
Auf der Suche nach Hinweisen zu dem Brandstifter von Estenfeld (Lkr. Würzburg) gehen die Ermittler nun direkt auf die Bevölkerung zu. Am Donnerstag ging die Bereitschaftspolizei in dem Ort von Haus zu Haus, in der Hoffnung, Zeugen zu finden. Manchmal sei man sich gar nicht bewusst, dass man zur Aufklärung einer Straftat beitragen könne, so ein Polizeisprecher. „Dabei kann jeder noch so kleine Hinweis entscheidend sein.“ Insgesamt waren über 20 Beamte bei der Befragung im Einsatz.
Fünfmal hat es in den vergangenen sechs Wochen in Estenfeld gebrannt. In einigen Teilen der Region dürfte die Brandserie böse Erinnerungen geweckt haben. So etwa in Burkardroth im Landkreis Bad Kissingen. Sieben Monate lang sorgte dort vor einigen Jahren eine Brandserie für Verunsicherung.
Zwischen Mai 2010 und Januar 2011 brannte es in der 7500-Seelen-Gemeinde immer wieder. Vor allem Feldscheunen und Lagerhallen. Als Täter entpuppte sich schließlich ein Feuerwehrmann. Sieben Brandstiftungen gestand der damals 22-Jährige. Als Motiv gab er vor Gericht die gute Kameradschaft nach Brandeinsätzen sowie den Wunsch nach Lob und Anerkennung an. Den Gesamtschaden bezifferte die Anklage auf knapp 770 000 Euro.
Feuerwehr-Kollegen in Gefahr gebracht
Im Oktober 2011 fiel das Urteil: Für sechs Jahre schickte ihn das Landgericht Schweinfurt hinter Gitter. Wegen vorsätzlicher Brandstiftung – in einem Fall in Verbindung mit fahrlässiger Körperverletzung. In diesem Zusammenhang verwies die Richterin damals darauf, dass der als Gruppenführer der Freiwilligen Feuerwehr Burkardroth eingesetzte Brandleger „bei jedem Einsatz Leib und Leben seiner Kollegen in Gefahr gebracht“ habe.
Auch im Großraum Kitzingen war es ein Mitglied der Feuerwehr, das seine Kollegen in Atem hielt. Acht Brände in fünf Wochen legte der damals 21-Jährige im Juni und Juli 2005. Mal brannte ein Acker, mal ein Strohhaufen, ein Getreidefeld oder der Bahndamm.
Zweite Chance für Brandstifter bei der Feuerwehr
„Es war wie ein Ventil“, sagte der Brandstifter vor Gericht. Vermutlich hatten der Tod der Mutter und schwierige familiäre Verhältnisse den jungen Mann zu den Taten getrieben. Vom Jugendrichter und in seinem Heimatort bekam er eine zweite Chance: Der Bürgermeister half ihm bei der Suche nach einer Lehrstelle, die Feuerwehr warf den Brandstifter nicht raus und das Urteil fiel mit 160 Sozialstunden verhältnismäßig glimpflich aus. Immerhin kamen keine Menschen zu Schaden.
Pizzabäcker beteuerte Unschuld
Anders in Würzburg, im Herbst 2009. Damals brannte es – meist in den frühen Morgenstunden – in Kellern von Wohnhäusern der Domstadt. Verantwortlich für die Feuer: ein Pizzabäcker.
Nach 15 Verhandlungstagen und der Vernehmung von 77 Zeugen wurde der zur Tatzeit 37-Jährige für das Legen von drei Bränden, bei denen 13 Menschen verletzt worden waren, zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren und drei Monaten verurteilt. Der Schaden belief sich auf über 130 000 Euro. Während des Verfahrens hatte der Pizzabäcker stets seine Unschuld beteuert und ansonsten geschwiegen.
Estenfelder schließen Feuerwehrler als Täter aus
Dass kein Feuerwehrler für die aktuelle Brandserie in Estenfeld infrage kommt, davon sind viele im Ort überzeugt. „Die Feuerwehr hat genug zu tun. Da wird keiner einen Brand gelegt haben, um den Helden zu spielen“, sagte eine Estenfelderin. Auch die Polizei hält ein Mitglied der Feuerwehr als Täter für unwahrscheinlich.
Mangels Zeugen konnten die Ermittler bisher keinen Täter bestimmen, so Polizeihauptmeister Philipp Hümmer. Um den Brandstifter von Estenfeld zur Rechenschaft zu ziehen, hat die Polizei eine Ermittlungskommission eingerichtet. Für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, ist eine Belohnung von 2000 Euro ausgesetzt. Die Polizei ist unter Tel. (0931) 457 17 32 erreichbar.