach Prosselsheim zu kommen und beispielsweise im Sportheim einer breiten Öffentlichkeit erneut den Sachstand zu erklären, verwies Falk Piller auf den offiziellen Weg über die Gemeinde. Er habe viel Verständnis für die Prosselsheimer. Aber er bat sie auch darum, sich weiterhin und auch nach 40 Jahren noch in Geduld zu üben. Wie lange es dauert, bis es Baurecht gibt, könne er wirklich nicht beurteilen.

Infos zur Maßnahme und den Kosten

Das Bauvorhaben hat ein Gesamtvolumen von 27,8 Millionen Euro. Es teilt sich auf in die Verlegung der Staatsstraße östlich von Prosselsheim mit 2,7 Kilometern mit den geplanten Kosten von 18,3 Millionen Euro. Das trägt der Freistaat Bayern.
Die Anbindung der Kreisstraße WÜ4 auf der Länge von 600 Metern einschließlich einer Buswendeschleife, eines Bahnübergangs und der Erweiterungsmöglichkeit für einen Park & Ride Platz soll für den Landkreis Würzburg 1,3 Millionen Euro kosten.
Für die Ortsumgehung südlich von Prosselsheim auf einer Länge von 1,5 Kilometern ist die Gemeinde in eine Sonderbaulast eingetreten. Als Kosten wurden 8,2 Millionen Euro errechnet. Verkehrsminister Bernreiter versprach nun jedoch "eine höchstmögliche Förderung" für die Prosselsheimer.
Zur Straßenbaumaßnahme im Landkreis Würzburg gehören auch die Ortsanschlüsse Süd Richtung Neusetz und West Richtung Würzburg, ein erweiterter Hochwasserschutz, ein neuer Radweg mit der Anbindung an den 2-Franken-Radweg, ein landwirtschaftliches Ersatzwegenetz oder der Rückbau der "alten 2260". Die nicht mehr benötigte Straßenstrecke soll wieder komplett rekultiviert und für die Landwirtschaft nutzbar gemacht werden.
Quelle: iko
 
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  • roechsner@t-online.de
    40 Jahre warten, 40 Jahre planen, 40 Jahre Untersuchungen, 40 Jahre leere Versprechungen und immer noch keine Planfeststellung und somit kein Baurecht. Ob da durch die Mainschleifenbahn das Projekt wieder Fahrt aufnimmt bleibt abzuwarten. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zum Schluss soweit überhaupt noch etwas Hoffnung da ist. Minister Bernreiter ist nicht der erste Mandatsträger der hier war und letztlich nichts bewirkt hat. Nächstes Jahr sind Wahlen und dann gibt es wahrscheinlich auch einen neuen Verkehrsminister. Dann geht da selbe „Mensch ärgere dich nicht“ Spiel für uns Bürger wieder von vorne los. Man hält es nicht einmal für notwendig für die Bevölkerung eine Info-Veranstaltung zu machen und mal einen einigermaßen verbindlichen Zeitplan vorzulegen. Selbst Bürgermeisterin Börger behandet das Thema am liebsten in nichtöffentlichen Sitzungen. Wenn die Flugtaxis von Frau Bär fliegen brauchen wir keine Ortsumgehung mehr. Dann braucht man aber auch keine Mainschleifenbahn mehr.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    "Glauben Sie mir, in unserem Amt arbeiten drei bis vier Kolleginnen und Kollegen ständig an der Umgehungsstraße"
    Wenn das so wäre, dann hätten diese Leute die Strasse in 40 Jahren in Handarbeit erstellen können.
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  • rasputin32
    Weil Giebelstadt auch keine bekommt.
    In der Nachbargemeinde des Landrats hätte das doch gleich ein "Gschmäckle"
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  • roechsner@t-online.de
    Kürnach hat seine Ortsumgehung bereits vor über 20 Jahren bekommen sonst hätte es diese Entwicklung niemals machen können. Dies ist übrigens auch die selbe Staatsstraße St 2260 wie in Prosselsheim. So ist das halt wenn man an den Trögen der Macht sitzt. Da ist man rund und wohlgenährt während die anderen am Tropf hängen.
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