zurück
OCHSENFURT
Ochsenfurt will beim Bahnlärmschutz stur bleiben
Bahnlärmgeplagtes Ochsenfurt: Die Züge auf der Strecke Würzburg – Treuchtlingen donnern mitten durch die Stadt.
Foto: GERHARD MEISSNER | Bahnlärmgeplagtes Ochsenfurt: Die Züge auf der Strecke Würzburg – Treuchtlingen donnern mitten durch die Stadt.
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:01 Uhr

Laut quietschende Bremsen, vorbei donnernde Güterzüge: Vor allem nachts reißt der ohrenbetäubende Lärm viele aus dem Schlaf. Betroffene beschweren sich. Nicht nur in Ochsenfurt und Goßmannsdorf, auch auf der gegenüberliegende Mainseite wie in Sommerhausen, Eibelstadt, Frickenhausen hallt der Lärm durchs Maintal.

Die Bahn muss Abhilfe schaffen und plant eine Lärmschutzwand in Ochsenfurt und Goßmannsdorf. Von der Stadt wird dies generell sehr begrüßt. Allerdings wünscht sie sich an der einen oder anderen Stelle Verbesserungen und hat entsprechende Einwände im Planfeststellungsverfahren dargelegt. Ohne Erfolg.

„Der Einwand wird zurückgewiesen.“ Immer und immer wieder ist dieser Satz in der Stellungnahme der Deutschen Bahn (DB) zum Neubau einer Lärmschutzwand in Ochsenfurt und Goßmannsdorf zu lesen. Alle Anregungen, die von der Stadt Ochsenfurt im Planfeststellungsverfahren vorgetragen worden sind, werden von der Bahn abgelehnt. Rigoros. Nachgeben möchte die Stadt aber nicht. Zumindest die Mitglieder des Bauausschusses wollen stur bleiben und pochen darauf, dass ihren Forderungen beim Lärmschutz nachgegeben wird.

Für die Ortsdurchfahrt Ochsenfurt-Goßmannsdorf an der Bahnstrecke Treuchtlingen-Würzburg läuft gerade das Planfeststellungsverfahren bei der Regierung von Unterfranken. Wie berichtet, will die Bahn im Bärental und entlang der Altstadt sowie in Goßmannsdorf Lärmschutzwände mit einer Höhe von drei Metern über der Schienenoberkante errichten.

Im Planfeststellungsverfahren wird dazu auch die Stadt Ochsenfurt gehört. Der Stadtrat hat sich eingehend beraten und möchte den „bestmöglichen Lärmschutz“ für die Bürger. Dazu gehören unter anderem auch neue Lärmschutz-Techniken, wie beispielsweise Schienenstegdämpfer oder Schallabsorber, die auf der Strecke Würzburg-Treuchtlingen, quasi als Pilotstrecke, erprobt werden könnten. So soll die Ausbreitung des Schalls ins Maintal verringert werden.

Speziell für Goßmannsdorf fordert die Stadt, den oberen Bereich der Lärmschutzwände transparent zu gestalten, so dass ein Blick auf den Altort möglich ist. Sinnvoll wäre es auch, die Lärmschutzwand in Goßmannsdorf um 100 Meter in Richtung Norden zu verlängern, um Kindergarten und Grundschule vor Bahnlärm zu schützen, heißt es in der Stellungnahme der Stadt.

Für Ochsenfurt würden es die Stadträte gerne sehen, wenn an der Bahnlinie eine transparente, beziehungsweise eine Schutzwand aus Natursteinen in Gabionenbauweise errichtet wird. Keine Blechwand. Außerdem soll der Lärmschutz auf die Westsiedlung ausgedehnt werden, lautete der Einwand der Stadt im Planfeststellungsverfahren.

Die DB Projektbau lehnt alle Einwände der Stadt ab. „Der Einbau von zusätzlichen innovativen Maßnahmen ist in Ochsenfurt-Goßmannsdorf nicht zielführend, da sich dadurch nur geringe zusätzliche Pegelminderungen erreichen lassen können“, heißt es in der Erwiderung der Bahn. Transparente Lärmschutzwände will die Bahn aus Gestaltungsgründen nicht einbauen. Weiterhin weist die DB Projektbau in ihrer Stellungnahme darauf hin, dass es bei transparenten Wandelementen zu Reflexionen des Straßenverkehrs, insbesondere auf der bahnparallelen Straße kommen könnte.

Fettgedruckt steht in der Erwiderung der Bahn: „Wenn wir die von der Stadt geforderten transparenten Wandelemente im vollen Umfang einbauen würden, könnte sich der Bund die Lärmsanierung in Ochsenfurt sparen, da sich die Situation in der Stadt Ochsenfurt gegenüber der aktuellen Lage eher verschlechtern würde durch die sehr erheblichen Reflexionen aus Straßen- und Bahnlärm.“

Naturstein- statt Blechwände mit einer Höhe von 1,5 Metern wird es nur zwischen Sparkassen-Parkplatz und Palatium geben. Die Stadt wollte sie bereits beim Brunnen vor dem oberen Tor beginnen lassen und bis über die Brunnenstraße hinaus haben. Das lehnt die Bahn aber ab und baut stattdessen Alu-Wände.

Eine Verlängerung der Lärmschutzwand nach Westen lehnt die Bahn ab. Das Unternehmen vertritt die Ansicht, dass das äußerste förderfähige Gebäude das Anwesen Bärentalsiedlung 2 ist – und sich hier bei Bahnkilometer 118,32 auch das korrekte Ende der Lärmschutzwand befindet.

Keine Lärmschutzwand gibt es auch für die Häuser in der Lindhardstraße, am Salbenweg, an der Pestalozzistraße und an der Margareta-Helbling-Straße. Denn der Bebauungsplan „Lindhard“ stammt aus dem Jahr 1982.

Förderfähig sind aber nur Bebauungspläne, die vor dem 1.4.1974 rechtskräftig geworden sind. Eine Lärmschutzwand für die Westsiedlung wird abgelehnt, weil hier bereits mögliche passive Lärmschutzmaßnahmen umgesetzt wurden. Weitere Bundesmittel stehen keine zur Verfügung, heißt es in der Erwiderung der Bahn. Nicht erfreut waren die Mitglieder des Bauausschusses über die Ablehnung der Bahn. „Wir müssen beharrlich bleiben“, fordert Bürgermeister Peter Juks und empfiehlt, an den Eingaben festzuhalten.

Im Bauausschuss bekam er volle Unterstützung. Am 1. Oktober wird der Stadtrat noch einmal darüber diskutieren. Im vierten Quartal 2015 sollen dann alle Einwendungen und Stellungnahmen noch einmal erörtert werden. Privatpersonen haben sich nicht zum Vorhaben der Bahn geäußert.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Ochsenfurt
Goßmannsdorf
Thomas Fritz
Deutsche Bahn AG
Lärmschutz
Peter Juks
Planfeststellung und Planfeststellungsverfahren
Regierung von Unterfranken
Stadt Ochsenfurt
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • A. H.
    1. Die Bahn war schon da, als ein großer Teil - so z.B. auch "das Bärental" und die Westsiedlung - gebaut wurde. Die Klagen kommen mir deshalb gerade so abwegig vor, wie die eines Ruhesuchenden, der aufs Land zieht und dann klagt, dass Glocken und Hähne schweigen müssen.
    2. Zum Thema "Pilotstrecke": Also das reine Utopie, da ist 'Ochsenfurt und seine Nachbarn wirklich zu provinziell und unbedeutend, um für so was die entscheidenden Fürsprecher zu gewinnen; da reicht auch - und das sage ich mal vorsorglich - der "kurze Arm" e i n e s Abgeordneten nicht aus.
    3. DIE BAHN GIBT HIER BUNDESMITTEL AUS; d.h.: Wer mehr fordert, sollte auch die Finanzierung klären; es wird im Endeffekt immer der Steuerzahler sein.
    4. Warum wacht man erst jetzt auf, wo die Maßnahme kurz bevorsteht? Hat man die Entwicklung verchlafen? Eigentlich unverständlich, wo doch in Goßmannsdorf bereits seit geraumer Zeit eine Wand steht.
    Fazit: Dieses Thema ist durch!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten