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Ochsenfurt
Die Bahn legt beim Lärmschutz in Ochsenfurt noch einmal kräftig nach
Rund zwei Kilometer Schallschutzwände wurden entlang der Bahnlinie bereits gebaut. In zwei Jahren soll nun auch die Westsiedlung ihren Lärmschutz bekommen.
Auf Höhe der Ochsenfurter Westsiedlung sollen nun doch Lärmschutzwände entlang der Bahnlinie gebaut werden. 
Foto: Gerhard Meißner | Auf Höhe der Ochsenfurter Westsiedlung sollen nun doch Lärmschutzwände entlang der Bahnlinie gebaut werden. 
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 29.01.2023 03:07 Uhr

Der Bau der drei Meter hohen Lärmschutzwände entlang der Bahnstrecke Würzburg-Treuchtlingen im Stadtgebiet von Ochsenfurt sollte eigentlich in diesem Jahr abgeschlossen werden. Jetzt hat die Deutsche Bahn kräftig nachgelegt und will mehr als doppelt so lange Schutzwände bauen wie ursprünglich geplant. Gründe sind die Neuberechnung der Schallemissionen und gesunkene Grenzwerte. Plötzlich profitieren nun auch Siedlungsbereiche, für die die Bahn einen aktiven Lärmschutz früher ausgeschlossen hat.

Das Programm "Lärmsanierung an bestehenden Schienenwegen" hat der Bund bereits im Jahr 1999 aufgelegt. Bis 2019 wurden bundesweit 1844 Kilometer Schienenstrecke lärmsaniert, mit einem Kostenaufwand von 1,6 Milliarden Euro, so die Bahn in einer Mitteilung.

Dem Beginn der Bauarbeiten in Ochsenfurt im Herbst 2020 war ein langjähriges Ringen zwischen der Stadt, betroffenen Anwohnern und der Bahn-Tochter DB Projektbau vorausgegangen. Immer wieder hatte die Bahn Einwände und Forderungen der Stadt zurückgewiesen. Etwa nach optisch ansprechenderen Alternativen zu den grün gestreiften Aluminiumwänden, oder weil Baugebiete erst nach 1974 erschlossen wurden und das Lärmsanierungsprogramm des Bundes deshalb nicht gegriffen hat. Nach dem Motto: Wer sehenden Auges an einer Bahnlinie baut, der darf sich nicht über den Schienenlärm beschweren.

Westsiedlung erhält jetzt doch Schallschutzwände

Letzteres betraf unter anderem die Westsiedlung. Statt eines aktiven Schallschutzes durch Lärmschutzwände verwies die Bahn dort auf passive Maßnahmen wie den Einbau von Schallschutzfenstern. In den überarbeiteten Plänen ist an der Bahnlinie entlang der Westsiedlung nun eine 625 Meter lange Schutzwand geplant. Sogar zum Main hin soll ein 810 Meter langer Lärmschutz gebaut werden. Geschützt wird dadurch die Siedlung entlang der Würzburger Straße. Damit nimmt die Bahnlärm-Sanierung erstmals auch die rechtsmainischen Wohngebiete in den Blick.

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Ähnlich ist es im Bärental, wo die Schutzwand auf halber Höhe der Ganzhornstraße enden sollte. Das neue Quartier entlang der Wimborner Straße wäre ungeschützt geblieben. Stattdessen soll diese Wand jetzt um 390 Meter bis über die Bahnunterführung zur Polisina hinaus verlängert werden.

Neu in den Plänen ist auch eine Verlängerung der Schutzwand um 130 Meter oberhalb der Tückelhäuser Straße sowie ein Lückenschluss zur Brunnenstraße und zur Straße an der Ziegelhütte. In diesem Bereich soll eine weitere Wand auf Gegenseite der Schienen den Bahnlärm von den Wohnhäusern an der Hohestadter Steige und zur Klinge hin fernhalten.

Entfallen soll hingegen die geplante Lärmschutzwand zur Altstadt hin. Aus optischen Gründen war dort eine halbhohe Gabionenwand aus Naturstein geplant. Nach den aktuellen Plänen sollen die betroffenen Gebäude stattdessen mit passiven Maßnahmen, also Schallschutzfenstern, vor dem Bahnlärm geschützt werden.

Mehr als doppelt so viele Schallschutzwände wie ursprünglich geplant

Insgesamt sollen so im Ochsenfurter Stadtgebiet insgesamt 4,7 Kilometer Schallschutzwand errichtet werden. Nach den ursprünglichen Plänen waren es 2,0 Kilometer - also mehr als eine Verdoppelung. Und auch für den Ortsteil Goßmannsdorf gibt's noch einmal einen kräftigen Nachschlag. Dort war zunächst für die Umgehungsstraße eine Schallschutzwand errichtet worden, die die Bahn auf eine Länge von 650 Meter erweitern wollte. Diese Schutzwand soll nun um 725 Meter verlängert werden. 

Als Grund für die ergänzende Planung gibt die Bahn auf Anfrage der Redaktion eine wiederholte Reduzierung der maßgeblichen Grenzwerte an. So lag der sogenannte Auslösewert, also der Lärmpegel, ab dem eine Lärmschutzwand für nötig erachtet wurde, bis Ende 2014 noch bei 65 Dezibel (dB(A)) für Wohngebiete in den Nachtstunden. In mehreren Schritten – zuletzt 2022 – wurde dieser Grenzwert nachts auf 54 dB(A) und tagsüber auf 64 dB(A) abgesenkt.

Grundsätzlich gilt dabei, dass eine Reduzierung der Lärmpegel um drei Dezibel ungefähr einer Halbierung der Schallintensität entspricht. Eine Absenkung des Pegels um 11 dB(A) hätte also zur Folge, dass Geräusche nur noch rund ein Zehntel so laut wahrgenommen werden. "Mit dieser deutlichen Verbesserung des Schutzniveaus wird es für die Anwohnerinnen und Anwohner deutlich leiser", so eine Bahnsprecherin gegenüber der Redaktion. Bis es soweit ist, wird es allerdings noch ein paar Jahre dauern. 2025 soll mit dem Bau der zusätzlichen Schallschutzwände begonnen werden.

 
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    Ich kenn mich in OCH, entlang der Bahnstrecke, relativ gut aus. Trotzdem gilt für mich bei solchen Berichten immer noch: a pic(ture) is worth a thousand words.
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