
Den deutschen Schauspieler Axel Prahl kennt man vor allem aus den Münsteraner Tatort-Filmen. Dass er noch viel mehr kann als Kommissar-Spielen, wird er beim Internationalen Filmwochenende in Würzburg beweisen. Dort wird der 63-Jährige zu Gast sein, eine Reihe seiner Filme vorstellen und sich den Publikumsfragen stellen. Vorab erzählt er im Gespräch mit dieser Redaktion, ob er selbst gerne Tatort schaut, was ein gutes Drehbuch für ihn ausmacht und warum er kleine Filmfestivals so mag.
Axel Prahl: Darf ich Ihnen verraten, dass das eine Journalistenfrage ist, die ich schon sehr oft gehört habe?
Prahl: Wüsste ich das Geheimnis, ich würde es mir sofort patentieren lassen und reich werden (lacht).
Prahl: Ich gucke natürlich gelegentlich auch, was die Kollegen so machen. Eins meiner ersten Tatort-Erlebnisse war, dass ich als Kind im Alter von zwölf Jahren in Wolldecke gemümmelt bei Oma auf dem Sofa mit einer Schale voll Süßigkeiten das erste Mal Tatort schauen durfte. Das ist natürlich schon ein Initiationserlebnis. Oder damals als Götz George noch am Wirken war, war ich natürlich auch schwer begeistert.
Prahl: Ich hab' dem Tatort viel zu verdanken und bin immer in der Hoffnung, dass diese Popularität auch ein wenig abstrahlt auf andere Filme, die ich mache. Bei Filmen, wo ich mir wünschen würde, dass sie mehr in der Wahrnehmung stünden, wie beispielsweise "Kafkas der Bau", oder auch "An enemy to die for", die ich für das Filmwochenende rausgesucht habe und die sonst nicht so im Fokus stehen.
Prahl: Ein wirklich gutes Drehbuch lege ich gar nicht mehr aus der Hand. Das muss ich durchlesen, weil ich so gespannt bin, wie es weiter geht. Wenn dann auch noch meine Rolle etwas Außergewöhnliches für mich bietet, dann bin ich natürlich umso gespannter. In erster Linie muss das Drehbuch also unterhalten, da gibt es aber vielerlei Ingredienzen, wie die Spannung, den Humor oder das Fragezeichen hinter einer Szene. Ein Zeichen für ein gutes Drehbuch ist auch immer, wenn die Leute im Kinosessel ein Stück weit nach vorne rutschen vor Spannung.
Prahl: Das kann man so nicht sagen. Wobei es natürlich schon so ist, dass viele Filmprojekte, gerade die, die jetzt beim Filmwochenende gezeigt werden, durch die Bank relativ wenig Geld zur Verfügung gehabt haben. Bei "Kafkas der Bau" habe ich zum Beispiel lediglich eine Gage von 500 Euro bekommen, da war meine Hotelrechnung höher (lacht). Insofern bin ich dem Tatort an der Stelle schon dankbar.
Prahl: Ja. Ich fand es sehr merkwürdig, dass "Kafkas der Bau" zunächst keinen Produzenten in Deutschland fand. Der Regisseur dort hat fast sein Haus und Hof verpfändet, um diesen Film machen zu können, weil es ihm auch ein Herzensanliegen war. Und der Film ist wirklich sehr gelungen, gerade mit diesen geringen Mitteln, die sieht man ihm bei Weitem nicht an. Der Film sieht wie ein großartig produzierter Film aus - fast wie eine Ami-Produktion.
Prahl: In der Herangehensweise auf keinen Fall. Meistens ist es so, dass Kinostoffe länger entwickelt werden. Ich erinnere mich an viele Andreas Dresen-Filme, bei "Die Polizistin" hat die Drehbuchentwicklung beispielsweise insgesamt sieben Jahre gedauert. Und das hat meistens dann auch einen anderen Stellenwert als so manche Fernsehproduktionen, die innerhalb eines bestimmten Zeitfensters fertig sein müssen.
Prahl: Der ist natürlich sehr wichtig. Die Themen zur Political Correctness beispielsweise - da muss man stetig im Austausch stehen, da muss man diskutieren. Manche Debatten gehen meines Erachtens zum Beispiel in die falsche Richtung. Ich halte nichts davon, dass Homosexuelle nur von Homosexuellen gespielt werden dürfen, da wird unser Beruf ad absurdum geführt. Dass Tom Hanks in "Philadelphia" gespielt hat, hat das Thema HIV einer breiten Masse zugänglich gemacht, die sich ohne ihn nie diesen Film angesehen hätte. Und "How I met your mother" ohne Neil Patrick Harris ist undenkbar.

Prahl: Ich persönlich bin ein ganz großer Freund von kleinen Festivals, da man dort eher die Möglichkeit hat, mit Regisseuren und anderen reden zu können. Die Berlinale ist für mich zum Beispiel immer recht anstrengend, da sind Tausende von Leuten, und man hat mit keinem die Chance, wirklich zu reden oder ein Gespräch zu vertiefen. Außerdem werden die kleineren Filmfeste meistens auch liebevoller gestaltet und sind etwas persönlicher, da man eher zusammenrückt. Das finde ich immer sehr schön.
Prahl: Das ist wirklich schwierig. All diese Filme liegen mir sehr am Herzen. "Kafkas der Bau" ist ein für mich sehr wichtiger Film, genauso aber auch "Die Schimmelreiter", der sehr lustig ist. Wer ein bisschen den Blick auf die Gesellschaft legen möchte, dem würde ich "Du bist nicht allein" empfehlen. "An enemy to die for" ist interessant im Rahmen der derzeitigen Entwicklung mit der AfD und dem Rechtsruck in Europa. Letzterer ist übrigens der erste wirklich europäisch produzierte Film. Als ich das Drehbuch gelesen habe, war ich völlig von den Socken.
Axel Prahl wird bei seinen Filmvorstellungen vom 26. bis 28. Januar anwesend sein. Das genaue Programm gibt es online unter www.filmwochenende.de .