Im August 2019 sollen zwei Studenten aus Würzburg zwei Bundespolizisten aus Hessen während eines Urlaubs auf Mallorca krankenhausreif geschlagen haben. Die beiden Opfer trugen Kieferbrüche davon, einer der Polizisten verlor das Bewusstsein. Obwohl er am Boden lag, sollen die Täter ihm gegen den Kopf getreten haben. Im Oktober 2021 wurden die beiden Studenten in Würzburg wegen gefährlicher Körperverletzung zu Freiheitsstrafen von je zwei Jahren verurteilt - ohne Bewährung. Doch nun gibt es womöglich eine spektakuläre Wende.
Handys der Opfer werden ausgewertet
Denn der Fall wird derzeit als Berufungsprozess vor dem Würzburger Landgericht erneut verhandelt. Dabei kamen Zweifel auf, dass tatsächlich die Täter auf der Anklagebank sitzen. Wie Gerichtssprecher Michael Schaller bestätigt, werden derzeit die Handys der beiden Polizisten ausgewertet: "Hintergrund ist die Frage, ob es sich bei den Angeklagten um die Täter handelt, die die erheblichen Verletzungen verursacht haben, oder ob eine Verwechslung vorliegen könnte", so Schaller.
In der ersten Instanz bei der Verhandlung vor dem Würzburger Amtsgericht vor einem Jahr hatten die Angeklagten bereits bestritten, die beiden Polizisten an der Strandpromenade Playa del Palma im Party-Ort El Arenal angegriffen zu haben. Die Studenten, die mit einer Freizeit-Fußballmannschaft Urlaub auf Mallorca gemacht und am Abend im Ballermann-Hotspot "Bierkönig" gefeiert hatten, gaben an, zur Tatzeit um 5 Uhr morgens in ihren Hotelbetten geschlafen zu haben. Vor Gericht hatten sie beteuert, dass sie in keine Schlägerei verwickelt gewesen seien und dass es sich um eine Verwechslung handeln müsse.
Auf Rückflug zufällig in der selben Maschine gesessen
In Spanien waren die Angeklagten tatsächlich noch nicht unter Verdacht geraten. Als bei der Schlägerei im August 2019 weitere Bundespolizisten, die am Strand den Geburtstag eines Kollegen gefeiert hatten, den beiden Opfern zu Hilfe kamen, waren die Angreifer bereits geflohen.
So gerieten die beiden Würzburger Studenten nur durch Zufall in den Fokus der Ermittlungen: Einer der verletzten Polizeibeamten war beim Rückflug in der Maschine gesessen, die auch die Amateur-Fußballer gebucht hatten. Der Bundespolizist war sich sicher, unter ihnen einen der Angreifer erkannt zu haben. Er veranlasste, dass die mutmaßlichen Täter nach der Landung auf dem Frankfurter Flughafen von der Bundespolizei bereits erwartet und ihre Personalien festgestellt wurden.
Polizisten wollen Studenten schon vor der Tat begegnet sein
Die Studenten seien ihnen schon am Abend vor der Tat aufgefallen, hatten die Opfer als Zeugen vor dem Würzburger Amtsgericht erklärt. Die jungen Männer hätten Feiernde auf der Promenade aggressiv provoziert und erkennbar auch die körperliche Auseinandersetzung gesucht.
Offen ist, ob dies für eine erneute Verurteilung reicht oder ob jetzt neue Fakten ans Licht kommen, die zu einem Freispruch der beiden Studenten führen. Die Auswertung der Handydaten wird einige Zeit in Anspruch nehmen, heißt es aus Justizkreisen. Ein Urteil wird für Mitte Oktober erwartet.
Es ist also noch gar nichts sicher. Also mal langsam mit der Vorverurteilung und den Pauschlisierungen.