zurück
Würzburg
"Die Berlinale ist für mich immer recht anstrengend": Was den Tatort-Schauspieler Axel Prahl nach Würzburg führt
Zum Internationalen Filmwochenende kommt der Tatort-Star Axel Prahl nach Würzburg. Welche Filme er mitgebracht hat und warum er für einen der Filme nur 500 Euro Gage erhalten hat.
Der deutsche Schauspieler Axel Prahl.
Foto: Kirsten Nijhof | Der deutsche Schauspieler Axel Prahl.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:36 Uhr

Den deutschen Schauspieler Axel Prahl kennt man vor allem aus den Münsteraner Tatort-Filmen. Dass er noch viel mehr kann als Kommissar-Spielen, wird er beim Internationalen Filmwochenende in Würzburg beweisen. Dort wird der 63-Jährige zu Gast sein, eine Reihe seiner Filme vorstellen und sich den Publikumsfragen stellen. Vorab erzählt er im Gespräch mit dieser Redaktion, ob er selbst gerne Tatort schaut, was ein gutes Drehbuch für ihn ausmacht und warum er kleine Filmfestivals so mag.

Herr Prahl, Sie kennt man vor allem als Münsteraner Tatort-Kommissar, der zu den erfolgreichsten Tatort-Folgen gehört. Wie erklären Sie sich den Erfolg?

Axel Prahl: Darf ich Ihnen verraten, dass das eine Journalistenfrage ist, die ich schon sehr oft gehört habe?

... das hab' ich mir schon gedacht, deshalb ist sie aber nicht minder interessant ;)

Prahl: Wüsste ich das Geheimnis, ich würde es mir sofort patentieren lassen und reich werden (lacht).

Mal Hand aufs Herz, schauen Sie selbst gerne Tatort?

Prahl: Ich gucke natürlich gelegentlich auch, was die Kollegen so machen. Eins meiner ersten Tatort-Erlebnisse war, dass ich als Kind im Alter von zwölf Jahren in Wolldecke gemümmelt bei Oma auf dem Sofa mit einer Schale voll Süßigkeiten das erste Mal Tatort schauen durfte. Das ist natürlich schon ein Initiationserlebnis. Oder damals als Götz George noch am Wirken war, war ich natürlich auch schwer begeistert. 

Stört es Sie, dass viele Menschen Sie nur durch den Tatort kennen?

Prahl: Ich hab' dem Tatort viel zu verdanken und bin immer in der Hoffnung, dass diese Popularität auch ein wenig abstrahlt auf andere Filme, die ich mache. Bei Filmen, wo ich mir wünschen würde, dass sie mehr in der Wahrnehmung stünden, wie beispielsweise "Kafkas der Bau", oder auch "An enemy to die for", die ich für das Filmwochenende rausgesucht habe und die sonst nicht so im Fokus stehen. 

Zum Internationalen Filmwochenende kommen Sie zu Besuch nach Würzburg. Doch da soll es nicht um den Tatort geben. Eine kleine Filmreihe zeigt die Bandbreite ihrer anderen Filmproduktionen. Was macht ein gutes Drehbuch für Sie aus?

Prahl: Ein wirklich gutes Drehbuch lege ich gar nicht mehr aus der Hand. Das muss ich durchlesen, weil ich so gespannt bin, wie es weiter geht. Wenn dann auch noch meine Rolle etwas Außergewöhnliches für mich bietet, dann bin ich natürlich umso gespannter. In erster Linie muss das Drehbuch also unterhalten, da gibt es aber vielerlei Ingredienzen, wie die Spannung, den Humor oder das Fragezeichen hinter einer Szene. Ein Zeichen für ein gutes Drehbuch ist auch immer, wenn die Leute im Kinosessel ein Stück weit nach vorne rutschen vor Spannung. 

Wie sehen Sie das, zahlt der Tatort Ihre Miete und in den Filmen probieren Sie sich aus?

Prahl: Das kann man so nicht sagen. Wobei es natürlich schon so ist, dass viele Filmprojekte, gerade die, die jetzt beim Filmwochenende gezeigt werden, durch die Bank relativ wenig Geld zur Verfügung gehabt haben. Bei "Kafkas der Bau" habe ich zum Beispiel lediglich eine Gage von 500 Euro bekommen, da war meine Hotelrechnung höher (lacht). Insofern bin ich dem Tatort an der Stelle schon dankbar.

Handelt es sich dann bei diesen Filmen um Herzensprojekte? Bei 500 Euro Gage kommt man schließlich nicht sehr weit. 

Prahl: Ja. Ich fand es sehr merkwürdig, dass "Kafkas der Bau" zunächst keinen Produzenten in Deutschland fand. Der Regisseur dort hat fast sein Haus und Hof verpfändet, um diesen Film machen zu können, weil es ihm auch ein Herzensanliegen war. Und der Film ist wirklich sehr gelungen, gerade mit diesen geringen Mitteln, die sieht man ihm bei Weitem nicht an. Der Film sieht wie ein großartig produzierter Film aus - fast wie eine Ami-Produktion.

In Ihrer Karriere haben Sie sowohl in Fernsehproduktionen als auch in Kinofilmen mitgewirkt. Gibt es einen Unterschied in Ihrer Herangehensweise an diese beiden Medien, und haben Sie eine Präferenz für eines davon?

Prahl: In der Herangehensweise auf keinen Fall. Meistens ist es so, dass Kinostoffe länger entwickelt werden. Ich erinnere mich an viele Andreas Dresen-Filme, bei "Die Polizistin" hat die Drehbuchentwicklung beispielsweise insgesamt sieben Jahre gedauert. Und das hat meistens dann auch einen anderen Stellenwert als so manche Fernsehproduktionen, die innerhalb eines bestimmten Zeitfensters fertig sein müssen. 

Das Internationale Filmwochenende bringt Filmemacher, Schauspieler und Filmfans zusammen. Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach der direkte Austausch mit dem Publikum und anderen Kreativen in der Filmbranche?

Prahl: Der ist natürlich sehr wichtig. Die Themen zur Political Correctness beispielsweise - da muss man stetig im Austausch stehen, da muss man diskutieren. Manche Debatten gehen meines Erachtens zum Beispiel in die falsche Richtung. Ich halte nichts davon, dass Homosexuelle nur von Homosexuellen gespielt werden dürfen, da wird unser Beruf ad absurdum geführt. Dass Tom Hanks in "Philadelphia" gespielt hat, hat das Thema HIV einer breiten Masse zugänglich gemacht, die sich ohne ihn nie diesen Film angesehen hätte. Und "How I met your mother" ohne Neil Patrick Harris ist undenkbar.

Zum 50. Bestehen des Internationalen Filmwochenendes in Würzburg gibt es derzeit eine Ausstellung im Spitäle.
Foto:  Thomas Obermeier | Zum 50. Bestehen des Internationalen Filmwochenendes in Würzburg gibt es derzeit eine Ausstellung im Spitäle.
Welche Rolle spielen aus Ihrer Sicht Filmfestivals wie das Internationale Filmwochenende bei der Förderung von unabhängigen Filmen und aufstrebenden Talenten in der Branche?

Prahl: Ich persönlich bin ein ganz großer Freund von kleinen Festivals, da man dort eher die Möglichkeit hat, mit Regisseuren und anderen reden zu können. Die Berlinale ist für mich zum Beispiel immer recht anstrengend, da sind Tausende von Leuten, und man hat mit keinem die Chance, wirklich zu reden oder ein Gespräch zu vertiefen. Außerdem werden die kleineren Filmfeste meistens auch liebevoller gestaltet und sind etwas persönlicher, da man eher zusammenrückt. Das finde ich immer sehr schön.

Es werden fünf Filme von Ihnen gezeigt: "Stella und der Stern der Orients", "Du bist nicht allein", "Die Schimmelreiter", "Kafkas der Bau" und "An enemy to die for". Welchen der Filme würden Sie dem Publikum besonders ans Herz legen und warum?

Prahl: Das ist wirklich schwierig. All diese Filme liegen mir sehr am Herzen. "Kafkas der Bau" ist ein für mich sehr wichtiger Film, genauso aber auch "Die Schimmelreiter", der sehr lustig ist. Wer ein bisschen den Blick auf die Gesellschaft legen möchte, dem würde ich "Du bist nicht allein" empfehlen. "An enemy to die for" ist interessant im Rahmen der derzeitigen Entwicklung mit der AfD und dem Rechtsruck in Europa. Letzterer ist übrigens der erste wirklich europäisch produzierte Film. Als ich das Drehbuch gelesen habe, war ich völlig von den Socken. 

Axel Prahl wird bei seinen Filmvorstellungen vom 26. bis 28. Januar anwesend sein. Das genaue Programm gibt es online unter www.filmwochenende.de . 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Sophia Scheder
Alternative für Deutschland
Axel Prahl
Deutsche Schauspieler
Drehbücher
Filmproduktion
Franz Kafka
Götz George
Tatorte
Tom Hanks
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Christiane Schmitt
    Einfach mal so rumkommen, um sich was beim Filmwochenende anzusehen, ist mir leider, wegen des Bahnstreiks, nicht möglich. Jedenfalls wünsche ich viel Erfolg, Veranstaltern, Teilnehmern und Besucherinnen, allen, die sich dies gönnen. Von der GDL werden angebotene 500,00 € monatlich abgelehnt. Viele müssen ihre Arbeitswege oder Anfahrt zu Familie oder Veranstaltungen umplanen, verschieben oder ausfallen lassen. Herr Prahl erhielt mal eine einmalige Gage für die Rolle an einem Film, die anderen vermutlich auch nicht weniger. Da kann man doch schon von Maßlosigkeit bei Herrn Weselsky reden. Die Bahnpreise werden stark steigen und werden von Leuten bezahlt, die niemals solche Gehalts- oder Rentenerhöhungen erhalten. Eine ordentliche Bezahlung ist natürlich erstrebenswert, aber die Dimensionen machen nur noch schwindlig.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten